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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin
Autoren: Elaine Cunningham
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reagierten, indem sie jubelten und in einem schneller werdenden Rhythmus mit den Füßen aufstampften, tanzten und die Arme dem Licht entgegenstreckten. Die Vorführung endete mit einer gleißenden Explosion, eine Wolke aus funkelnden Teilchen sank auf die jubelnde Menge nieder. Diese winzigen Lichter blieben bis zum Sonnenaufgang an der roten Kleidung haften und bildeten Muster, die der Tradition nach verrieten, was Mystra für die Zukunft vorgesehen hatte.
    Lachend und laut redend verteilten sich die Menschen, um die Feste zu genießen, die an diesem Abend überall stattfanden und sich überwiegend darum drehten, die Zukunft vorauszusagen. Einige gingen in die Tempel, um den fröhlichen Riten zu Ehren Mystras beizuwohnen, während andere bei Erkenntniszauberern Rat suchten, die solche Zeichen mit Hilfe von Beschwörungen lasen. Das gemeine Volk veranstaltete kleine Feiern für Wahrsagerinnen aus der Nachbarschaft, die mit ein wenig simpler Magie und einem Leben voller Erfahrungen für die Menschen, die ihren Rat suchten, glaubwürdige Geschichten sponnen. Die meisten von ihnen waren mit dem zufrieden, was sie zu hören bekamen. Unerfreuliche Weissagungen waren am Tag der Herrin so selten wie Schnee im Sumpf.
    Am Himmel über dem See wurden die inzwischen wieder dunklen Schiffe auf die Rückkehr in den Hafen vorbereitet. Procopio Septus, Oberbürgermeister von Halarahh und Kapitän der Flotte aus Himmelsschiffen, nickte seinem Steuermann zu. Ehe der Mann die Befehle aber an die Mannschaft weitergeben konnte, begann die Kristallkugel neben dem Ruder pulsierend zu leuchten.
    Procopio strich mit den Fingerspitzen über den Kristall. Auf der Oberfläche der Kugel nahm ein Gesicht Gestalt an – rund, gutgelaunt und unangenehm vertraut. Der Magier unterdrückte einen Seufzer, als er Basel Indoulur erkannte, Nemesis und alter Freund zugleich.
    »Wir haben eine gute Vorstellung beschworen , nicht wahr?
    »Dir auch einen schönen Tag der Herrin, Basel«, sagte Procopio zu seinem Magierkollegen, ignorierte aber den unterschwelligen Humor in den Worten des Mannes. Basel Indoulur war ein Magier der Beschwörerschule, die nicht so hoch angesehen war wie die der Erkenntniszauberer, Procopios Disziplin. Aber Basel ließ nie eine Gelegenheit aus, um den Erkenntniszauberer mit der Meinung aufzuziehen, Beschwören bewirke etwas, während Erkenntniszauberei sich lediglich in das einmischte, was andere Magier taten oder zu tun beabsichtigten.
    Die Schule der Magie war aber nicht der einzige Unterschied zwischen den beiden. Procopio war ein kleiner Mann mit hervorstechender Hakennase und starken, groben Händen. Sein dichtes weißes Haar trug er kurz. Sein Erscheinungsbild war stets auf das äußerste gepflegt, und seine Kleidung war dezent, auch wenn die traditionelle rote Seide zu Ehren des Tags der Herrin Pflicht war. Basel Indoulur dagegen war eine fette, heitere Seele, und er war ein bekennender Genießer der schöneren Dinge, die Halruaa zu bieten hatte. Er trug eine Tunika aus hochroter Seide mit perlenbesetztem Saum und weiten Ärmeln.
    Wie immer hatte er Duftöle in sein schwarzes Haar gegeben und es zu winzigen Zöpfen flechten lassen. Wenn er lachte – und das kam oft vor –, begannen die Perlen an der Spitze der Zöpfe heftig zu vibrieren. Procopio beurteilte Basel nicht nach seiner Erscheinung, sondern nach seinem Ehrgeiz. Der Beschwörer hatte ein hohes Maß an magischem Geschick erreicht, und er war der Senatssprecher seiner Heimatstadt Halagard. Es war Procopio nicht entgangen, daß Basel nur selten eine Gelegenheit ausließ, um Veranstaltungen am Hofe König Zalathorms beizuwohnen. Was er sich davon versprach, war Procopio nicht klar. Schließlich war der König Erkenntniszauberer, so wie die meisten herrschenden Magier. Es war weithin bekannt, daß nur ein Erkenntniszauberer sich Hoffnungen machen durfte, dem Magierkönig auf den Thron zu folgen.
    »Der Tag der Herrin war ein großer Erfolg, alles lief hervorragend, wie ich es auch erwartet hatte«, fügte Procopio an und stichelte nun seinerseits ein wenig.
    »Guter Konter!« Basel warf den Kopf zurück und lachte von Herzen.
    Das Kompliment dämpfte die Selbstzufriedenheit des Erkenntniszauberers, allerdings nicht lang. Procopio hatte andere Mittel und Weg, um seine Meinung kundzutun und seine Kräfte zu demonstrieren.
    »Eine wunderbare Nacht«, sagte er mild. »Eine Schande, die Himmelsschiffe so früh wieder zu Wasser zu lassen.«
    Basel schürzte die Lippen,
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