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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel
Autoren: Christian Jacq
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zusammen und war auf der Stelle tot.

    Fassungslos zog der Mann des Sandes einen Dolch aus seinem Gewand, doch er kam nicht mehr dazu, ihn zu benutzen. Er fühlte einen heftigen Schmerz im Rücken. Gleich darauf wurde sein Blick von einem eisigen Nebel getrübt, der ihn zwang, die Waffe fallen zu lassen. Der Kopf sank ihm auf die Brust, und er sackte sterbend zu Boden, mit einem Speer zwischen den Schulterblättern.
    Ruhig und lächelnd stand Lotos hinter ihm. Die hübsche Nubierin hatte überraschende Geschicklichkeit bewiesen und ließ nicht einmal das geringste Anzeichen von Erregung erkennen.
    «Danke, Lotos.»
    Da trat Setaou aus seinem Zelt. Auch unzählige Soldaten liefen herbei, sahen den Löwen seine Beute verschlingen und entdeckten den Leichnam des Beduinen. Tief erschüttert warf sich der Knappe Menna zu Ramses’ Füßen.
    «Das tut mir leid, Majestät! Ich verspreche dir, ich werde die Wachposten ausfindig machen, die diesem Verbrecher Zutritt zum Lager gewährt haben, und sie hart bestrafen.»
    «Rufe die Trompetenträger zusammen, und weise sie an, zum Aufbruch zu blasen.»

    DREI

    ZUNEHMEND VERÄRGERT, vor allem über sich selbst, brachte Acha seine Tage damit zu, durch das Fenster im Obergeschoß des Palastes, in dem er gefangengehalten wurde, auf das Meer hinauszublicken. Wie hatte er, der Vorsteher der geheimen Kundschafterdienste Ägyptens und der Oberste Gesandte Ramses’ des Großen, nur in die Falle gehen können, die ihm der Fürst von Amurru gestellt hatte?
    Als einziger Sohn einer wohlhabenden adligen Familie war Acha gemeinsam mit Ramses an der höchsten Schule von Memphis ausgebildet worden, hatte dort glanzvolle Ergebnisse erzielt und sich zu einem eleganten jungen Mann mit erlesenem Geschmack entwickelt, von dem die Frauen angetan waren. Er hatte ein schmales Gesicht, feingliedrige Hände, vor Scharfsinn sprühende Augen, eine einschmeichelnde Stimme und liebte es, neue Kleidermoden einzuführen. Doch hinter diesem unbestechlichen Verfechter der Eleganz verbarg sich ein tatendurstiger Mann und ein Gesandter ersten Ranges, der mehrere fremde Sprachen beherrschte, ein überragender Kenner der ägyptischen Schutzgebiete und des hethitischen Königreichs.
    Nach dem Sieg bei Kadesch, der den Gelüsten der Hethiter nach Ausdehnung ihres Machtbereichs endgültig hätte Einhalt gebieten müssen, war es Acha ratsam erschienen, sich so schnell wie möglich in die Provinz Amurru zu begeben, die sich jenseits des Berges Hermon, im Westen der Handelsstadt Damaskus, am Mittelländischen Meer entlangzog. Der Gesandte hatte gehofft, diese Provinz zu einem wehrhaften Stützpunkt zu machen, von dem aus aufs beste unterwiesene Einsatztrupps jeden Versuch der Hethiter, nach Kanaan und in die Grenzgebiete des Deltas vorzurücken, im Keim ersticken könnten.
    Als der Oberste Gesandte Ägyptens an Bord eines mit Geschenken für den Fürsten von Amurru, den bestechlichen Benteschina, beladenen Schiffes im Hafen von Berytos eingelaufen war, hatte er keinen Zweifel daran gehegt, daß er auch von Hattuschili empfangen werde, dem Bruder des Hethiterkönigs, der sich dieser Region bemächtigt hatte.
    Inzwischen wußte Acha seinen Widersacher genau einzuschätzen: von kleinem Wuchs, kränklichem Aussehen, aber klug und listig, war Hattuschili ein gefährlicher Gegner.
    Er hatte seinen Gefangenen genötigt, Ramses einen Brief zu schicken, mit dem er das Heer des Pharaos in einen Hinterhalt locken sollte. Doch Acha war es gelungen, eine verschlüsselte Warnung in seinen Worten zu verstecken, von der er hoffte, daß sie das Mißtrauen des Königs geweckt hatte.
    Wie würde Ramses sich verhalten? Das Wohl des Staates gebot ihm schließlich, seinen Freund den Händen der Feinde zu überlassen und einen Feldzug gen Norden anzutreten. Und so, wie Acha ihn kannte, war er überzeugt, daß der Pharao nicht zögern würde, mit äußerster Härte gegen die Hethiter vorzugehen, welches Wagnis er auch immer damit auf sich nehmen mochte. Aber stellte der Oberste Gesandte Ägyptens nicht ein vortreffliches Tauschmittel dar? Benteschina hegte sicher den Wunsch, ihn gegen eine ansehnliche Menge edlen Metalls an Ägypten zu verkaufen.
    Genaugenommen hatte Acha nur eine dürftige Aussicht, am Leben zu bleiben, aber sie war seine einzige Hoffnung. Indes machte ihn diese erzwungene Untätigkeit reizbar. Seit seinen Jugendjahren war er daran gewöhnt, den Dingen nicht ihren Lauf zu lassen, sondern sie selbst in Gang zu bringen, und es
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