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Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Titel: Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
Autoren: Silke Brocks
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immer gleichen Erkerfenstern.
    Aber das Zimmer mit diesem tollem Erkerfenster war dank des ewigen Türgeknalles nicht das erwünschte Herrenzimmer, denn rein ins Haus kam man direkt daneben. Die schlaue Liese hatte ich wohl in Deutschland gelassen, als ich mir dieses Zimmer voller Stolz ausgesucht und eingeheimst hatte und die da noch frei gewesene Kammer hoch oben im Dachgeschoss erfolgreich und naserümpfend ignoriert hatte. Zudem zog es aus noch mehr Ritzen hier und lüften brauchte man durch die dafür vorgesehenen Miniklappen daher gar nicht mehr.
    Ich ignorierte wie immer das Chaos auf dem Bett und grub mir eine Grube frei. Der Tag war für mich mal wieder mehr als anstrengend gewesen.
    Am nächsten Tag klingelte der Wecker dann schon wieder um 7.30 Uhr in der Früh. Das sollte sich auch nicht ändern, solange ich arbeiten würde. Und schuld daran war nicht meine Eitelkeit, sondern die lange Fahrt.
    „Beeil dich“, trieb ich mich wie immer im Selbstgespräch an. „Dein Dienst fängt um 9 Uhr an“.
    Ich kletterte in meine gebügelte Bluse und knöpfte sie mir schief zu. Ich war wirklich kein Freund des frühen Aufstehens, aber immerhin überlebte die Strumpfhose das heutige Anziehmanöver und klaute mir nicht schon wieder ein paar Pfund mehr aus der Tasche.
    Beim Verkaufsstand vorm Gleis knurrte ich zwanzig Minuten später nach Kaffee und bekam ihn auch. Dafür berappte ich umgerechnet 5 Euro. Endlich saß ich in der Tube. Einen Sitzplatz hat man immer, wenn man an der Endstelle wohnt. Und dafür ist Upminster schon wieder gut.
    Nach einer knappen Stunde war ich dann auch im Großraumbüro am Computer angekommen, und nur kurze Zeit später lachte mich das Kapitalmodell auch schon wieder an.
    Mir wurde direkt klar, ich würde hiermit auch heute keinen Spaß haben.
    Bei der Berechnung fiel mir schon gestern auf, dass sich das Ergebnis beziehungsweise das Rating für das Unternehmen um eine ganze Rating-Kategorie verbessern würde.
    Dabei handelt es sich um äußerst fragwürdige Staatsanleihen aus Ländern, die es zurzeit immer wieder in die negativen Schlagzeilen schaffen. Trotz Urlaubsgedanken bei diesen und schon lang vermisster Hitze werden für diese schlechte Ratings vergeben. Da die Länder schon runtergestuft sind, muss das Kollegium doch einsehen, dass auch die Unternehmen, die in diesen Länder tätig sind, anders unter die Lupe genommen werden müssen.
    Zurzeit ist Deutschland noch mit AAA geratet und hat damit das höchst zu vergebene Rating. Und wird auch voraussichtlich nicht runtergestuft, wenn man der Presse glaubt.
    Nach nur einer halben Stunde verlasse ich meinen Schreibtisch.
    Auch John war schon wieder in seinem Stall. Verkatert, aber frisch geduscht , und mir noch unbekannten Anzug. Fertig sah er allerdings echt nicht aus.
    Als ich gerade mit neuem Kaffee aus dem Automaten , der mich hier nix kostet, an meinen Schreibtisch zurückschleichen will, klopft mir dieser von hinten auf die Schulter. Und sagt mir zum x-ten Male, dass ich das Kapitalmodell ändern soll.
    „Ja , klar“, sagte ich zum wiederholten Male ebenfalls nett.
    „ Ja, Mann!“, dachte ich, nickte dabei zur Bestätigung aber auch ganz nett.
    Ich war seit einer Stunde mit meiner Arbeit beschäftigt, als John dann auch wie erwartet wieder zu mir kam.
    „Guck mal, was ich hier gerade mache!“, kam ich ihm dieses Mal aber zuvor.
    Seit ich heute Morgen angekommen war, hatte ich mir das Portfolio von weiteren drei Versicherungsgesellschaften, die bereits ein Rating hatten, rausgesucht.
    „Das sieht echt schlecht aus für die Unternehmen“, fügte ich hinzu.
    „Ach, ja?“, hörte ich. „Bist du dir da auch sicher?“, fragte er da aber schon wieder und meinte das auch ganz unsicher.
    „Ja, aber ich brauch noch ein wenig Zeit“, lautete meine mutige Antwort in dieser unsicheren Lage.
    Wie sich später herausstellte, war das Ergebnis echt beunruhigend.
    Bei einem Rating, in dem das Unternehmen nur in Länder wie Italien, Spanien und Griechenland investiert hat, wird sich das Ergebnis mehr als verschlechtern und so fiel auch die Kinnlade von John mehr als eine Schublade tiefer, als ich ihm dies erklärte.
    Während er noch versuchte das Ergebnis schön zu reden, führte ich ihm weitere Ergebnisse vor.
    Die Agentur bewertete tausende von Unternehmen und das in weit mehr als hundert Ländern. Dafür waren die Kollegen aus der Ländergruppe zuständig, dessen Chef passenderweise durchklingelte, als ich gerade bei John am
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