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Ratgeber Neuropsychologie

Ratgeber Neuropsychologie

Titel: Ratgeber Neuropsychologie
Autoren: Karlheinz Amin und Schneider-Janessen Scheurich
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zwei Prozent des Körpergewichtes, doch verbraucht das Gehirn 20% des Sauerstoffs, den die Lungen aufnehmen. Es ist also ein hochaktives Stoffwechselorgan. Deshalb reagiert unser Gehirn viel empfindlicher auf Sauerstoffmangel als die meisten anderen Organe.
    Ein Sauerstoffmangel im Gehirn kann durch einen Kreislaufstillstand bei Herzinfarkt entstehen oder durch eine Blockade der Sauerstoffzufuhr wie etwa beim Ertrinken. Bewusstlosigkeit tritt dann innerhalb von Sekunden ein. Je länger der Sauerstoffmangel anhält, desto mehr Nervenzellen sterben ab und desto gravierender sind dann die Spätfolgen für die Gehirnfunktionen.
    Bei Unfällen mit Schädel-Hirn-Verletzung werden die Nervenbahnen im Gehirn und die Hirnsubstanz durch die physikalische Gewalteinwirkung unmittelbar geschädigt. Es kommt zusätzlich zu Blutungen im Gehirngewebe und zur Freisetzung schädigender Stoffwechselprodukte, die weitere Areale der Hirnsubstanz schädigen können. Schon nach Stunden kann das Gehirn stark anschwellen. Im Schädel entsteht dann ein Druck auf das Hirngewebe mit Verschlechterung der Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns, weil Blutgefäße und Gehirnzellen zusammengepresst werden. Spätere Funktionsstörungen sind eng mit den Orten der Schädigungen im Gehirn verbunden.
    Bei einem Schlaganfall kommt es zum Verschluss der versorgenden Blutgefäße durch Thrombose (Hirninfarkt) oder zu einer Hirnblutung. Ein Hirninfarkt verursacht durch die Unterbrechung der Blutzufuhr eine Unterversorgung der betroffenen Hirnsubstanz mit Sauerstoff und Glukose. Dauert diese Mangelversorgung länger als wenige Minuten an, beginnen die Hirnzellen (Neuronen) abzusterben. Bei einer Hirnblutung reißt oder platzt ein Blutgefäß zumeist aufgrund von arteriosklerotischen Schädigungen oftmals im Zusammenhang mit Bluthochdruck. Zusätzlich zur Minderversorgung der nachfolgend gelegenen Hirngebiete wirken das ausströmende Blut und andere Stoffwechselprodukte wie bei den Hirnverletzungen schädigend auf die umliegende Hirnsubstanz ein. Auch bei Hirninfarkten und Hirnblutungen sind die geschädigten Funktionen eng mit den betroffenen Hirnarealen verknüpft. Weitere Schädigungen entstehen bei anderen Erkrankungen des Gehirns wie bei Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) oder der Hirnhäute (Meningitis), Multipler Sklerose, Gehirntumoren, Epilepsie und bei notwendigen neuro-chirurgischen Eingriffen.

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Bei welchen
Gehirnschädigungen kann die neuropsychologische Diagnostik und Therapie hilfreich sein?
    Die neuropsychologische Diagnostik und Therapie kommt bei allen unfall oder krankheitsbedingten Funktionsstörungen des Gehirns zur Geltung. Gehirnfunktionsstörungen können verursacht sein durch:
Schädel-Hirn-Verletzungen wie Schädelprellung und Schädelbruch,
Schlaganfall bzw. Hirn-Infarkt oder Hirnblutung,
Dementielle Erkrankungen oder Morbus Parkinson,
Multiple Sklerose, ALS und andere neurologische Erkrankungen,
Sauerstoffmangel (bei Herzstillstand, Ertrinken etc.),
Entzündungen im Gehirn (Enzephalitis, Meningitis),
Schädigungen und Entwicklungsstörungen in der frühen Kindheit,
Epilepsie,
Gehirntumoren, auch gutartige,
Kontakt mit Giftstoffen,
Unterzuckerung (Hypoglykämie).

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Wie zeigen sich
die Störungen der Gehirnfunktionen?
    Das Gehirn ist das zentrale Steuerungsorgan aller Abläufe in unserem Körper. Normalerweise verrichtet es diese Aufgabe reibungslos im Hintergrund – unspürbar und unsichtbar für uns selbst und für die Umgebung. Umso mehr verstört deshalb jede Fehlfunktion dieser Zentralsteuerung die betroffenen Menschen und die Symptome können auf die Patienten selbst und die Angehörigen fremd und beängstigend wirken.
    Wie bei den zugrunde liegenden Gehirnschädigungen beschrieben, sind die Gehirnfunktionsstörungen oft eng mit den betroffenen Hirnarealen verbunden. Schädigungen des motorischen Kortex führen zu Lähmungserscheinungen in Armen, Beinen, Händen und Füssen. Schädigungen des sensorischen Kortex führen zu beeinträchtigtem Empfindungsvermögen und zu Beeinträchtigungen in den verschiedenen Sinneskanälen. Schädigungen in Hirnarealen, die der Sprachverarbeitung oder den Gedächtnisfunktionen dienen, ziehen Sprach- oder Gedächtnisstörungen nach sich. Bei Beschädigung des Stirnhirns sind oft die Planungsfähigkeit des eigenen Verhaltens, die soziale Kompetenz und die Persönlichkeit betroffen. Über diesen engen Zusammenhang hinaus haben Schädigungen grundlegender Funktionen wie der
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