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Rasputins Erbe

Rasputins Erbe

Titel: Rasputins Erbe
Autoren: Norah Wilde
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schon bei deiner Mama, aber dann freust du dich ja vielleicht nach deinem Urlaub, wenn du eine vertraute Stimme hörst. Ich hab dich lieb!“
    Julia war gerührt, dass Verena in der Angelegenheit mit Annabelle in der Wir-Form gesprochen hatte. Sie meinte es wirklich ernst. Sie wollte Julia helfen und war bereit, sich dafür selbst in Gefahr zu begeben.
    Der nächste Anrufer aus der Vergangenheit meldete sich zu Wort: „Hallo Julia. Hier spricht Katarina Gromow. Ich habe versucht, dich in deinem Büro zu erreichen, aber da konnte mir leider niemand sagen, wo du steckst. Ich möchte nur noch einmal klarstellen, dass der geplatzte Deal nichts mit deinen bisherigen Leistungen zu tun hat. Übrigens habe ich mit dieser Entscheidung nichts zu tun, ich war selbst überrascht, als Alexej den Vertrag annullieren wollte. Naja, ich hoffe, dass Herr Mendelsohn dich nicht allzu hart rannimmt. Ich weiß ja, wie das in eurer Branche läuft. Ein Fehler und du bist raus. Schöne Feiertage noch!“
    Julia fand es nett von Katarina, dass sie sich quasi nochmal entschuldigte. Sie wusste offenbar gar nicht, dass Peer sie tatsächlich ziemlich hart rangenommen hatte. Sie ahnte nicht, dass Julia ihren Job los geworden war.
    Nachdem Julia die restlichen, eher unwichtigen Nachrichten abgehört hatte, widmete sie sich neugierig Alexejs Brief.
    Er war scheinbar persönlich eingeworfen worden, denn eine Anschrift und auch eine Briefmarke fehlten auf dem Umschlag. Da stand bloß „Julia“.
    Der Inhalt löste zweierlei Gefühle in ihr aus. Einerseits spürte sie ein spontanes Kribbeln am ganzen Körper und andererseits fühlte sie sich abgestoßen, weil sie sich an die intensiven Diskussionen mit ihrer Mutter erinnerte.
    Sie las den Brief ein zweites Mal, um sicherzugehen, dass sie alles richtig verstanden hatte.
    Liebe Julia,
    Ich möchte mich bei dir für mein unmögliches Verhalten entschuldigen. In letzter Zeit habe ich Dinge getan, die mich selbst erschrecken. Wir kennen uns noch nicht lange, das ist mir bewusst. Und in dieser kurzen Zeit habe ich so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann, wenn man Gefühle für einen anderen Menschen hegt.
    Ich würde mich freuen, wenn wir die schrecklichen Zweifel und all das bald aus dem Weg räumen könnten. Ich habe wirklich nichts mit deiner Brandwunde zu tun und ich möchte herausfinden, wer dafür verantwortlich ist.
    Wenn du ebenfalls an einer Aussprache interessiert bist, dann wird dich mein Fahrer am 28. Dezember um 18 Uhr bei dir abholen.
    Wenn du keine Lust darauf hast – und das könnte ich gut verstehen – dann ignoriere diesen Brief. Ich werde dich nicht noch einmal belästigen.
    Bitte nimm es mir nicht übel, dass ich den Brief auf der Maschine geschrieben habe. Meine Handschrift ist wirklich fürchterlich, wie du ja mittlerweile weißt.
    Alexej
    Julia musste sich setzen. Alexej hatte sich tatsächlich entschuldigt. Sie fand es süß, dass er es mit einem altmodischen Brief versuchte. Sie strich mit ihrem leicht zitternden Zeigefinger über seine Unterschrift, die Alexej freundlicherweise handschriftlich unter seine Nachricht gesetzt hatte.
    Was soll ich tun, dachte Julia und überflog den Brief zum gefühlten zehnten Mal. Sie erinnerte sich an den Anruf, den sie knapp eine Woche zuvor nicht angenommen hatte. Vermutlich hatte Alexej sie da schon zu sich einladen wollen.
    Der 28. Dezember war zufällig der nächste Tag, aber Julia wunderte sich nicht darüber. Es war ein Wochenende und Alexej war sonst ein viel beschäftigter Mann. Ein gut aussehender Mann, dachte sie verträumt.
    Sobald sie sich aus den schützenden Fängen ihrer männerverachtenden Mutter befreit hatte, begann sie wieder eigenständig zu denken und zu fühlen. Sie sehnte sich immer noch nach Alexej, aber sie wusste auch, dass die Zweifel, die sowohl sie, Verena und ihre Mutter hatten, völlig berechtigt waren.
    Julia beschloss, dass sie eine Nacht darüber schlafen wollte. Sie fürchtete sich vor der Begegnung. Sie wusste eigentlich längst, dass sie hingehen wollte. Sie wusste jedoch noch nicht, ob sie es auch wirklich konnte. Alexejs Anwesen war für sie quasi verdorben.
    Es war immerhin der Ort, an dem sie sowohl das schönste als auch das gleichzeitig schrecklichste Abenteuer ihres gesamten Lebens durchgemacht hatte.
    Draußen war es längst dunkel geworden und Julia entschied sich dafür, in den nächsten paar Stunden nicht mehr über den Brief nachzudenken, um einen klaren Kopf zu bekommen. Sie
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