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Ratgeber Magersucht

Ratgeber Magersucht

Titel: Ratgeber Magersucht
Autoren: Thomas Paul
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Entwicklung einer derartigen Erkrankung ist immer ein Wechselspiel spezifischer Veranlagungen der Person und bestimmter Voraussetzungen in ihrer Umgebung.
1.5   Wie entwickelt sich eine Magersucht weiter?
1.5.1   Prognose
    Man kann davon ausgehen, dass der größte Teil der an Magersucht Erkrankten, die keine therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, die Erkrankung nicht allein überwinden können. Zu dieser Fragestellung gibt es bisher keine aussagekräftigen wissenschaftlichen Untersuchungen. Man weiß aber aus den Bemühungen zahlloser Betroffener, die therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, dass es ein äußerst schwieriges und mühsames Unterfangen ist, sich aus dieser Erkrankung zu befreien. Dies ist selbst dann so, wenn alle Voraussetzungen günstig sind, z. B. eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Therapeut und dem Betroffenen besteht, die Betroffenen optimal motiviert und aufseiten der Betroffenen ein unterstützendes soziales Umfeld gegeben ist. Der folgende Kasten fasst die wichtigsten Erkenntnisse zum Verlauf der Magersucht zusammen. Dabei weisen verschiedene Langzeitstudien etwas unterschiedliche Zahlen auf.
     
Langfristiger Verlauf bei Magersucht (5 bis 6 Jahre nach Therapieende)
–   35 bis 55 % vollständig gebessert bzw. gut; bei Jugendlichen bis ca. 70 %.
    –   10 bis 35 % teilweise gebessert.
    –   Bis zu 50 % chronisch oder Entwickeln einer anderen Essstörung (z. B. Bulimia nervosa).
    –   5 bis 16 % verstorben.
    So weiß man, dass ca. 5 bis 6 Jahre nach Behandlungsende zwischen 35 und 55 % der Betroffenen eine positive Entwicklung nehmen. Diese Betroffenen erfüllen nicht mehr die Kriterien der Diagnose Magersucht. Bei 10 bis 35 % der Betroffenen ist die Magersucht teilweise gebessert und nimmt einen mäßig guten langfristigen Verlauf. Bis zu 50 % der Betroffenen aber bleiben magersüchtig oder entwickeln eine andere Essstörung (z. B. Bulimia nervosa). Allerdings ist der Anteil magersüchtiger Betroffener, die im langfristigen Verlauf sterben, mit bis zu 16 % hoch. Bei vielen Betroffenen bleiben aber auch bei gutem Verlauf bestimmte krankhafte Symptome (erhöhte Zwanghaftigkeit, depressive Verstimmung, soziale Ängste etc.) weiter bestehen. Der langfristige Verlauf ist bei jugendlichen Magersüchtigen günstiger: Von den in jugendlichem Alter erkrankten Betroffenen erfüllen langfristig ca. 70 bis 75 % nicht mehr die Kriterien einer Anorexie.
    Als ungünstige Merkmale für den weiteren Verlauf gelten allgemein ein niedrigerer BMI zu Behandlungsbeginn aber auch bei Entlassung, ein später Krankheitsbeginn, eine längere Krankheitsdauer, das Vorliegen von körperlichen Folgeschäden, das Auftreten von Heißhungeranfällen und Erbrechen, das gleichzeitige Bestehen von weiteren psychiatrischen oder organischen Erkrankungen (wie z. B. Depressionen, Zwängen oder Morbus Crohn), ein höheres Ausmaß sozialer und psychologischer Probleme sowie mangelnde soziale Unterstützung (vgl. Kasten).
     
Kriterien für eine schlechte Prognose
–   Niedriger BMI zu Behandlungsbeginn und bei Entlassung.
    –   Später Krankheitsbeginn (> 18 Jahre).
    –   Längere Krankheitsdauer.
    –   Vorhandensein weiterer psychischer oder körperlicher Störungen bzw. höheres Ausmaß sozialer und psychologischer Probleme (z. B. Perfektionismus).
    –   Heißhungeranfälle und Erbrechen.
    –   Körperliche Folgeschäden.
    –   Mangelnde soziale Unterstützung.
1.5.2   Körperliche Folgeerscheinungen der Magersucht
    Durch die chronische Mangelernährung im Rahmen einer Magersucht entsteht eine Reihe körperlicher Folgeschäden. Zu den häufigsten gehören ausgeprägtes Frieren und Durchblutungsstörungen, was sich in bläulich verfärbten Händen und Füßen zeigt, Verdauungsstörungen mit Blähungen, Durchfällen oder Verstopfung und verlangsamte Magenpassage der Nahrung (gestörte Magenmotilität), Elektrolytstörungen und Austrocknung, Herz-Kreislaufstörungen mit verlangsamtem Herzschlag, Herzrhythmusstörungen und Schwächegefühlen, Zyklusstörungen und damit Störungen der Fruchtbarkeit, Libidoverlust, Zahnschäden, Vergrößerung der Ohrspeicheldrüsen (bei Erbrechen), trockene Haut, Haarausfall und brüchige Haare. Der Knochenstoffwechsel wird aufgrund der Mangelernährung und der hormonellen Störungen beeinträchtigt, dies zeigt sich in einer erhöhten Rate von pathologischen Ermüdungsbrüchen und vermehrter und früher Osteoporose. Mithilfe bildgebender Verfahren (CT, MRT) kann man eine
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