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Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Titel: Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
Autoren: Silke Brocks
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schmackhaft gemacht von einer Jobvermittlungs-Agentur.
    Zum einen hatte ich erfolgreich BWL studiert und schon in einer Versicherung, dazu sogar als Analystin im Kreditrisikomanagement, gearbeitet. Damit hatte ich Erfahrung und war vom Fach.
    D ie Dame aus der Jobvermittlung meinte, dass eine Rating-Agentur ganz gut zu mir passen könnte und ich dachte mir das dann auch (auch wenn ich noch nie von Ratings und den Rating-Agenturen gehört hatte). Hauptsache Knete und LONDON.
    Und wie es der Zufall so wollte, fehlte dem Team bei einer der drei großen Agenturen auch noch ein deutscher Experte. Und mir fehlte Felix, den man an dieser Stelle ja eigentlich nicht erwähnen sollte, auch wenn er definitiv ein Grund für meine Auswanderung nach London gewesen war.
    Felix hatte blaue leuchtende Augen , die strahlender leuchteten als die von Terence Hill es jemals für mich getan hatten. Ich hatte Felix im Münsterland auf einer Party kennengelernt und wurde von ihm mit Geschichten aus der Londoner Finanzwelt und Rotwein abgefüllt. Seine Geschichten von Parties und seinem Leben aus London faszinierten mich.
    „Stell dir vor, einige Restaurants haben dort keine Alkohollizenz.“
    „Gar nicht mal so schlecht“, sagte ich. „Denn wenn wir weiter so bechern, stehe ich morgen nicht mehr auf“.
    „Den darf man dann aber mitbringen“, lautete seine Antwort und das brachte ihn erst so richtig in Fahrt.
    Ich schaute auf mein Weinglas, das merkwürdigerweise schon wieder leer war, dann in seine so wunderbar blauen Augen und sagte: „In dieser Stadt will ich auch mal arbeiten.“
    Auf Parties sagt man oft sehr schnell sehr viel, vor allem, wenn man besoffen ist. Am nächsten Morgen hatte Felix das bestimmt schon wieder vergessen, insbesondere, da er sich ohne mich von der Party verabschiedet hatte.
    Aber in meinem Fall war das anders. Ich war keine Frau mit Filmriss am nächsten Tag und wusste noch alles, was er mir erzählt hatte.

2
    ……………Analysten, die durch ihre Ratings, nicht nur die bewerteten Unternehmen beglücken. Analysten, die auch wissen, was ein gutes Unternehmen braucht, um ein gutes Rating zu bekommen.
    In einer Zeit, in der uns nur noch schlechte News aus der Finanzwelt erreichen, in der Fähren sogar im Hafen innerhalb von Minuten untergehen, in der strahlenverseuchte Fische kein Jahr nach dem Unglück schon wieder gegessen werden, werden sie aber auch dringend benötigt: die Beurteilung von Versicherungsunternehmen sowieso. Schließlich bangen insbesondere die Reichen um ihre private Rente.
    Rating-Agenturen kennt mittlerweile jeder. Und alle kennen auf einmal Ratings. Selbst die Malteser, die es bislang nur auf die Hitliste von englischlernenden Schulklassen geschafft hatten. Und die Slowakei sollte man hier auch nicht vergessen zu erwähnen. Alles schaute zumindest kurzfristig auf Bratislava.
    Und die deutschen Frauen, die freiberuflich tätig sind, wickelten in dieser Zeit vorm Fernseher ihre Waden bei Erkältungen in kalte Lappen ein, statt zum Arzt zu gehen, weil sie ihre hohen Beiträge von der Krankenversicherung wiederbekommen wollten. Und die bekamen sie nur, wenn sie keine Rechnungen eingereicht hatten. Und wenn es gar nicht mehr ging, bestellten sie dann im Internet ein rezeptfreies Mittelchen. Und das hilft zumindest vielen deutschen Krankenversicherern zu einem guten Rating. Denn dann können sie mit hoher Beitragsrückerstattung nicht nur ihre Bestandskunden ködern, sondern auch den einen oder anderen Neukunden hinzugewinnen.
    Ich selbst hatte in Deutschland eine wahnsinnig teure Krankenversicherung. Hier auf der Insel kostet sie so gut wie nichts, aber dafür kostet das Leben hier. Insbesondere die Miete und die Tube. Das ist die U-Bahn hier. Aber hier scheint es nicht einmal Erkältungen zu geben. Selbst im tiefsten Schnee (den es hier zurzeit wider Erwarten und anders als angekündigt doch gibt) laufen meine Kolleginnen mit kurzen Röcken und dünnen Strumpfhöschen durch die Gegend. Keiner schnupft. Keiner friert. Auch nicht drinnen. Wahrscheinlich mit Dank an die Klimaanlage, die selbst im tiefen Winter eiskalt eingestellt ist und kalt und kalt hier auf der Insel doch warm wird, mich als Deutsche aber einfach ignoriert.
    Hier wird einfach keiner krank. Das war meine Schlussfolgerung, denn wenn jemand krank werden täte, müssten ja alle zum Arzt und das kostete ja dann. Und das müsste sich dann auch auf die Krankenversicherungsbeiträge auswirken (ja, ich habe wirklich ein
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