Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
können. Sie konnten sich nirgends verbergen. Nirgendwo anders als in sich selbst. Und in ihnen war Entsetzen.
    Die alliierte Flotte kam in Singapur an. Immer mehr Außenseiter drängten sich in Changi ein.
    Jetzt begannen auch die Fragen.
    Name, Dienstgrad, Nummer der Erkennungsmarke, Einheit?
    Wo haben Sie gekämpft?
    Wer ist gestorben?
    Wer wurde getötet?
    Wie war es mit Grausamkeiten? Wie viele Male sind Sie geschlagen worden? Wen haben Sie gesehen, der mit dem Bajonett erstochen wurde?
    Niemand? Unmöglich! Denken Sie nach, Mann! Benutzen Sie Ihren Kopf! Erinnern Sie sich. Wie viele sind gestorben? Auf dem Schiff? Drei, vier, fünf? Warum? Wer ist dabeigewesen?
    Wer ist von Ihrer Einheit übriggeblieben? Zehn? Von einem Regiment? Gut, schon besser. Na, wie sind die übrigen gestorben? Jawohl, alle Einzelheiten!
    Aha, Sie haben also gesehen, wie sie mit dem Bajonett erstochen worden sind?
    Drei am Pagodapaß? Aha, bei der Eisenbahn. Ja. Das wissen wir schon. Was können Sie hinzufügen? Welche Verpflegung haben Sie bekommen? Narkosemittel? Verzeihung, selbstverständlich, hatte ich ganz vergessen. Cholera?
    Jawohl, ich weiß alles über Lager 3. Was ist mit 14? Dem an der Grenze zwischen Burma und Siam? Da sind Tausende gestorben, nicht wahr?
    Zusammen mit den Fragen brachten die Außenseiter auch Meinungen mit. Die Männer Changis hörten, wie einer sie dem andern heimlich zuflüsterte.
    Haben Sie den Mann gesehen? Mein Gott, einfach unmöglich! Er läuft nackt herum! In aller Öffentlichkeit!
    Und sehen Sie mal da hinüber! Da macht es einer in aller Öffentlichkeit! Und, großer Gott, er benutzt kein Papier! Er nimmt Wasser und die Hände! Mein Gott – alle tun es!
    Sehen Sie sich dieses schmutzige Bett an! Mein Gott, hier wimmelt es ja von Wanzen! Auf welche Stufe die armen Schweine gesunken sind – schlimmer als Tiere!
    Müßten eigentlich in einer Irrenanstalt sein! Gewiß, die Japsen haben sie soweit gebracht, aber es wäre trotzdem sicherer, wenn man sie einsperrte. Sie scheinen nicht zu wissen, was richtig und was falsch ist!
    Sehen Sie doch mal, wie die da drüben das schmutzige Zeug aufschlabbern! Mein Gott, da gibt man ihnen Brot und Kartoffeln, und sie wollen Reis!
    Muß wieder zum Schiff zurück. Kann's nicht abwarten, die Jungens hierherzubringen. Die Chance ist einmalig, so was kriegt man nie wieder zu sehen.
    Mein Gott, die Schwestern da drüben wagen doch allerhand, hier so herumzulaufen.
    Quatsch, die sind völlig sicher. Hab eine ganze Masse von den Mädchen heraufkommen sehen, um sich hier umzusehen. Donnerwetter, da drüben ist eine tolle Biene!
    Widerlich, wie diese Gefangenen sie anglotzen.
    Außer den Fragen und Meinungen brachten die Außenseiter auch Antworten mit.
    Ach, Leutnant beim fliegenden Personal Marlowe? Jawohl, wir haben ein Kabel von der Admiralität erhalten. Kapitän Marlowe von der Königlichen Kriegsmarine ist, eh, ich fürchte, Ihr Vater ist tot. Gefallen im Kampf auf der Murmanskstrecke. Am 10. September 43. Tut mir leid. Der nächste!
    Hauptmann Spence? Jawohl. Wir haben viel Post für Sie. Sie können sie im Wachhaus in Empfang nehmen. Ach ja. Ihre – Ihre Frau und Ihr Kind sind in London bei einem Luftangriff umgekommen. Im Januar dieses Jahres. Tut mir leid. Eine V 2. Scheußlich. Der nächste!
    Oberstleutnant Jones? Jawohl, Sir. Sie werden bei der ersten Gruppe sein, die morgen abgeht. Alle rangältesten Offiziere sind dabei. Bon voyage. Der nächste!
    Major McCoy? Ach ja, Sie haben sich nach Ihrer Frau und Ihrem Sohn erkundigt. Lassen Sie mal sehen, sie waren doch an Bord der Empress of Shropshire , nicht wahr? Das Schiff, das am 9. Februar 42 von Singapur ausgelaufen ist? Tut mir leid, wir haben keine Nachrichten, wir wissen lediglich, daß es irgendwo vor Borneo versenkt wurde. Es gibt Gerüchte, daß es einige Überlebende gegeben hat, aber ob es wirklich welche gegeben hat oder wo die jetzt sein mögen – das weiß niemand. Sie werden sich gedulden müssen! Wir haben erfahren, daß es überall Kriegsgefangenenlager gibt – auf Célebes – auf Borneo – Sie werden sich gedulden müssen! Der nächste!
    Ah, Oberst Smedly-Taylor? Tut mir leid, schlechte Nachrichten. Ihre Frau ist bei einem Luftangriff umgekommen. Vor zwei Jahren. Ihr jüngster Sohn, Staffelführer Major P.R. Smedly-Taylor, VC, wurde 44 über Deutschland abgeschossen. Ihr Sohn John ist in Berlin bei den Besatzungsstreitkräften. Hier ist seine Adresse. Rang? Oberstleutnant. Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher