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Rashminder Nächte 2 (German Edition)

Rashminder Nächte 2 (German Edition)

Titel: Rashminder Nächte 2 (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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ihm geschlafen hatte. Eben, damit Fürst Naxander das Handwerk gelegt und die Entführung von Straßenjungen gestoppt werden konnte, die gegen ihren Willen zu Liebessklaven abgerichtet und verkauft wurden. Torgen hatte ihm bestätigt, dass ein solcher Selbstbeschwörungsbann zwar Schmerz in Lust verwandeln, aber keine Liebe erzeugen konnte, falls diese nicht bereits vorher da gewesen war. Kaiden hatte ihm seine Liebe gestanden …
    Auf ihn, Eryk, hatte Meister Torgen einen ganz normalen Eindruck gemacht. Ein alter, leicht wirrer Magier, der körperlich schon recht gebrechlich, geistig hingegen bei vollen Kräften war. Ein höflicher Mann mit angenehmen Manieren und Humor. Nichts, was so viel Angst rechtfertigte, die Kaiden nur mangelhaft verbergen konnte.
    „Es wird Zeit, dass du mir deine Jugendsünden beichtest“, murmelte Eryk, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Die Stille machte ihn nervös. Kaiden blickte stumm auf die mit Schneematsch bedeckte Straße, die zu dieser Stunde noch menschenleer war. Dabei kaute er auf seiner Unterlippe, statt wie sonst jede Einladung zum Reden dankend anzunehmen.
    „Ich muss wissen, ob uns von dem Alten Gefahr droht, also sprich!“ Eryk packte ihn am Arm und zwang ihn, zu ihm aufzublicken. Kaiden schüttelte erst trotzig den Kopf, doch Eryk starrte ihn nieder, bis er schließlich leicht in sich zusammensackte und ergeben nickte. In den weit aufgerissenen Augen spiegelte sich für einen Moment absolutes Grauen. Erschrocken gab Eryk ihn frei, aber Kaiden hatte sich bereits wieder in der Gewalt.
    „Du erinnerst dich, dass ich sehr spät als Magier erkannt wurde?“, begann er mit fester Stimme. Eryk brummte zustimmend. Er wusste nicht viel darüber, lediglich, dass Kaidens kleiner Bruder nach einem Streit fortgelaufen und im Anidis ertrunken war. Kaiden hatte verzweifelt nach dem Jungen gesucht und dabei seine bis dahin verborgene Magie erweckt, die nun für den Rest seines Lebens auf Sucherfähigkeiten ausgerichtet war. Man hatte ihn zu seinem Meister geschickt, wo er ausgebildet werden sollte.
     
    Kaiden ließ sich von der Erinnerung an damals überschwemmen. Die Worte flossen von allein über seine Lippen, während er durch seine Vergangenheit wanderte …
     

„Vater, bitte, es tut mir leid.“ Kaiden hatte diese Worte gewiss schon tausend Mal gesprochen, aber sein Vater weigerte sich, ihm zu antworten. Oder den Klammergriff um Kaidens Arm zu lösen. Wohin brachte er ihn? Seine Mutter hatte ihn nicht angeschaut, als sie sich mit einem dahingehauchten „Leb wohl, Kind“ von ihm verabschiedet hatte. Es klang nicht, als wollte sie ihn jemals wiedersehen. Wenn er doch nur nicht mit Mattus gestritten hätte! Kaiden wunderte sich ein wenig, warum er nicht weinte. Alles in ihm war leer. Mattus war fort, sein kleiner Bruder. Sein Vater hatte ihn mit aller Gewalt von Mattus’ totem Körper trennen müssen, Kaiden hatte sich geweigert, die todesstarre Hand loszulassen. Danach hatte man ihn in sein Zimmer eingesperrt, er wusste nicht, wie lange, nur um ihn jetzt durch die nächtlichen Straßen zu schleifen.
    Vielleicht bringt er mich zu den Stadtoberen. Ein Gedanke, der beunruhigend sein müsste, denn es würde bedeuten, dass sein Vater ihn für einen Mörder hielt. Er hatte Mattus nicht in den Fluss gestoßen! Doch er fühlte auch jetzt nichts.
    „Stehenbleiben!“ Sie waren vor einem hohen Gebäude angelangt, dessen graue, schmucklose Fassade ganz gewiss keinem Stadtrat gehören konnte. Kaiden blieb gehorsam stehen, während sein Vater den schweren Türklopfer betätigte. Ein alter Mann mit struppigem grauen Haar und leicht ungepflegtem Vollbart öffnete ihnen. Seine blauen Augen musterten Kaiden von oben bis unten. Dieser Blick war beängstigend, er schien Kaiden regelrecht in Stücke zu schneiden und jedes Teil einzeln zu bewerten. Es gab kein Zeichen, ob er zufrieden mit dem war, was er fand.
    „Meister Torgen?“ Sein Vater klang eingeschüchtert, etwas, was Kaiden noch nicht erlebt hatte.
    „Ich nehme ihn.“
    Ein kalter Schauer rann über Kaidens Rücken. Sein Vater war Händler. Schon unzählige Male hatte er diese Worte in genau diesem Tonfall gehört, wenn ein Kunde Ware annahm, die ihn nicht gänzlich überzeugte.
    Sein Vater verneigte sich stumm, wandte sich ab und marschierte an ihm vorbei. So, als würde er Kaiden nicht kennen. So, als hätte er ein Fass Oliven abgeliefert und würde nun eilig nach Hause zurückkehren. Kaiden wollte ihm nachlaufen, doch da schloss
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