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Rashminder Allerlei (German Edition)

Rashminder Allerlei (German Edition)

Titel: Rashminder Allerlei (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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    Mit einem letzten Segensspruch zogen sich die Priester zurück. Jaro humpelte zielstrebig auf den Holzpfosten zu, die Hände erhoben, gewillt, seine todbringende Magie fließen zu lassen. Cael und Natt hatten Eryk im Klammergriff. Er durfte schreien, fluchen, weinen, was immer er wollte, es würde der Sache dienen. Nur einmischen durfte er sich auf keinen Fall.
    Zwei Kampfmagier standen bereit, Kaiden auf brutale Weise zu töten, sollte Jaro versagen oder zu langsam sein, bevor der Kleine begriff, dass er den Magiebann bereits lahm gelegt hatte. Aber alles ging gut und vor allem schnell:
    Jaro berührte Kaiden an den Schläfen, ließ seiner Macht freien Lauf. Ein harter Ruck ging durch Kaidens Leib, sein Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei. Dann sank er in sich zusammen. Sein Blick brach. Unter Eryks erschütternden Klagerufen wich das Leben aus dem gepeinigten Körper. Es war vollbracht. Varels Fluch war erfüllt.

Kapitel 6

    Eryk schämte sich nicht für die Tränen, die er bitterlich schluchzend an Natts Schulter vergoss. Er hatte gewusst, dass er es geschehen lassen musste, dennoch war es schier unerträglich gewesen. Halbblind sah er zu, wie Meister Kimon Kaiden untersuchte und laut verkündete, dass der Verurteilte tot war.
    Zwei Wächter lösten die Fesseln und warfen die Leiche seines Geliebten achtlos auf eine bereitstehende Sackkarre. Die Priester murmelten Segenssprüche und flehten den Beistand der Götter für die irrende Seele an. Meister Norwolt erklärte derweil den anderen Mitgliedern des Stadtrates, wie zufrieden er mit dem reibungslosen Ablauf war:
    „Hätte ja nie damit gerechnet, so, wie diese Magier den … den Mann immer beschützt haben. Widernatürliches Gezücht, es war mir vom ersten Blick an offensichtlich gewesen, dass es mit dem ein böses Ende nehmen würde!“
    Beifälliges Gemurmel von den meisten. Lediglich der erste Berater des Stadtmeisters verdrehte entnervt die Augen. Noch nie war es Eryk so bewusst geworden, dass Norwolt und seine Speichellecker mit Absicht an die Macht gebracht worden waren. Ihre kleingeistige Engstirnigkeit machte sie zu perfekten Marionetten für die Magiergilde, Lark und einige wenige Entscheidungsträger im Hintergrund.
    „Eryk?“ Natt zupfte ihm behutsam am Ärmel und lenkte damit seine Aufmerksamkeit zurück zu Meister Kimon.
    „Junger Mann, da die Eltern des Verstorbenen sich weigern, für dessen Bestattung aufzukommen, obliegt es nun Euch, die Leiche fortzuschaffen und für den weiteren Gang der Dinge zu sorgen. Ich habe mir erlaubt, einen Sargmacher zu bestellen, er wird sich in rund einer Stunde in Eurem Haus einfinden. Jener weltliche Besitz, der für Interesse unserer Gilde sein könnte, darf jederzeit von Euch an uns herangetragen werden. Wir sind bereit, Euch für Bücher und Instrumente einen guten Preis zu bezahlen.“
    Eryk nickte stumm. Die kaltherzige Art, mit der Meister Kimon über Kaiden und dessen Eigentum sprach, erschütterte ihn mehr, als er es für möglich gehalten hätte.
    „Komm.“ Lark winkte ihm zu. Natt und Cael schoben ihn vorwärts, hin zu der Sackkarre. Die Priester hatten Kaidens Leiche mittlerweile mit einem weißen Leinentuch bedeckt. Das war gut, andernfalls wäre Eryk womöglich zusammengebrochen. All das hier weckte grauenhafte Erinnerungen an die Stunden, in denen er gemeinsam mit Lys und Kirian um Kaidens Leben gekämpft und verloren hatte. Der Anblick des Todes in dem geliebten Gesicht war mehr, als Eryk jetzt ertragen würde. Natt und Cael packten die Griffe der Karre und schoben sie in Richtung Tor, das gerade geöffnet worden war. Lark zog ihn behutsam mit sich. Gemessenen Schrittes verließen sie den Richtplatz.
    Die Leute auf der Straße begafften sie offen. Es wurde viel hinter ihnen getuschelt, immer wieder fiel Kaidens Name. Es war unmöglich gewesen, diese Sache zu vertuschen, darum hatten sie es gar nicht erst versucht. Eryk wurde schlagartig bewusst, dass er nicht länger in Rashmind leben konnte. Varel hatte ihm all das genommen. Er hasste ihn, hasste ihn, hasste ihn!
    Seine Freunde warteten an der nächsten Ecke auf ihn.
    Sobald Eryk neben ihnen stand, nickten sie alle einander zu.
    „Und los!“, gab Lark das Kommando.
    Eryk ergriff den reglosen Körper seines Geliebten und hetzte durch die Mauer. Er hörte, wie seine Freunde ihm nachfolgten, ausgenommen Cael, der die Sackkarre entsorgen sollte. Es konnte ihm gar nicht schnell genug gehen, bis er endlich den Raum der Türen
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