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Rashminder Nächte 2 (German Edition)

Rashminder Nächte 2 (German Edition)

Titel: Rashminder Nächte 2 (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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und ohne ein Zeichen von der Hoffnungslosigkeit, die ihn eben erst niedergedrückt hatte. Er hatte sich wieder unter Kontrolle. Wenn Kaiden jetzt wenigstens wüsste, ob er darüber erleichtert oder entsetzt sein sollte …
    „Es ist von meinem Meister“, murmelte er gedankenverloren. Er starrte auf den schlichten Umschlag, als könnte der jeden Moment Feuer fangen. Was noch nicht einmal völlig ausgeschlossen war.
    Da er keine Anstalten machte den Brief zu öffnen, nahm Eryk ihn schließlich an sich und zerriss das kostbare Siegel. Automatisch zuckte Kaiden zusammen, doch er war nicht in Stimmung, Eryk zu tadeln, wie er es sonst getan hätte.
    „Er will uns beide sofort sehen. Beide ist fett unterstrichen und sofort zusätzlich mit Blattgold unterlegt.“ Eryk klang amüsiert. Gewiss, er kannte Torgen ja nur als kauzigen alten Mann …
    Allein der Gedanke an seinen Lehrmeister reichte, dass Kaiden fühlen konnte, wie sich seine Locken noch weiter kräuselten. Als ob die es nötig gehabt hätten!
    „Er ist ziemlich dramatisch, der Alte, kann das sein? Hier steht, er wird sich an dir persönlich für jede Minute schadlos halten, die du ihn unnötig warten lässt.“
    Kaiden erschauderte und sah sich hektisch nach seinen Stiefeln um. Draußen lag Glatteis und Schneematsch auf der Straße, sonst wäre er barfuß gelaufen wie der Junge, der den Brief gebracht hatte.
    Chaos, wohin er auch blickte, nichts als Chaos. Vielleicht ging es ja doch ohne Schuhe?
    „Eryk, mach dich endlich fertig!“, zischte er und wirkte kurz hintereinander zwei Suchzauber, um Stiefel und Mäntel zu finden. Etwas, was er normalerweise niemals tun würde, ein Magier musste seine Kräfte sparsam verwenden!
     
    Leicht schockiert starrte Eryk auf den Mantel, den Kaiden ihm an den Kopf geworfen hatte und beobachtete nun, wie sein Partner fluchend versuchte, den linken Stiefel an den rechten Fuß zu ziehen. Er war so bleich, dass die Sommersprossen wie Feuermale leuchteten und wirkte eindeutig verstört. Dass Kaiden seinen alten Meister hasste und fürchtete, war weithin bekannt, aber dass es tief genug reichte, um ihn so aus der Fassung zu bringen – er hatte unnötig Magie verschwendet!
    „Hinsetzen!“, befahl er schließlich und zwang ihn an den Schultern auf einen Stuhl nieder. Mit zwei entschlossenen Handgriffen half er ihm, das Schuhproblem zu lösen, hielt ihn danach noch einen Moment fest, als Kaiden schon wieder aufspringen wollte.
    „Durchatmen, Kleiner. Mit Hektik kommst du nicht ans Ziel. Wir nehmen eine Mietkutsche, dann sind wir rasch da, in Ordnung?“
    „Das ist teuer“, murmelte Kaiden abwehrend, wobei er gleichzeitig nickte.
    Ja, eine Kutsche war purer Luxus, sie würden damit ihre letzten Ersparnisse verschleudern. Wenn sie in nächster Zeit keine lohnenden Aufträge bekamen, würde es eng werden.
    Wir sollten die Stadt verlassen, dachte Eryk. Es gab andere Orte, wo sie als Meister für Okkultes und Verlorenes tätig werden könnten. Zwar würden sie ihr gut funktionierendes Informationsnetz verlieren und das Haus, an dem sie beide hingen, aber manchmal war ein Neuanfang die einzige Lösung. Irgendwo, wo sie niemand kannte und Liebe unter Männern nicht gleich mit Folter und Tod bestraft wurde …
    Was praktisch nur in Onur der Fall war und dahin ging niemand, der einigermaßen bei Verstand war. Da herrschte eine Art Dauerkrieg zwischen den Adligen, die Mord und Totschlag als Spiel ansahen. Vielleicht, wenn dieser Fürst Lyskir König werden sollte und das Ganze beendete, dann könnte man über eine Aussiedlung dorthin nachdenken.
    Er wälzte diesen Gedanken hin und her, während er sich von Kaiden zur nächsten Kutschenstation schleifen ließ, und auch noch, als sie bereits in der günstigsten Mietdroschke saßen und Richtung Niederstadt rollten, wo Meister Torgen wohnte.
    Ich werde mich nicht mehr lange beherrschen können. Vielleicht ist es besser, wenn wir uns trennen.
    Das wiederum war ein solch erschreckender Gedanke, dass Eryk hätte schreien können. Falls es notwendig sein sollte, um Kaidens Leben zu schützen, würde er es sofort tun. Aber sonst wollte er lieber sterben, als ohne ihn zu sein! Oder doch nach Onur gehen. Wobei ein rascher Tod schon besser wäre …
    Warum hat er solche Angst vor Torgen? Vor zwei Monaten hatte Eryk Kaidens Meister selbst aufgesucht, um mehr über die Natur von Selbstbeschwörungszaubern zu erfahren. Er hatte befürchtet, dass Kaiden sich ihm nur aus Notwendigkeit hingegeben und mit
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