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Rashminder Allerlei (German Edition)

Rashminder Allerlei (German Edition)

Titel: Rashminder Allerlei (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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aussetzen wollte. Adlig war er nicht und seine Bekanntschaft mit zahllosen Fürsten, verschiedenen Königen, Gildenmeistern und Magiern dürfte auch nicht der Grund sein, warum man ihm eine solche Gnade gewährte.
    Wahrscheinlich hatte man Sorge, dass ich es nicht lebendig bis zum Richtplatz schaffe. Oder fürchten sie einen Befreiungsversuch?
    Nein, die letzte Idee verwarf er sofort wieder. Eryk wäre der Einzige, bei dem er sich diese Hoffnung machen könnte, doch Eryk war nicht da.
    Die Wächter fesselten ihn an einen Holzpfosten. Die Kapuze wurde ihm heruntergerissen und ein Lederband um die Stirn geschlungen. Es zwang ihn, aufrecht zu stehen und hielt seinen Kopf bewegungslos. Zum ersten Mal wurde ihm klar, dass er gar nicht wusste, wie er hingerichtet werden sollte. Hängen, Vierteilen, Rädern und Köpfen schieden aufgrund seiner Haltung aus. Verbrennen vielleicht? Er konnte keine Holzscheite sehen, also war es das wohl auch nicht. Blieb die Magie als letzte Möglichkeit. Magische Hinrichtungen waren unüblich, anscheinend wollte man hier eine Ausnahme machen. Seltsam, wo Magie doch so viel rascher und zuverlässiger wirkte als ein Schwert …
    Kaiden konnte inzwischen wieder deutlich alles erkennen. Ein Blick über die versammelte Menschenmenge ihm gegenüber offenbarte, dass Magiergilde und Stadtrat vollständig angetreten waren. Mehrere Wächter sicherten Mauern und Tore und nun fielen ihm auch Mitglieder der K.R.R.F. auf.
    Meister Norwolt sprach Worte, die Kaiden nicht interessierten. Genauso wenig wie das, was Meister Kimon danach zu sagen hatte. Oder die beiden Priester, die ihn segneten. Er war darauf konzentriert, Eryk aufzuspüren. Dies waren seine letzten Minuten auf Erden. Eryk hatte sich von ihm abgewandt, das musste er hinnehmen. Doch er wollte nicht sterben, ohne zu wissen, dass sein Liebster lebte.
    Ein Magiebann wirkte, indem er mechanisch den Fluss der magischen Energien aufhielt. Wie er das genau machte, war nicht geklärt. Fakt war, es war ein simpler Gegenstand ohne eigene Zauberkräfte. Wild entschlossen stemmte Kaiden sich mit all seiner Konzentration gegen den Bann. Er wollte nicht fliehen oder sein Leben retten. Er wollte Eryk spüren und Abschied nehmen. Ihm sagen, wie sehr er ihn liebte. Ihm nahe sein, bis das Ende kam, vor dem er ihn bewahren wollte – er hatte kein Recht, seinen Liebsten zu zwingen, dieses Grauen mitzuerleben. Zumal Eryk das schon einmal tun musste.
    Eryk …
    Dort, an der Mauer, entdeckte er Lark den Größeren, der die Arme verschränkt hielt und ihn scharf beobachtete.
    Eryk.
    Der Blondschopf dort, verdeckt von zu vielen anderen Köpfen, war das nicht Natt? Der Mann neben ihm könnte jedenfalls Cael sein.
    Eryk!
    Kaiden stieß auf magischen Widerstand, der nichts mit dem Bann zu tun hatte. Diese Signatur und die atemberaubende Macht erkannte er sofort, das konnte nur Amisha sein. Warum verbarg sie Eryk vor ihm?
    Hochkonzentriert kämpfte Kaiden gegen Amishas Magie. Sie mochte genauso stark sein wie er, aber sie besaß nicht die Kampferfahrung, die ihm das Leben aufgezwungen hatte. Während er gegen den Widerstand anging und versuchte, diesen zu schwächen, konzentrierte er sich zugleich auf eine Finte. Auch vollendete Magie, die ein Zauberer einem leblosen Gegenstand eingeflößt hatte, reagierte wie ein intelligentes Wesen. Dies war die Natur der Magie, die selbst über eine kaum zu begreifende Art von Leben verfügte. Je stärker Kaiden anstürmte, desto vehementer wurde der Widerstand – bis Kaiden abrupt nachgab. In diesem Hauch eines Sekundenbruchteils konnte er durch die Sperre brechen und seinen Geliebten aufspüren, bevor er mit brutaler Gewalt zurückgeschleudert wurde.
    Eryk, Eryk war hier, keine zehn Schritte von ihm entfernt!

    Lark trieb die Priester zur Eile an. Sie hatten befürchtet, dass Kaiden sich in den letzten Augenblicken vor seinem Tod gegen den Lethargiezauber auflehnen würde, der über ihn verhängt worden war, und dass der Magiebann ihm und seiner Macht danach noch lange standhalten konnte, daran hatte niemand ernstlich geglaubt. Zu ihrem Glück versuchte der Junge lediglich, zu Eryk vorzudringen statt zu fliehen. Amishas Artefakt, mit dem das Seelenband unterdrückt wurde, hielt und würde noch ein Weilchen überdauern. Kaiden wusste zwar, dass Eryk in der Nähe war, doch das war kein Schaden. Vorausgesetzt, Jaro behielt seinen versoffenen Schädel beisammen und schaffte es, Kaiden umzubringen. Der Kleine musste sterben, und zwar
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