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Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Titel: Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
Autoren: Silke Brocks
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zu verlieren.
    Ein anderes Unternehmen glaubt nach wie vor an die Risikolebensversicherung und berücksichtigt nicht, dass immer weniger Menschen heiraten und Kinder kriegen. Niemand braucht eigentlich mehr seine nicht vorhandenen Familien abzusichern, aber die Produkte sind nun mal da und müssen an den Mann gebracht werden.
    Nun s ind die Abschlusskosten einer Police immens und sollte man vor Ablauf der Police aussteigen, hat man eh nichts gewonnen. Und davon gehen die meisten Versicherungsunternehmen aus beziehungsweise hoffen zumindest, dass die Leute sich so verhalten – gerade in diesen schweren Zeiten. Denn sie haben den Hauptanteil ihrer Provision bereits bei Policen-Abschluss eingefahren. Die Folgejahre sind dann weit weniger gewinnbringend, aber zum Ende der Laufzeit sieht das alles schon wieder ganz anders aus.
    Nach einer repräsentativen Umfrage einer deutschen Unternehmensberatung ist Versicherungsvertreter ein Beruf, den heutzutage gar keiner mehr will. Nach dieser Umfrage wollen ganze 45% der Deutschen niemals Versicherungsvertreter werden und das sind ganz schön viele, die nicht Klinkenputzen wollen. Auf Platz 2 tummeln sich schon die Politiker und auf Platz 3 die Fernfahrer, was mich dann doch ein wenig verwundert.
    Das Management wird auch bei einem Rating bewertet. Aber es gibt kein Rating, dass durch ein gutes Management alleine angehoben werden kann. Die Betonung liegt auf gut, denn gut kann ein Management nur dann sein, wenn auch die Zahlen stimmen. Außerdem muss es nicht nur in der Vergangenheit gut gewesen sein, sondern dies auch in Zukunft bleiben. Und obendrein muss es diese Erfolge auch noch gut verklickern, so dass man dem ganzen auch Glauben schenkt. Gut und gerne. Der Preis eines Ratings ist hoch. Damit macht es für schlechte Unternehmen keinen Sinn eins zu haben. Haben sie aber keins, macht das oft fälschlicherweise den Eindruck, dass das Unternehmen schlecht ist.
    Aber eine gute Strategie alleine reicht nicht, auch wenn das oft behauptet wird. Im Gegenteil hat sich in der Vergangen heit immer wieder gezeigt, dass nur die, die schon lange erfolgreich an ihren Geschäftsmodellen gebastelt haben, auch langfristig erfolgreich waren. Klagelieder werden von ganz anderen Kandidaten gesungen, nämlich von denen, die auch Katastrophen erleben, die sie nicht durch die allgemeine Krise erfahren haben, sondern durch ihre eigene Inkompetenz.
    Nach all den stressigen Jahren, in denen ich häufig einfach nur hatte gehen wollen, war es nun bald so weit. Aber je länger ich darüber nachdachte und je näher der Zeitpunkt kam, desto trauriger wurde ich auch irgendwie.
    Das Team war mir doch ganz schön ans Herz gewachsen, hatten wir doch hier gemeinsam viel Blut und Wasser geschwitzt. Chris hatte mich in den letzten Tagen und Wochen ganz besonders unterstützt, so als wolle und müsste er sein ehemals dummes Benehmen mir gegenüber noch immer entschuldigen. Gerade kam er vom Flughafen zurück, da er in Irland auf einem Seminar über Ratings gefachsimpelt hatte.
    „Ich hätte besser über Schocktherapien sprechen sollen“ , sagte er zur Begrüßung, „ und sie direkt vor Ort anwenden müssen, aber das habe ich mir nicht getraut“.
    Ich lachte und wusste, dass er in meinem neuen Leben mein Freund bleiben würde.
    Als ich kurze Zeit später um 5 das Büro verließ, beschloss ich eine meiner letzten Fahrten überirdisch zu machen. Die nun folgende fast zweistündige Stadtrundfahrt brachte mich zwar nur bis zur Oxford Street, aber die war heute kein willkommener Stopp mehr für mich. Ich stieg lediglich in die U-Bahn um.
    Zuhause angekommen schlief ich mal wieder wie immer nur noch ein.

49
    …………Ich merkte im Schlaf, wie Tristan kam und als ich wieder wach wurde, war er schon wieder weg.
    So kann das echt nicht weitergehen, aber wird es ja auch Gott sei Dank nicht mehr lange!
    Eine gute Stunde s päter war ich dann auf derArbeit in der Cafeteria und mein Chef nahm sich heute sogar eine Minute für mich. Wir setzten uns sogar und erst jetzt merkte ich, wie schnell ich hier wirklich weg sein würde und ließ daher auch die nervige Fragerei über mich ergehen. Gerne sogar.
    Zudem hatte ich in vi elen Fällen mit nicht widerruflichen und nicht stornierbaren Bürgschaften zu tun gehabt und als wirklich mal eine Tochter ihre Mutter um Hilfe bat, tat diese es dann auch. Die Tochter war alleine zwar so schwach gewesen, dass sie insolvent gegangen wäre, aber gemeinsam mit der Mutter konnte sie sich
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