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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Klaus Erfmeyer
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Quartier in der Gartenstadt verließ, um seine neuen Büroräume in einem mit schwarzem Marmor verblendeten Haus zu beziehen, das in der Reihe der vielen vornehmen Neubauten in der ersten Reihe am Seeufer wie ein Edelsteinwürfel aussah und gleichzeitig Trosts neues Wohndomizil war. Die Zeitungen hatten berichtet, dass der seit 15 Jahren verwitwete 60-jährige sportliche Starverteidiger und Hobbysegler sich hier einen Traum verwirklicht habe. Das Foto zeigte ihn von seiner Terrasse winkend, die den unverbaubaren Blick auf den See bot, der nach jahrelangen Bodenmodellierungen eine Senke füllte, in der einst ein Stahlwerk stand, das diesen Stadtteil dominiert und mit Gestank und Dreck belastet hatte. Jetzt sah man über den See auf die lange im Schatten der Industrie verborgen gebliebene und aufwendig restaurierte Hörder Burg und mit ihr auf eine gänzlich neue Skyline, die alle Besucher des Sees als das Ergebnis einer wundersamen Wandlung empfanden und mit ungläubigem Staunen betrachteten.

    Als Stephan Knobel seinen Kollegen in dessen neuer Residenz aufsuchte, wusste er sowohl von dem Zeitungsartikel über Trosts Umzug als auch – und im Besonderen – von dem Ruf, der dem Strafverteidiger vorauseilte und Stephan Respekt einflößte. Stephan war weit davon entfernt, sich wie Trost als Juristen aus Leidenschaft zu bezeichnen. Er haderte oft mit dem Beruf und zweifelte an dem Rechtssystem, das häufig die Gerechtigkeit hinter dem Recht zurückstehen ließ. Vor allem konnte Stephan Gerichtssäle nicht als eine für ihn geschaffene Bühne betrachten. Stephan Knobel empfand sich als Gegenentwurf zu Dr. Gereon Trost – und er war es auch.
    Doch als Trost Stephan mit einladenden Worten in sein neues Büro bat, offenbarte sich eine ganz andere Seite des Starjuristen. Er begrüßte Stephan gelöst und herzlich, präsentierte stolz die gediegene Einrichtung und stellte ihm mit kindlicher Freude auch die technischen Besonderheiten des Büros vor, die es ihm unter anderem gestatteten, Besucher unbemerkt zu filmen und zu belauschen.
    »Kommen Sie mir nicht mit der Vertraulichkeit des Wortes«, verteidigte er mit einem schelmischen Augenzwinkern sein in Sekundenschnelle preisgegebenes Geheimnis. »Als Anwalt muss man immer gewappnet sein. Der beste Mandant kann schnell zum ärgsten Feind mutieren. Da ist es gut, auf der Hut zu sein. Mir wird später keiner vormachen können, in diesem Büro irgendetwas getan oder gesagt zu haben, wenn es nicht der Wahrheit entspricht.«
    Dann führte er Stephan auf die von dem Zeitungsfoto bekannte Terrasse und bot ihm den von ihm so bezeichneten Logenplatz an, der einen beeindruckenden Blick auf den am anderen Seeufer gelegenen Innenbereich des Stadtteils Hörde bot und sich mit der in der Sonne des frühen Abends glänzenden Oberfläche des Sees zu einem sehenswerten Panorama vervollständigte.
    Trost fragte umsichtig nach Stephans Wünschen, servierte Orangensaft und Schokoladen-Dinkelkekse auf dem eleganten Glastisch, und Stephan lehnte sich entspannter in seinem Korbsessel zurück.
    »Sie arbeiten mit Hubert Löffke unter einem Dach«, wusste Trost und lächelte. »Fühlen Sie sich wohl in der Aura dieses behäbigen Aufschneiders?«, preschte er vor und schenkte Saft ein. »Sie haben sich doch schon beruflich von ihm getrennt, warum nicht auch räumlich?«
    Trost sah Stephan mit seinen wachen stahlblauen Augen forschend ins Gesicht, doch Stephan antwortete nicht.
    »Ich kenne Sie nur aus der Akte des verwaltungsgerichtlichen Prozesses, den Sie seinerzeit für Wendel geführt haben«, sagte er. »Sonst weiß ich nur das über Sie, was mir das Internet verrät, das ich vorhin wie ein Orakel befragt habe. Aber ich schließe aus diesem von Ihnen für Wendel geführten Disziplinarverfahren, dass Sie ein heller Kopf sein müssen. Sie wie ich wissen, dass es unter Anwälten viele Idioten gibt, und Sie verzeihen mir meine Offenheit, wenn ich behaupte, dass Hubert Löffke ein Idiot ist.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, entfuhr es Stephan überrascht, obwohl er Trosts Einschätzung uneingeschränkt teilte.
    »Löffke hält neuerdings Vorträge in Altersheimen«, antwortete Trost grinsend und genoss es, Stephan überraschen zu können.
    »Thema: Klug vererben – beruhigt sterben. – Wussten Sie das? Ich habe das von einem mit mir befreundeten Heimleiter erfahren. Löffke kann doch nicht bei Trost sein!«
    Er war über sein zufälliges Wortspiel amüsiert und lächelte vergnügt.
    »Der Kerl ringt
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