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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin
Autoren: Alfred Bekker
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nur lästig, weil sie sich einerseits in Entscheidungen einmischten, die meines Erachtens unter rein militärischen Aspekten zu treffen gewesen wären, und andererseits die freie Meinungsäußerung unterdrückten. Aber in einer so existenziellen Situation, wie sie eine militärische Auseinandersetzung nun einmal darstellt, ist man darauf angewiesen, die Wahrheit zu erfahren. Nicht hinter jeder schlechten Nachricht steht auch die Absicht, die Gläubigen zu verunsichern, wie es unter den Tugendwächtern ein weitverbreitetes Vorurteil zu sein scheint. Ein Vorurteil, das durch den Umstand geschürt wird, dass sie weder von den technischen noch den militärischen Aspekten des Flottendienstes mehr als nur eine sehr oberflächliche Kenntnis haben. Sie scheinen anzunehmen, dass die Intensität des Glaubens den Mangel an Wissen und Fähigkeiten wettmachen könne. Aber da irren sie.] { * }
     
     
    »Kommandant, wir treten aus dem Zwischenraum aus!«, meldete der Rudergänger. Auf einer Positionsübersicht war zu sehen, wie sich eine Formation von Kridan-Schiffen den gigantischen Feuerspuckern der Menschen entgegenstellte.
    Ja, Feuerspucker nannten wir die riesigen Schiffe, für die man bei den Menschen die Bezeichnung Dreadnought verwendet – ein Wort, an dem ich mich lange vergeblich an der Aussprache versuchte. In den Gesichtern meiner Menschen-Offizierskollegen an Bord der STERNENFAUST sah ich oft das, was ich schon mal als Lächeln beschrieben und erläutert habe. Wie schwierig diese Muskelzuckungen zu verstehen sind, zeigt sich gerade an diesem Beispiel. Zuerst glaubte ich, es sei – wie so häufig – einfach ein Zeichen der Freundlichkeit und der Anteilnahme an meinen Bemühungen, eine Sprache zu lernen, für die meine Schnabel-Physiognomie einfach nicht geeignet war. Allerdings ist mir später in der Rückschau klar geworden, dass es wohl in erster Linie Schadenfreude war, die mit diesem Lächeln ausgedrückt wurde. [ …] { ** }
    Die Riesenschlachtschiffe der Menschen Feuerspucker zu nennen, war streng genommen nicht richtig, denn sie spuckten kein Feuer, sondern kleine Projektile, die mit einer so großen Wucht auf ihr Ziel trafen, dass sie es glatt durchschlugen. Allein die Wucht dieses Durchschlags löste im Inneren eines getroffenen Raumschiffs Explosionen aus. Wenn dann noch ein energieerzeugendes System, der Antrieb oder irgendein anderer sensibler Bereich, getroffen wurden, blieb oft nicht einmal Zeit, um das Schiff noch zu verlassen.
    Hunderttausende von Geschossen spuckten diese riesigen Tötungsmaschinen in jedem Augenblick aus Hunderten von Rohren. In dichter Formation positionierten sich die Menschenschiffe, und ihr Feuer hatte etwas von einem der gefürchteten Hagelschauer, wie sie häufig zum Wintereinbruch auf der Nordhalbkugel von Kridania auftreten.
    Manchmal, bei meteorologisch äußerst ungünstigen Bedingungen, wenn starke Luftdruckunterschiede aufeinanderprallen, kann man dieses Phänomen sogar im heiligen Madanor erleben.
    Die Feinde des Glaubens warten mit dem Beschuss immer so lange, bis ihre mit schlechter Zielerfassung ausgestatteten Geschützbatterien eine hinreichende Trefferwahrscheinlichkeit ausmachten.
    So versuchten wir, eine Annäherung so lange wie möglich zu vermeiden. Gleichzeitig zogen wir eine weit auseinandergespreizte Kampfformation vor, da dies das Trefferrisiko für die einzelne Schiffseinheit erheblich verringerte. Die Menschenschiffe verfolgten eine genau entgegengesetzte Taktik. Sie bevorzugten den kompakten Verband, der koordiniert das Feuer eröffnete und dann eine Feuerkraft entfaltete, mit der keiner unserer bisherigen Gegner aufzuwarten vermochte.
    Schon wurden die ersten Schiffe im Dienst des Heiligen Imperiums von zum Teil gleich mehreren Projektilen zerschlagen. Ohne nennenswerten Widerstand drangen sie durch die Außenhülle. Innerhalb von wenigen Augenblicken platzten Teile der Außenverkleidung ab. Ein getroffenes Schiff wurde förmlich durch die Explosionen in seinem Inneren auseinandergerissen, nachdem der Treffer des Wuchtgeschosses seinen Durchschlagskanal quer durch das Raumschiff getrieben hatte.
    Das Schiff – ebenfalls ein Kreuzer der Bal-Ten-Klasse wie meine KAMPFKRALLE – verwandelte sich in einen Glutball.
    Niemand, der im Augenblick auf der Brücke der KAMPFKRALLE seinen Dienst tat, blieb davon unbeeindruckt. Es waren unsere Kameraden, unsere Brüder im Glaubenskampf, die da bei lebendigem Leib verbrannt waren. Nichts würde von ihnen bleiben.
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