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Rashminder Nächte (German Edition)

Rashminder Nächte (German Edition)

Titel: Rashminder Nächte (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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eilte Kaiden in die Wohnstube, wo er einige Kerzen entzündete. Sein Partner hatte nichts mitgenommen, falls er überhaupt mit hierhergekommen war. Es wäre logisch, einen Suchzauber zu wirken und nach Eryk zu fahnden. Doch Kaiden hatte seine eigenen Gründe, so etwas nicht zu wagen. Zweimal hatte er bisher magisch nach seinem Partner geforscht. Das eine Mal hatte Eryk ihm Prügel angedroht, denn Kaiden hatte ihn bei einem romantischen Beisammensein mit einer äußerst hübschen jungen Dame gestört. Das andere Mal … da hatten sie sich kennengelernt. Kaiden lächelte bei der Erinnerung. Um sich von seiner Unruhe abzulenken wusch er sich, benutzte das Öl, das einer der Gardisten ihm mit einem unverschämten Grinsen überreicht hatte, um seine Wunden zu pflegen und begann dann aufzuräumen. Mit langsamen, mechanischen Bewegungen hob er ein Teil nach dem anderen auf und sortierte es weg, während er gedanklich zu einem eher trüben Tag vor mehr als drei Jahren zurückwanderte.
     

 
    ~*~
     
    Es war beinahe lächerlich einfach gewesen. Warum hatte man damit einen Suchmagier belästigen müssen?, fragte sich Kaiden, als er den jungen Gardisten vor sich betrachtete. Ein gutaussehender Soldat mit sehr kurzen Haaren, zu kurz, um zu entscheiden, ob es dunkelblond oder hellbraun sein mochte. Sein breites Kreuz und die Waffen, die er mit der Lässigkeit trug, die nur jahrelange Erfahrung mit sich brachte ließen keinen Zweifel, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Das hatte Kaiden auch nicht vor. Sein Auftrag bestand schlicht darin, diesen Mann – Eryk hieß er wohl – aufzuspüren, herauszufinden ob er freiwillig zur Garde zurückkehren würde und falls nicht, rasch den Hauptmann verständigen. Kaiden wollte sich nicht allzu nah an diesen Mann heranwagen, der ohne ersichtlichen Grund desertiert hatte. Sollten die Soldaten ihre Probleme ruhig selbst lösen! Doch gewissenhaft, wie er war, wollte Kaiden ihm zumindest Gelegenheit geben, den Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen – auf Deserteure wartete die Todesstrafe. Vielleicht war dieser Eryk betrunken gewesen oder krank geworden und hatte deshalb seinen nächtlichen Wachtposten an der Stadtmauer im Stich gelassen? Für so etwas würde er mit einer milderen Strafe wegkommen, auch wenn es besser gewesen wäre, hätte er sich freiwillig gestellt statt zwei Tage lang unterzutauchen, bis man ihm einen Magier auf den Hals hetzte. Jetzt musste Kaiden eine Möglichkeit finden, ihn unauffällig anzusprechen. Er war nicht wie ein Magus gekleidet, vielleicht konnte er ganz vernünftig mit ihm reden.
    „Wer ist da?“
    Oha.
    Der junge Mann war zu ihm herumgewirbelt, das Schwert in der Hand, und schloss die Lücke zu Kaiden mit drei raschen Schritten. Er starrte ihn an, seine blutunterlaufenen Augen, der gehetzte Blick, die Anspannung in dem bleichen unrasierten Gesicht bewiesen, Eryk würde um sein Leben kämpfen. Offenbar hatte er Kaiden als Feind erkannt, oder hielt einfach jeden für einen Feind, der sich ihm näherte. Hier in dieser schmalen Gasse mitten im Armenviertel von Rashmind würde niemand kommen, der Kaiden helfen könnte. Aber er war ein Magier, bei der Weisheit! Und er wollte dem jungen Gardisten nicht schaden.
    „Friede!“, sagte er laut und hob seine Hände, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war.
    „Ein Magier also“, stieß Eryk verächtlich hervor, ohne das Schwert zu senken. Kaiden blieb kaum Zeit, vor Überraschung zusammenzufahren – woran hatte Eryk ihn erkannt?
    „Nimm die Hände hinter den Rücken und lass sie dort, sonst wird es dir übel ergehen!“
    Kaiden gehorchte widerspruchslos. Man hatte ihn gewarnt, wie gefährlich Eryk werden konnte, wenn er gereizt war. Er stammte aus eben diesem Armenviertel ab, hatte sich aber schon als Kind von kaum acht Jahren in die Gardistenschule kämpfen können, mit Hartnäckigkeit und purem Trotz. Man durfte ihn auf keinen Fall unterschätzen!
    „Ich will Euch nichts, Herr, ich wurde lediglich geschickt, Euch aufzuspüren“, versicherte er so beruhigend wie er es konnte, mit wackligen Knien und wild klopfendem Herzen. Ein solch finster dreinblickender Mann mit einem Schwert in der Hand war keine alltägliche Kleinigkeit.
    Kaiden sah keine Bewegung, es gab keine Warnung. Er fand sich plötzlich mit dröhnendem Schädel am Boden liegend wieder und starrte auf eine Schwertklinge, die nur einen handbreit über seiner Nase schwebte. Benommen suchte er den Blick seines Gegners. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte
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