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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel
Autoren: Christian Jacq
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mir Rat bei der Sonne, den Winden, der Seele meines Löwen, dem Geist, der diesem Boden innewohnt… Sie lügen nicht. Ich muß nur ihre Botschaft richtig deuten.»
    «Es gibt keinen besseren Kriegsrat.»
    «Hast du mit deinen Schlangen geredet?»

    «Auch sie sind Boten des Verborgenen. Ja, ich habe sie befragt, und sie haben mir ohne Umschweife geantwortet: Kehre nicht um! Weshalb ist Schlächter so unruhig?»
    «Wegen des Eichengehölzes da drüben, links vor der Festung.»
    Setaou schaute in diese Richtung und kaute dabei an einem Schilfrohr.
    «Das verheißt nichts Gutes, du hast recht. Eine Falle, wie bei Kadesch?»
    «Die hatte doch ihren Zweck sehr gut erfüllt. Deshalb könnten die Hethiter eine neue ersonnen haben, von der sie hoffen, daß sie ebenso wirksam ist. Sobald wir angreifen, werden wir dort aufgehalten, während die Bogenschützen auf den Zinnen mühelos unsere Reihen lichten können.»
    Menna, der Knappe des Königs, verneigte sich vor seinem Herrn.
    «Dein Wagen steht bereit, Majestät.»
    Lange tätschelte der Herrscher seine zwei Pferde, die die Namen «Sieg in Theben» und «Göttin Mut ist zufrieden»
    trugen. Außer dem Löwen waren sie die einzigen gewesen, die ihn bei Kadesch nicht im Stich gelassen hatten, als die Schlacht verloren schien.
    Dann ergriff Ramses die Zügel, vor den ungläubigen Augen seines Knappen, der Heerführer und der in hohem Ansehen stehenden Streitwagentruppe.
    «Majestät», rief Menna besorgt, «du wirst doch nicht…»
    «Machen wir einen Bogen um die Festung», befahl der König,
    «und stürmen wir das Eichengehölz!»
    «Majestät… du hast deinen Harnisch vergessen! Majestät!»
    Einen ledernen, mit Metallschuppen besetzten Brustpanzer schwenkend, rannte Menna vergebens hinter dem Streitwagen des Königs her, der allein dem Feind entgegenpreschte.

    ZWEI

    WÄHREND RAMSES DER GROSSE auf dem dahinjagenden Wagen stand, glich er eher einem Gott als einem Menschen: von hohem Wuchs, mit breiter, entblößter Stirn, darüber eine blaue, helmartige Krone, die sich genau der Form seines Kopfes anpaßte, auffallend geschwungene, buschige Augenbrauen über dichten Wimpern, der Blick so durchdringend wie der eines Falken, die Nase lang, schmal und leicht gebogen, sanft gerundete Ohren, volle Lippen und ein kräftiges Kinn – die pure Verkörperung der Macht.
    Als er sich dem Eichengehölz näherte, verließen die Beduinen ihr Versteck. Die einen spannten ihren Bogen, die anderen schwangen ihren Speer.
    Wie bei Kadesch war der König schneller als der Sturmwind und flinker als ein fliehender Schakal. Gleich einem Stier, der seine Feinde niedertrampelt oder auf die spitzen Hörner nimmt, überrollte er die ersten Angreifer und schoß Pfeil um Pfeil ab, die den Aufständischen die Brust durchbohrten.
    Dem Anführer der Männer des Sandes war es gelungen, dem erbitterten Ansturm des Herrschers zu entgehen. Mit einem Knie auf dem Boden schickte er sich an, einen langen Dolch zu schleudern, der Ramses von hinten treffen sollte.
    Da setzte Schlächter zu einem Sprung an, und den Aufrührern gerann vor Entsetzen das Blut in den Adern. Trotz seines Gewichts und seiner Größe schien der Löwe zu fliegen.
    Mit ausgestreckten Krallen stürzte er sich auf den Mann, schlug seine Zähne in dessen Kopf und schloß die Kiefer.
    Der Anblick war so grauenvoll, daß viele Krieger ihre Waffen fallen ließen und die Flucht ergriffen, um der Raubkatze zu entrinnen, die bereits zwei weitere, ihrem Anführer vergebens zu Hilfe geeilte Beduinen zerfleischte.
    Inzwischen hatten die ägyptischen Streitwagen, denen Hunderte von Fußsoldaten folgten, Ramses eingeholt, und es bereitete ihnen keinerlei Mühe, die letzten Widerstandsnester auszuheben.
    Bald danach leckte Schlächter sich beruhigt die blutverschmierten Pranken und betrachtete mit nunmehr wieder sanften Augen seinen Herrn. Die Dankbarkeit, die er in Ramses’ Blick wahrnahm, entlockte ihm ein zufriedenes Knurren. Dann legte sich der Löwe neben den Streitwagen des Königs, blieb aber wachsam.
    «Das ist ein großer Sieg, Majestät», erklärte der Befehlshaber des Regiments Re.
    «Wir sind soeben furchtbarem Unheil entgangen. Weshalb war kein Späher imstande, uns zu melden, daß sich in diesem Gehölz Feinde zusammengerottet hatten?»
    «Wir… wir haben diesem Ort keine Beachtung geschenkt, er erschien uns unwichtig.»
    «Muß ein Löwe meine Heerführer ihr Handwerk lehren?»
    «Majestät wünscht sicher, den Kriegsrat
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