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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel
Autoren: Christian Jacq
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überfallen, Majestät, und ein Verteidigungsbündnis gegen jedwedes Land, das Ägypten oder Hatti angreifen könnte.»
    «Denkt er dabei an Assyrien?»
    «An jedes Volk, das versuchen sollte, sich des Landes Ägypten oder des Hethiterlandes zu bemächtigen.»
    «Auch wir wollen dieses Abkommen und dieses Bündnis.
    Mit ihrer Hilfe werden wir Wohlstand und Glück aufrechterhalten.»
    Mit sehr sicherer Hand fuhr Ameni in seinen Aufzeichnungen fort.
    «Majestät, König Hattuschili wünscht auch, daß bei der Wahl der königlichen Nachfolge in unseren Ländern die jeweils überlieferten Riten und Gepflogenheiten eingehalten und bewahrt werden.»
    «Daran wird sich nichts ändern.»
    «Unser Herrscher möchte schließlich noch die Frage der Auslieferung Entflohener regeln.»
    Acha war vor diesem letzten Hindernis bang. Ein einziger noch umstrittener Punkt könnte das ganze Abkommen in Frage stellen.
    «Ich verlange, daß die Entflohenen menschlich behandelt werden», erklärte Ramses. «Werden sie in ihr Land, ob Ägypten oder Hatti, zurückgebracht, dürfen sie weder bestraft noch verunglimpft werden, und ihr Haus muß ihnen in unversehrtem Zustand zurückgegeben werden. Uriteschup, der Ägypter geworden ist, soll es freistehen, selbst über sein Schicksal zu entscheiden.»
    Da sie Hattuschilis Einverständnis hatten, diese Bedingungen anzunehmen, stimmten die beiden Abgesandten zu.
    Der Vertrag konnte in Kraft treten.
    Ameni würde seine endgültige Fassung den königlichen Schreibern aushändigen, die sie auf Papyrusrollen erster Güte übertragen sollten.
    «Der Wortlaut dieses Vertrages wird in den Stein mehrerer Tempel Ägyptens eingemeißelt», kündigte Ramses an, «vor allem in das Heiligtum des Re in Heliopolis, in die gen Süden gewandte Fassade des neunten Pylonen von Karnak und in die gen Süden gewandte Fassade des großen Tempels von Abu Simbel. Auf diese Weise wissen die Ägypter von Norden bis Süden, vom Delta bis Nubien, daß sie unter den Blicken der Götter mit den Hethitern für alle Zeit in Frieden leben werden.»

    ACHTUNDFÜNFZIG

    IN DEM FREMDLÄNDISCHEN Besuchern vorbehaltenen Palast untergebracht, nahmen die hethitischen Abgesandten an dem allgemeinen Jubel teil, der in der ägyptischen Hauptstadt ausgebrochen war. Sie stellten fest, wie sehr das Volk Ramses liebte, und vernahmen das immer wieder gern im Chor gesungene Loblied auf ihn: «Er leuchtet wie die Sonne, er belebt uns wie das Wasser und der Wind, wir lieben ihn wie Brot und schöne Stoffe, denn er ist der Vater und die Mutter des ganzen Landes, das Licht der beiden Ufer.»
    Nefertari lud die Hethiter ein, einem Ritual im Tempel der Hathor beizuwohnen. Dort hörten sie die Anrufung der einzigartigen Macht, die sich jeden Tag selbst erschuf, alle Formen des Lebens ins Dasein rief, die Gesichter erhellte und Bäume wie Blumen vor Freude erzittern ließ. Als sich die Blicke dem im Gold des Himmels Verborgenen zuwandten, schwangen sich die Vögel empor, und unter den Schritten der Menschen tat sich ein Weg des Friedens auf.
    Der anfänglichen Verwunderung der Hethiter folgte Fröhlichkeit. Sie wurden zu einem Gastmahl geladen, in dessen Verlauf ihnen allerlei Köstlichkeiten aufgetragen wurden: geschmorte Tauben in würziger Soße, eingelegte Nieren, Rinder- und Gänsebraten, Barsche aus dem Nil, Linsen, Knoblauch und süße Zwiebeln, Lattich, Gurken, Erbsen, Bohnen, Feigenmus, Äpfel, Datteln, Wassermelonen, Ziegenkäse, vergorene Milch, runde Honigkuchen, frisches Brot, süßes Bier sowie roter und weißer Wein. Zu diesem außerordentlichen Anlaß wurde ein erlesener Wein gereicht, den man am sechsten Tag des vierten Jahres der Herrschaft von Sethos in die Krüge gefüllt hatte, die das Symbol des Gottes Anubis, des Herrn über die Wüste, trugen. Die hethitischen Abgesandten staunten über die Fülle und den Wohlgeschmack der Gerichte, bewunderten die schönen steinernen Teller und Schüsseln, bis sie sich der allseits herrschenden Freude hingaben und schließlich in ägyptischer Sprache die Loblieder auf Ramses mitsangen.
    Ja, es herrschte wirklich Frieden.

    Endlich war die Hauptstadt in den Schlaf gesunken.
    Trotz der späten Stunde schrieb Nefertari noch mit eigener Hand einen langen Brief an ihre Schwester Puducheba, um ihr für ihre Bemühungen zu danken und die wunderbaren Zeiten heraufzubeschwören, denen Hatti und Ägypten entgegensahen.
    Als die Königin ihm ihr Siegel aufgedrückt hatte, legte ihr Ramses sachte die Hände
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