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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin
Autoren: Elaine Cunningham
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geglaubt, für die Hitze gut gewappnet zu sein, denn Halruaa war ein Land im Süden, wo sich die Jahreszeiten nach der Art des Regens und der Stürme sowie nach dem Stand der Sterne bestimmten. Doch nie im Leben war er einer solche Hitze ausgesetzt gewesen! Der Sumpf war wie Kessel, ein stinkendes, fauliges Etwas, das brodelte und spie.
    Überall war Wasser. Es troff von den Blättern, es hüllte die seichten Gewässer in Nebel, es stand den Männern bis zu den Knöcheln. Im Augenblick gingen sie um einen unheimlich wirkenden Fluß herum. An seiner Oberfläche bildeten sich immer neue grünliche Blasen, die, wenn sie platzten, einen unerträglichen Gestank und Dampf in eine Luft entweichen ließen, die zu feucht war, um beides zu verteilen. Gerüche lagen wie unbewegliche Schatten in der Luft und vermischten sich, blieben dabei aber immer noch markant genug, um sie unterscheiden zu können: Sumpfgas, Verwesung, Gift, Schweiß, Angst.
    Angst. Der Magier konnte sie scharf und metallisch bitter in der Kehle schmecken, und er fragte sich nach dem Grund. Er, Zilgorn von Halruaa, war kein Feigling. Die Magie war ein fordernder und schwieriger Pfad, den es zu bewältigen galt, und nur ein Magier, der einen eisernen Willen und einen noch stärkeren Magen besaß, konnte Nekromant werden. Zilgorn machte dem Tod den Hof, er kaufte und verkaufte ihn, er formte ihn nach seinem Willen. Es kam ihm nur wie eine vernünftige Erwartung vor, in diesem tödlichen Sumpf, an dem schon so viele andere Magier gescheitert waren, Erfolg zu haben.
    Er warf einen Blick auf die alte, mit Schweißflecken übersäte Karte, die er fest umklammert hielt. Sein erster Meister, Chalzaster, hatte das verlorene Dorf seiner Vorfahren als einen Ort auf einem Hügel beschrieben, der ein sanftes Tal überblickte, hinter dem ein Sumpf lag. Das Tal und das Dorf gab es schon lange nicht mehr, das in beunruhigend schnellem Tempo um sich greifende Sumpfland hatte beides geschluckt. Doch ein Hügel war ein markanter Punkt, der es wert war, danach zu suchen. Diese Angabe war alles, was Zilgorn hatte – und die Legenden, die von einem Schatz voller Magie berichteten, und das Wissen, daß viele ihr Leben beim Versuch verloren hatten, das im Sumpf verborgene Vermächtnis an sich zu reißen können.
    »Wie lange noch?« rief einer seiner Lehrlinge. Der junge Mann blinzelte nach oben ins Dach aus dichtem Laub. »Wir arbeiten seit Tagesanbruch, und inzwischen muß es fast Mittag sein. Aber wie weit sind wir gekommen? Hundert Schritte? Zweihundert?«
    »Willst du lieber durch den Fluß schwimmen?« gab Zilgorn schroff zurück.
    Seine Erwiderung hatte nur mißgelaunte Blicke zur Folge. Der Lehrling zuckte die Achseln und holte mit der Machete aus. Er schlug kraftvoll zu und traf mit der Klinge auf Stein, der unter dem Grün verborgen war.
    Einige Männer sahen einander hoffnungsvoll an. »Akhlaurs Turm?« fragte einer von ihnen keuchend.
    Zilgorn lachte humorlos. »Kaum! Wenn diese Queste so einfach wäre, warum hatte dann noch niemand Erfolg?«
    Seine Begleiter sahen ihn zweifelnd an. Einfach? Das sollte einfach gewesen sein? In diesen drei Tagen hatten sie mehr Zeit mit Kämpfen verbracht als mit der Erkundung. Zwei Männer hatten sie im Treibsand verloren, ein weiterer war von einer Riesenschlange zerdrückt und verschlungen worden. Vier von Kämpfen gezeichnete Gestalten folgten ihnen mit dem gedankenlosen Gehorsam der wiederbelebten Toten. Die Anwesenheit dieser Zombies, die zuvor ihre Gefährten gewesen waren, machte einige jüngere Mitglieder der Gruppe nervös, doch Zilgorn wäre niemals bereit gewesen, die Toten unversorgt zurückzulassen.
    »Es ist nicht Akhlaurs Turm«, sagte er etwas sanfter. »Dennoch ist es eine Untersuchung wert. Entfernt die Ranken.«
    Schnaufend und schwitzend machten sie sich daran, das Laub zu entfernen, indem sie mit Messern und bloßen Händen die Ranken wegrissen. Plötzlich machte einer der Magier einen Satz nach hinten und fluchte.
    Zilgorn eilte zu ihm, um besser sehen zu können, und entdeckte das Skelett eines aufrecht stehenden Menschen, der die Arme auf dramatische Weise hochgerissen hatte, als wollte er einen letzten Zauber aussprechen. Ranken hatten sich ihren Weg durch den leeren Brustkorb des Mannes gebahnt, der an einem großen, mit Runen überzogenen Stein lehnte. Inmitten der verkohlten Reste seiner Kleidung lag ein angelaufenes Medaillon. Zilgorn konnte nur mit Mühe die Gravur erkennen: eine aufstrebende Flamme in
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