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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig
Autoren: James Clavell
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habe, schicke ich Ihnen alles mit unseren Jeeps. Ich lasse Ihnen einen Arzt und zwei Sanitäter hier, bis Ihre Leute hier ankommen.«
    »Danke.« Forsyth versuchte, sich die Müdigkeit aus den Augen zu reiben. »Wir könnten sie brauchen. Ich unterschreibe für die Medikamente. Das Oberkommando der Südostasienarmee wird meine Unterschrift anerkennen.«
    »Wozu ein gottverdammtes Papier. Sie brauchen die Medikamente, und Sie bekommen sie. Dafür sind sie schließlich da.«
    Er drehte sich um. »Los, Unteroffizier, lassen Sie die Leute auf den Lastwagen steigen.« Er ging zum Jeep hinüber und beobachtete, wie die Tragbahre ordentlich festgeschnallt wurde. »Was meinen Sie, Doktor?«
    »Bis in die Staaten hält er es durch.« Der Arzt blickte von der bewußtlosen Gestalt auf, die ordentlich in die Zwangsjacke geschnallt vor ihm auf der Tragbahre lag. »Aber das ist auch alles. Sein Geist ist für immer hinüber.«
    »Hunde«, sagte der Major müde und hakte Max auf der Liste ab. »Irgendwie scheint mir das ungerecht.« Er senkte die Stimme. »Was ist mit den andern?«
    »Es sieht nicht besonders gut aus. Allgemeine Mangelerscheinungen. Angst vor der Zukunft. Nur einer ist in halbwegs anständiger physischer Verfassung.«
    »Gottverdammt, ich begreife nicht, wie auch nur einer es geschafft hat. Sind Sie im Gefängnis gewesen?«
    »Natürlich. Hab mich nur mal schnell darin umgesehen. Das hat mir gereicht.«
    Peter Marlowe sah finster zu. Er wußte, daß er nicht allein der Abfahrt seines Freundes wegen unglücklich war. Es war mehr als das. Er war traurig, weil die Amerikaner weggingen. Irgendwie hatte er das Gefühl, daß er dorthin, zu ihnen gehörte, und das war doch falsch, denn sie waren Ausländer. Dabei wußte er genau, daß er sich nie als Ausländer fühlte, wenn er bei ihnen war. War es Neid? fragte er sich. Oder Eifersucht? Nein, ich glaube nicht. Ich weiß nicht, warum, aber ich habe das Gefühl, daß sie nach Hause gehen und ich im Stich gelassen werde.
    Er trat ein wenig näher an den Lastwagen heran, als Befehle gerufen wurden und die Männer auf den Wagen zu klettern begannen. Brough, Tex, Dino, Byron Jones III und alle andern, die in ihren nagelneuen Uniformen prächtig und unwirklich aussahen. Sie redeten und schrien und lachten. Nicht aber der King. Er stand etwas abseits. Allein.
    Peter Marlowe war froh, daß sein Freund wieder unter eigenen Leuten war, und er betete, der King möchte wieder mit sich selbst ins reine kommen, wenn er erst unterwegs war.
    »Rauf mit euch, Leute.«
    »Macht schon, klettert auf die gottverdammte Karre.«
    »Nächste Station die Staaten!«
    Grey hatte keine Ahnung, daß er neben Peter Marlowe stand. »Ich habe gehört«, sagte er und sah zum Lastwagen hinüber, »daß sie ein Flugzeug haben, das sie den ganzen Weg nach Amerika zurückfliegt. Eine Sondermaschine. Ist so was möglich? Nur eine Handvoll Leute und ein paar kleine Offiziere?«
    Peter Marlowe hatte seinerseits Grey nicht bemerkt. Er betrachtete ihn forschend und verachtete ihn. »Was sind Sie für ein gottverdammter Snob, Grey, wenn man es richtig betrachtet.«
    Greys Kopf flog herum. »Ach, Sie sind es.«
    »Ja.« Peter Marlowe nickte zu dem Lastwagen hin. »Die Leute glauben, daß der eine soviel wert ist wie der andere. Deshalb bekommen sie eine Maschine ganz für sich allein. Es ist großartig, wenn man es sich überlegt.«
    »Erzählen Sie mir bloß nicht, daß die oberen Klassen endlich erkannt haben …«
    »Ach, halten Sie doch die Schnauze!« Peter Marlowe ging weg, die Galle kam ihm hoch.
    Neben dem Lastwagen stand ein Unteroffizier, ein gewaltiger Mann mit vielen Streifen auf dem Ärmel und einer erkalteten Zigarre im Mund. »Los. Rauf auf den Lastwagen«, wiederholte er geduldig.
    Der King stand als letzter unten auf der Erde.
    »Himmeldonnerwetter, klettern Sie rauf!« knurrte der Unteroffizier. Der King rührte sich nicht. Dann warf der Unteroffizier ungeduldig die Zigarre weg, stieß den Zeigefinger vor und brüllte: »Sie, Korporal! Machen Sie, daß Sie Ihren gottverdammten Arsch auf den Lastwagen raufkriegen!«
    Der King fuhr aus seiner Versunkenheit auf. »Jawohl, Unteroffizier. Entschuldigung, Unteroffizier!«
    Fügsam kletterte er hinten auf den Lastwagen und stand dort, während alle anderen saßen und rings um ihn erregte Männer miteinander redeten, aber nicht mit ihm. Niemand schien ihn zu bemerken. Er hielt sich an der Seitenklappe des Lastwagens fest, als dieser aufheulte und den
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