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Raststätte Mile 81

Raststätte Mile 81

Titel: Raststätte Mile 81
Autoren: Stephen King
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wieder unter die Tür geschoben hatte. Sein erstes Ziel nach der Rückkehr in ihr Wohngebiet würde das 7-Eleven sein, wo er eine Packung von diesem wirklich starken Teaberry-Kaugummi kaufen würde, damit er bestimmt keine Fahne mehr hatte. Er hatte Kinder sagen hören, aus der Hausbar seiner Eltern klaue man am besten Wodka, weil er geruchlos sei – aber Pete war jetzt ein klügeres Kind als noch vor einer Stunde.
    »Außerdem möchte ich wetten, dass meine Augen rot sind«, erklärte er dem ausgeräumten Restaurant in belehrendem Ton. »Wie die von meinem Vater, wenn er su vill Mantinis getrunken hat.« Er hielt inne. Das klang nicht ganz richtig, aber scheiß drauf.
    Er sammelte die Darts ein, ging zu der Beeber-Linie zurück und warf sie. Er verfehlte Justin mit allen bis auf einen, und das kam Pete lachhafter als alles andere vor. Während er sie aufklaubte, sang er ein paar Zeilen aus »Baby«, Justins großem letztjährigem Hit. Er fragte sich, ob Justin mit einem Song, der »My Baby Shaves Her Pussy« hieß, einen Hit landen könnte, und das erschien ihm so komisch, dass er lachte, bis er sich mit den Händen auf den Knien vornüberbeugen musste.
    Als der Lachanfall vorbei war, wischte er sich die zweifache Rotzglocke von der Nase, schlenzte sie auf den Fußboden ( da geht sie dahin, deine Einstufung als Gutes Restaurant, dachte er, sorry, Burger King ) und trottete zur Beeber-Linie zurück. Beim zweiten Versuch hatte er noch mehr Pech. Dabei sah er nichts doppelt oder so; er konnte nur den Beeb nicht festnageln.
    Außerdem fühlte er sich doch ein bisschen übel. Nicht sehr, aber er war froh, dass er keinen vierten Schluck genommen hatte. »Ich hätte meinen Popov gepoppt!«, sagte er und lachte. Dann ließ er einen volltönenden Rülpser hören, der beim Heraufkommen brannte. Scheiße. Er ließ die Darts liegen und ging zu den Matratzen zurück. Bevor er sich setzte, überlegte er, ob er sein Vergrößerungsglas nehmen sollte, um zu sehen, ob darauf etwas wirklich Kleines rumkrabbelte, und entschied dann, dass er es lieber doch nicht wissen wollte. Er dachte daran, ein paar seiner Oreos zu essen, hatte aber Angst davor, was sie im Magen anrichten könnten. Der fühlte sich, ehrlich gesagt, etwas empfindlich an.
    Er streckte sich aus und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Er hatte gehört, wenn man wirklich betrunken sei, fange alles an, sich um einen zu drehen. Er spürte nichts dergleichen, aber ein Nickerchen konnte nicht schaden. Seinen Schwips ausschlafen, gewissermaßen.
    »Aber nicht zu lange.«
    Nein, nicht zu lange. Das wäre schlecht. Sollte er nicht zu Hause sein, wenn seine Eltern heimkamen, und sie ihn nicht finden können, würde er Ärger bekommen. George wahrscheinlich auch, weil er ihn allein gelassen hatte. Die Frage war nur, ob er auch wirklich aufwachen würde, wenn die St.-Joseph’s-Uhr schlug.
    In diesen letzten klaren Sekunden erkannte Pete, dass er das einfach würde hoffen müssen. Weil er sich nicht länger wach halten konnte.
    Er schloss die Augen.
    Und schlief in dem verlassenen Restaurant ein.
    *
    Draußen, auf der I-95 in Richtung Süden, erschien ein Kombi unbestimmter Marke und unbestimmten Baujahrs. Er fuhr weit langsamer als die auf dem Turnpike vorgeschriebene Mindestgeschwindigkeit. Ein flott gefahrener Sattelschlepper musste auf die Überholspur ausweichen und ließ wütend seine Druckluftfanfare ertönen.
    Der Kombi, der fast nur noch ausrollte, bog auf die Einfahrt zur Raststätte ab, ohne das große Schild GESCHLOSSEN BETRIEB EINGESTELLT NÄCHSTE RASTSTÄTTE 27 MI zu beachten. Er prallte gegen vier der orangeroten Fässer, die die Zufahrt blockierten, ließ sie beiseiterollen und kam ungefähr sechzig Meter vor dem ehemaligen Restaurantgebäude zum Stehen. Die Fahrertür ging auf, aber niemand stieg aus. Es gab kein He-deine-Tür-ist-offen-Warnsignal. Sie hing einfach stumm offen.
    Hätte Pete Simmons den Wagen beobachtet, statt zu schlafen, hätte er den Fahrer nicht sehen können. Der Kombi war über und über mit Schlamm bespritzt, und die Frontscheibe war damit verschmiert. Was seltsam war, weil es in Neuengland seit über einer Woche nicht mehr geregnet hatte und der Turnpike staubtrocken war.
    Unter dem bewölkten Aprilhimmel stand der Wagen ungefähr im ersten Drittel der Einfahrt. Die Fässer, die er umgefahren hatte, rollten aus. Die Fahrertür stand offen wie eine Einladung.

2. Doug Clayton (Prius, Bj. 2009)
    2. DOUG CLAYTON
    (Prius, B j .
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