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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel
Autoren: Christian Jacq
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unserem Vertrag um so mehr angetan, als er Assyrien dazu bewogen hat, sich zurückzuziehen wie eine Muschel in ihre Schale. Das Abkommen zwischen Ägypten und Hatti, sich im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung mit einem anderen Land gegenseitig Beistand zu leisten, hat die assyrischen Befehlshaber davon überzeugt, daß jeder Angriff unverzüglich einen harten Gegenschlag zur Folge hätte. Es sind bereits zahlreiche Handelsbeziehungen zu Hatti geknüpft worden, und ich kann dir versichern, daß der Frieden viele Jahre lang währen wird. Ist ein einmal gegebenes Wort nicht so dauerhaft wie Granit?»
    «Worüber machst du dir dann Sorgen?»
    «Es geht um Moses… Bist du bereit, dir über ihn berichten zu lassen?»
    «Ich höre dir zu.»
    «Meine Kundschafter behalten die Hebräer im Auge.»
    «Wo sind sie jetzt?»
    «Obwohl sich in ihren Reihen immer häufiger Widerspruch regt, irren sie noch immer in der Wüste umher. Aber Moses regiert sein Volk mit eiserner Faust. ‹Jahwe ist ein verzehrendes Feuer und ein eifriger Gott›, pflegt er gern zu wiederholen.»
    «Weißt du, wohin sie wollen?»
    «Wahrscheinlich ist Kanaan das Gelobte Land, aber es ist schwierig, sich seiner zu bemächtigen. Die Hebräer haben sich bereits mit den Bewohnern von Midian und mit den Amoritern einen Kampf geliefert. Zur Zeit sind sie im Gebiet von Moab.
    Die Völker der Region fürchten die hebräischen Nomaden, die sie für gefährliche Plünderer halten.»
    «Moses wird den Mut nicht verlieren. Und wenn er hundert Schlachten schlagen muß: er wird siegen. Ich bin sicher, daß er von einem Berg im Negeb auf Kanaan hinuntergeblickt und dort einen Landstrich entdeckt hat, in dem Milch und Honig fließen.»
    «Die Hebräer säen Unfrieden, Majestät.»
    «Was empfiehlst du, Acha?»
    «Beseitigen wir Moses. Wenn sie ihres Anführers beraubt sind, kehren die Hebräer nach Ägypten zurück, vorausgesetzt, daß du ihnen versprichst, sie nicht zu bestrafen.»
    «Schlage dir diese Absicht aus dem Kopf. Moses folgt seiner Bestimmung.»

    «Der Freund in mir freut sich über deine Entscheidung, doch der Gesandte beklagt sie. Wie ich bist auch du davon überzeugt, daß Moses sein Ziel erreichen wird und daß seine Ankunft im Gelobten Land das Gleichgewicht im Vorderen Orient stören wird.»
    «Unter der Voraussetzung, daß Moses seinen Glauben nicht zu verbreiten sucht, weiß ich nicht, weshalb wir nicht zu gutem Einvernehmen gelangen sollten. Der Frieden zwischen unseren Völkern wird dazu beitragen, das Gleichgewicht zu erhalten.»
    «Du erteilst mir da eine schöne Lehre in der Gestaltung der Beziehungen zu den Fremdländern und in der Kunst des Gesandtschaftswesen.»
    «Nein, Acha. Ich versuche nur, einen Weg der Hoffnung aufzuzeigen.»

    Im Herzen Isets der Schönen hatte die Zärtlichkeit den Platz der Leidenschaft eingenommen. Sie, die Ramses zwei Söhne geschenkt hatte, empfand noch immer die gleiche Bewunderung für den König, hatte aber ihrem Wunsch, ihn zu erobern, entsagt. Wie hätte sie auch mit Nefertari wetteifern sollen, die in den vergangenen Jahren immer schöner und strahlender geworden war. Dank der gewonnenen Reife hatte sie innere Ruhe erlangt und es gelernt, die glücklichen Stunden zu genießen, die das Leben ihr bescherte. Sie redete mit Kha über die Geheimnisse der Schöpfung, sie hörte Merenptah zu, wenn er ihr beschrieb, wie das ägyptische Gemeinwesen aufgebaut war, dem er mit dem Ernst eines künftigen Machthabers auf den Grund ging, sie plauderte mit der Königin in den Gärten des Palastes und hielt sich so oft wie möglich in Ramses’ Nähe auf… Wurden ihr nicht unschätzbare Reichtümer zuteil?

    «Komm», schlug die Große Königsgemahlin ihr vor,
    «machen wir eine Bootsfahrt auf dem Fluß.»
    Es war Sommer, die Überschwemmung hatte Ägypten in einen riesigen See verwandelt, so daß man von einem Dorf zum anderen segeln konnte. Eine sengende Sonne ließ die fruchtbarkeitsbringenden Fluten glitzern, und Hunderte von Vögeln tanzten am Himmel.
    Die beiden Frauen, die unter einem weißen Baldachin saßen, hatten sich die Haut mit duftendem Öl eingerieben. In ihrer Reichweite standen irdene Krüge mit frischem Wasser.
    «Kha hält sich die meiste Zeit im Tempel auf», erzählte Iset die Schöne.
    «Bedauerst du es?»
    «Der erstgeborene Sohn des Königs hat nur alte Bauwerke, Symbole und Rituale im Sinn. Wie wird er sich verhalten, wenn sein Vater ihn dereinst zu sich holt, damit er sich um
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