Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Titel: Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
Autoren: Silke Brocks
Vom Netzwerk:
letztendlich wieder berappeln. Verbindlicher konnte Unterstützung wohl nicht gewährt werden.
    Mac wollte auch meinen Kaffee bezahlen. Der alte Sparfisch ! In all den Jahren hatte der Oberboss sich viele mitbringen lassen, aber selber keinen einzigen springen lassen. Seit ich in Sealife gewesen war, fand ich auch, dass sein Lächeln wie das des Spardosenfisches aussah. Ernsthaft.
    Verschämt zeigte er mir das Foto seiner beiden Söhne in seiner Patte, und ich sah nirgends das Bild seiner Frau. Aber genau, die hatte ihn doch irgendwann verlassen? Noch bevor mein Gehirn sich wieder an diese Geschichte erinnern konnte, half mir Mac auch schon auf die Sprünge. Er schaute nochmals auf das Foto seiner Söhne und ein kleines Lächeln huschte dabei über sein graues Gesicht. Die Frau, seine Frau war aus seinem Leben verschwunden. Verschwunden, weil er nie dagewesen war, als man in brauchte. Seit Jahren arbeitete er und war nie zu Hause, wo man ihn doch brauchte. Als die Kinder dann zu Schule gingen, wurde die Frau mutig und ging.
    „Ich wünsche dir wirklich alles Gute für dich und Tristan und für dein neues Leben“, sagte er.
    „Für dich ist ein Neuanfang noch nicht zu spät“, fügte er hinzu. „Auch wenn wir eine hervorragende Analystin verlieren werden und dringend eine neue Expertin für den deutschen Markt bekommen müssen“.
    Er holte kurz Luft und machte eine Pause und für einen Augenblick sah er gar nicht mehr wie mein Chef aus. Für einen klitzekleinen Moment. „Das mit den unwiderruflichen Garantien müssen wir aber noch mal überdenken. In diesen Zeiten“, sagte er nun wieder im Cheffe-Jargon. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Firmen uns damit irgendwie verkackeiern wollen, damit sie auch in diesen Zeiten ein gutes Rating kriegen“.
    Und da war er wieder, mein Arbeitstag, der mal wieder so ganz anders als geplant verlaufen sollte.
    „Wie sollen wir denn so was beweisen?“, fragte ich mich laut.
    „Der Beweis kann es beweisen“, sagte Chris , ohne zu wissen, um was es ging.
    Ich lächelte trotzdem. „Das wird echt schwierig“, sagte ich. Doch schon mein erste r Telefonkontakt bei der ABC-Versicherung verrät sich in der Leitung. Da hatte ich mich nicht geirrt, denn wenn ich etwas frage und Herzgepoltere zur Antwort bekomme, liege ich meistens richtig. Und Herr Doktor S. der ABC-Versicherung hatte die Bürgschaften erst kürzlich auf alle seine Tochtergesellschaften im Konzern ausgeweitet, wie er mir bereitwillig mitteilte, denn die Tochtergesellschaften seien nun mal mehr als wichtig für den Gesamtkonzern.
    Ich setzte diese Notiz für meinen Nachfolger auf die ToDo-Liste , die mittlerweile schon 2 DIN A4-Seiten lang war. Einen Tag später war ich ja schon weg. Dies musste unbedingt für alle gerateten Unternehmen geprüft werden.
    Das gesamte Team saß mittlerweile im Meetingraum, um über die weitere Vorgehensweise zu sprechen. Ich war allerdings nicht mehr eingeladen und saß weiter vorm Bildschirm und schob per Mausklick Dateien auf meinen privaten Stick. Was auch immer ich damit in Afrika wollte, fragte mich mein schlechtes Gewissen? Ich wusste die Antwort sofort und war mir sicher, dass ich die Dateien dort und sonstwo nie gebrauchen würde und löschte sie daher auch wieder. Währenddessen redete meine Mutter am Telefon wie ein Wasserfall auf mich ein. Sie machte mir klar, dass ich nicht mit einem Mann, den sie gar nicht kannte, nach Afrika gehen könnte. Und das stimmte ja auch.
    „Ok, wir kommen am Wochenende für eine Nacht“, sagte ich. „Echt?“, fragte sie überrascht zurück.
    „Echt“, sagte ich und legte auf. Seit ich hier arbeite habe ich nie das Internet privat genutzt. Nur das Telefon ab und an und das lag ja offensichtlich auch an den Arbeitszeiten hier.
    Easyjet macht seinem Namen mal wieder alle Ehre. Seitdem die Billigairline nach Dortmund fliegt, habe ich jedes Mal das billigste Angebot bekommen. 19,99 Pfund one way. Dazu kam dann zwar noch die Koffergebühr und die Fahrt zum Flughafen inklusive Kaffee mitten in der Nacht und Taxi zum Bahnhof, aber das ganze kostete für Tristan und mich zusammen kaum 100 Pfund.
    Vor zehn Jahren bekam ich für dieses Geld nicht mal einen Flug für mich alleine von Düsseldorf.
    „Und, wie war es?“, fragte ich Chris, als er aus dem Meeting zurückkam und ich in dieser Zeit schon vieles geregelt hatte.
    „Interessant“, sagte er. „Wir werden die Rating-Methodik ein wenig ändern“, sagte er. Ohne mich, wurde mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher