Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raphael

Raphael

Titel: Raphael
Autoren: Mathilda Grace
Vom Netzwerk:
Nacht amüsieren wollen. Das 'Bizarre' ist eine ständig wandernde Tanz-, Sex- und Sauflocation, die ihren Namen zu Recht trägt, und jede Woche an einem anderen Standort in New York City zu finden ist. Man braucht verdammt gute Kontakte, um die aktuelle Adresse zu erfahren und vor allem, um dann reingelassen zu werden. Raphael ist ein Stammgast, das Problem erübrigt sich also. Zudem hat das 'Bizarre' einen vampirischen Gönner, was immer das auch heißt. Setjan war diesbezüglich nicht sehr auskunftsfreudig, aber ich glaube, dass der Laden einem Vampir gehört, denn ich habe dort schon viele auf Nahrungssuche gesehen.
    Wir sind aus demselben Grund gekommen und wenn Raphael sich nicht bald entscheidet, werde ich hier oben verhungern. Wir hocken auf dem Dach einer Lagerhalle und den Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite gerichtet, wo sich unser Ziel befindet. Mit einem inneren Seufzen sehe ich nach unten.
    In Clubs wie dem 'Bizarre' bin ich als Sterblicher nie gewesen, was die Möglichkeit erkannt zu werden gering macht. Und selbst wenn einem der Gäste mein Gesicht bekannt vorkommen würde, immerhin war ich lange die wichtigste Schlagzeile in der Presse, hat Raphael so seine Methoden, um Zeugen aus dem Weg zu schaffen. Meist sind sie endgültig, er hat da keine Skrupel, und je mehr Zeit ich mit ihm verbringe, desto weniger kümmert es mich.
    Menschen sind Nahrung, nicht mehr, nicht weniger. Nur keine falsche Scham. Die könnte ich mir auch nicht erlauben, ich lebe von schließlich ihnen.
    Mein Blick wandert ungeduldig wieder zu Raphael, der noch immer damit beschäftigt ist, sich die Leute in der Warteschlange vor dem Club genauer anzusehen. Es sind hübsche Exemplare dabei, Männer wie Frauen, aber ich kenne Raphael und sein verkniffener Mund spricht Bände. Er ist ziemlich wählerisch, besonders wenn es um sein Abendessen geht und die Menschen da unten sind eindeutig nicht das, was er sich für heute vorgestellt hat.
    Raphael schnuppert kurz und verzieht dann angeekelt das Gesicht. „Menschen sind so ...“ Er schüttelt den Kopf und überlegt eine ganze Weile, bevor er mich anschaut. „Vergänglich. Nicht mehr als ein Blinzeln oder Niesen für uns. Man könnte meinen, sie würden Wert darauf legen, wenigstens in dieser kurzen Zeit etwas aus sich zu machen, aber nein, stattdessen ziehen sie Kleider an, die würde ich nicht einmal mit einer Kneifzange anfassen und sie stinken ... zumindest diese da. Wie eine dieser billigen Parfümerien. Ekelhaft.“
    Das ist so typisch Raphael. Immer findet er etwas zu meckern, und sei es noch so unbedeutend. Gut, für mich ist es das, aber ich habe Hunger und meine Sinne sind nicht so geschärft wie seine. Ich kann die Menschen aus dieser Entfernung nicht riechen. Ich kann sie sehen und hören, und selbst das nur mit begrenzten Fähigkeiten.
    Ich bin ein Kleinkind für den vampirischen Begriff von Zeit und ich habe keine andere Wahl als abzuwarten, weil ich auf Raphael angewiesen bin. Das Gerücht, dass man nach seiner Wandlung sofort ein perfekter Vampir ist, ist wirklich nur ein Gerücht. Das einzig Wahre daran sind die Unsterblichkeit und die verstärkten Kräfte, aber die kann ich nur einsetzen, wenn ich regelmäßig trinke. Was für mich nun mal ein Problem ist.
    „Gefällt dir denn gar keiner?“, frage ich frustriert, als er Minuten später immer noch schweigt, und zucke mit den Schultern, weil er tadelnd eine Augenbraue hebt. Ich weiß, dass ich gerade quengle wie ein jammerndes Gör, aber ich habe Hunger und ein hungriger Vampir ist alles, nur nicht geduldig.
    „Baby“, ist alles, was Raphael dazu sagt, bevor er sich endlich erhebt und seinen Mantel glattstreicht. „Caine, ich dulde heute Nacht keine Ausfälle mehr, also reiß dich zusammen.“
    Das war deutlich und es ist keine harmlose Drohung. Raphael macht niemals leere Drohungen, das habe ich sehr schnell und verbunden mit höllischen Schmerzen gelernt. Ich werde mich an den Befehl halten und Ruhe bewahren, bis er sein Opfer gefunden und getötet hat. Denn ich lege nicht den geringsten Wert darauf, heute Nacht verprügelt zu werden.
     
    „Ich habe Dinge gesehen, die die Menschen niemals glauben würden. All diese Momente werden verloren sein, in der Zeit. So wie Tränen im Regen.“
    Setjan kann ein richtiger Poet sein, wenn er denn will, aber dieses Zitat hat er schamlos geklaut, ich kenne den dazugehörigen Film in- und auswendig. Wir haben das 'Bizarre' vor kurzem betreten und Raphael ist sofort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher