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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin
Autoren: Alfred Bekker
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nicht, was ein Turm der Krieger ist, denn auf fast allen anderen Planeten unseres Heiligen Imperiums wird eine bodennähere Bauweise bevorzugt. Nicht so in Madanor, das auf der westlichen Hemisphäre unserer Urheimat Kridania einen halben Kontinent ausfüllt. Und diese Stadt der Städte wächst noch immer. Allerdings gibt es eine Bergkette, die das Wachstum der Stadt eingrenzt. { * } Das Bauhindernis liegt dabei einerseits in der Tatsache begründet, dass manche dieser Höhen weiter als zehntausend Meter emporragen. Aber auch ein religiöses Tabu lässt die Stadtverwaltung davor zurückschrecken, wenigstens die tiefer gelegenen Hänge und Hochebenen zu besiedeln, denn die Priesterschaft vertritt die Ansicht, dass der gesamte Gebirgszug als Berg des Ersten Raisa anzusehen ist.
    Tatsache ist, dass sich heute nicht mehr feststellen lässt, auf welchem Berg genau der Erste Raisa die Gebote Gottes empfing und wo ihm verkündet wurde, der Anführer eines auserwählten Volkes zu sein, dessen Aufgabe es sei, die Göttliche Ordnung bis zu den Grenzen des Universums zu tragen. So hat man kurzerhand alle in Frage kommenden Höhen als heilig definiert. Das hat durchaus einen gewissen Sinn. Schließlich minimiert man auf diese Weise die Gefahr eines Frevels. So kann es nicht geschehen, dass wir die heiligste Stätte der gesamten Kridanheit wider besseren Wissens schänden, indem wir ein profanes Gebäude errichten. Dagegen gibt es seit Langem eine Opposition, die vor allem in der Stadtverwaltung von Matlanor ihren Sitz hat. Im Laufe von Jahrtausenden hat sich der typische Baustil dieser Stadt auf diese Weise herausgebildet.
    Man baut in die Höhe und nicht in die Breite, wie es sonst unserer Art entspräche.
    Allerdings ist bereits absehbar, wann auch diese Bauweise uns vor theologische Probleme stellen wird. Schließlich reichen die Gebäude Matlanors immer höher empor. Wie Stacheln ragen sie in den Himmel, und es gibt immer mehr Schriftgelehrte und Würdenträger der Priesterschaft, die es als Frevel ansehen, wenn ein bestimmtes Maß überschritten wird. Sie verweisen auf das zuerst erwählte Volk Gottes, das wir Gambano oder Gambana nennen. Jene Rasse, die das Universum beherrschte, zahlreiche Artefakte hinterließ und ein technisches Verständnis besaß, von dem unsere Ingenieure nicht einmal zu träumen wagen. Doch sie wollten zu viel von allem, und jedes Gebäude, das zu weit in die Höhe ragt, hält uns selbst die Gefahr, einst wie sie zu werden, immer vor Augen.
    Immerhin gibt es Gesetze, die vorschreiben, dass die Wohntürme nicht höher sein dürfen als die Tempel. Findige Stadtplaner sind allerdings im Laufe der Jahrhunderte einfach dazu übergegangen, die Tempel immer weiter in die Höhe wachsen zu lassen. Angeblich zu Ehren Gottes, aber vielleicht auch deshalb, weil ein religiöses Tabu im Sinne einer effektiven Stadtplanung umgangen werden sollte.
    Es ist manchmal nicht leicht, den Geboten Gottes und den Erfordernissen des unvollkommenen Kosmos gleichermaßen gerecht zu werden.
    Die Gefahr, dass Gläubige ihre eigene Rolle im Kosmos überschätzen, dass sie nicht mehr nur an Gott glauben, sondern sich vorzustellen und zu handeln beginnen, als wären sie selbst Gott, ist groß.
    Innerhalb der Menschheit gibt es viele, die so denken. Die ihr eigenes Urteil, ihre eigenen Bedürfnisse, die Entfaltung ihrer eigenen Individualität als höchstes Gut ansehen. Eine Gesellschaft von lauter selbst ernannten Klein-Göttern fand ich unter den Heiden vor, von denen jeder einen Allmächtigkeitsanspruch stellte, der sich zumindest auf das eigene Schicksal beziehen sollte.
    Natürlich konnte dieser Anspruch für so gut wie keinen dieser schnabellosen Narren erfüllt werden.
    Aber ich schweife ab – bedingt durch den tiefen Eindruck, den meine Zeit als Austauschoffizier an Bord des Menschenschiffes STERNENFAUST hinterlassen hat. Aber darüber habe ich mich an anderer Stelle bereits genug ausgelassen.
     
     
    Die Ereignisse, über die ich berichten will, sind viele Jahre früher geschehen. Die Menschheit und das Heilige Imperium der Kridan standen sich feindlich gegenüber. Im Moment gibt es ein Bündnis zwischen beiden Parteien, weil ein Prediger für den noch unmündigen Nachfolger des Raisa regiert. Der Prediger vertritt die Auffassung, dass der Heilige Krieg keineswegs ewig sein muss.
    Aber eins steht ebenfalls fest: Irgendwann wird man ihn wieder aufnehmen müssen. Denn wir sind dazu auserwählt, dem Universum die Göttliche
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