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Rasputins Erbe

Rasputins Erbe

Titel: Rasputins Erbe
Autoren: Norah Wilde
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kleinen Smalltalk zu verwickeln, scheiterte. Er ignorierte sie einfach. Julia schwieg also ebenfalls und spürte, wie sie immer aufgeregter wurde.
    Nach insgesamt knapp zwanzig Minuten hörte Julia wieder das Knirschen der Reifen auf der langen Schotterauffahrt zu Alexejs wunderschönem Anwesen.
    Das schummrige Licht und die von ihr fälschlicherweise als Engelsstatuen identifizierten Steinbüsten jagten ihr keine Angst mehr ein. Sie wunderte sich jedoch, dass die große Eingangstür einen Spalt weit offen stand. Julia erinnerte sich an Alexejs Geburtstagsparty und an die vielen Bediensteten, die in seinem Haus herumgeschwirrt waren.
    „Hallo? Alexej?“, fragte Julia und ihre Stimme hallte in der Eingangshalle wider. Auch ihre zögerlichen Schritte erzeugten ein Echo. Ebenso der Schrei, den sie von sich gab, als jemand sie von hinten packte und ihr ein Tuch auf Mund und Nase drückte.
    Julia wurde ohnmächtig.
    Ihr Kopf dröhnte und als sie die Augen öffnete, blendete sie ein viel zu helles Licht. Wenige Sekunden später konnte Julia eine Silhouette erkennen. Sie blinzelte noch einmal; der Raum, in dem sie sich befand, kam ihr vage bekannt vor.
    Julia bemerkte, dass sie gefesselt war und der Stuhl, auf dem sie festgebunden worden war, sich auf ihr Rütteln hin keinen Millimeter bewegte.
    „Keine Chance“, sagte eine Stimme, die Julia nicht orten konnte. In ihren Ohren rauschte das Blut und sie konnte sich nicht richtig konzentrieren. Sie realisierte, dass sie sich in Alexejs Keller befand. Es lag ein leichter Chlorgeruch in der Luft und wenn Julia sich anstrengte, konnte sie irgendwo im Hintergrund eine der Pumpen des Pools gluckern hören.
    „Tja, so sieht man sich wieder“, sagte die Stimme. Julia konnte die Stimme immer noch nicht zuordnen. Ihr Körper bebte vor Panik und sie brachte kein Wort heraus.
    Julia wurde endlich von dem schrecklichen Gefühl der Unwissenheit befreit, als Annabelle aus dem Schatten trat und sich grinsend vor Julia stellte.
    „DU!“, stieß Julia hervor. In dem Moment wurde ihr schlagartig bewusst, dass sie die ganze Zeit über Recht gehabt hatte und dass tatsächlich Annabelle für ihr Brandmal verantwortlich war. Ein kleiner Teil in ihr wunderte sich auch gar nicht und Julia machte sich unterbewusst bereits Vorwürfe, dass sie ihrem Instinkt nicht von Anfang an getraut hatte.
    „Ja, ich“, sagte Annabelle genüsslich. „Wer sonst? Dachtest du wirklich, dass der Schlappschwanz zu so etwas fähig wäre? Dachtest du wirklich, dass dieser perverse Spinner seine Beute verstümmeln würde?“
    Julia musste angewidert mitansehen, wie Annabelle maskenhaft lachte. Ihre irren Augen glühten und Julia wusste, dass es genau diese Situation war, vor der sie alle gewarnt hatten.
    Die Fesseln schnitten ihr in die Handgelenke, als sie versuchte, ihre Finger freizubekommen. Aber Annabelle hatte gute Arbeit geleistet, es gab kein Entkommen.
    Als Julia sich von ihrem ersten Schreck einigermaßen erholt hatte, schaute sie sich mit flinken Augen um. Sie war tatsächlich im Poolraum. Sie erinnerte sich nur bruchstückhaft an diesen Raum, weil sie ihn bei ihrem letzten Aufenthalt in Alexejs Gewölben kaum beachtet hatte.
    Julia drehte den Kopf hin und her und sah, dass sie nur einen knappen halben Meter vom Beckenrand entfernt auf dem Stuhl saß. Annabelle beobachtete sie. Sie genoss das Spiel.
    „Warum tust du das?“, fragte Julia verzweifelt. Sie wollte Zeit schinden, denn sie ahnte, was Annabelle mit ihr vorhatte.
    „Warum? WARUM? Die richtige Frage lautet: warum habe ich es nicht schon vorher gemacht? Ich wusste von Anfang an, was für eine Frau du bist. Du nimmst und nimmst und nimmst. Du interessierst dich nicht für andere. Ekelhaft“, blaffte Annabelle sie an und spuckte vor sie auf den Boden.
    Julia wand sich in ihren Fesseln, aber die Knoten waren zu fest und die Seile zu dick. Sie war vollkommen bewegungsunfähig.
    Sie musste etwas tun, aber sie wusste nicht, was. Also redete sie weiter, um den schrecklichen Moment der Wahrheit weiter hinauszuzögern.
    „Du liebst Alexej, nicht wahr? Dann müsstest du doch am besten verstehen, dass ich ihn ebenfalls anziehend finde. Er hat nie erwähnt, dass zwischen euch etwas läuft. Ich habe ihn sogar gefragt. Ich-“, begann Julia so freundlich, wie es ihr unter den Umständen möglich war, aber weiter kam sie nicht.
    Annabelle machte einen großen Schritt nach vorn und verpasste Julia eine gesalzene Ohrfeige. Julias Lippe platzte auf und Blut
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