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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel
Autoren: Christian Jacq
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zerzaustem Haar warf sich Moses zu Füßen.
    «Wir werden alle hier sterben, in dieser Abgeschiedenheit.»
    «Du irrst.»
    «Sieh dich doch um, ist das vielleicht das Gelobte Land?»
    «Nein, gewiß nicht.»
    «Wir gehen nicht mehr weiter, Moses.»
    «O doch! In den nächsten Tagen werden wir die Grenze überschreiten und dorthin gehen, wohin Jahwe uns ruft.»
    «Wie kannst du deiner so sicher sein?»
    «Weil ich Ihn geschaut habe, Frau, und weil Er zu mir gesprochen hat. Lege dich jetzt schlafen. Uns stehen noch große Anstrengungen bevor.»
    Widerstrebend gehorchte die Frau.
    «Dieser Ort ist grauenhaft», befand Aaron. «Ich möchte so schnell wie möglich weiterziehen.»

    «Eine lange Rast war notwendig. Morgen, bei Tagesanbruch, wird Jahwe uns die Kraft verleihen, unseren Weg fortzusetzen.»
    «Zweifelst du nie an unserem Erfolg, Moses?»
    «Nein, Aaron, nie.»

    Von einem «Sohn des Königs» begleitet, der Ramses vertrat, waren Serramannas Streitwagen den Hebräern gefolgt. Als der ehemalige Seeräuber Meeresluft schnupperte, blähten sich seine Nasenflügel. Mit einem Wink gebot er seinen Männern anzuhalten.
    «Wer von euch kennt diese Gegend?»
    Da ergriff ein erfahrener Wagenlenker das Wort.
    «Das ist eine Region, in der Dämonen umgehen. Ich rate dir nicht, sie zu stören.»
    «Dennoch haben die Hebräer diesen Weg eingeschlagen», erwiderte der Sarde.
    «Ihnen steht es frei, sich aufzuführen, als wären sie von Sinnen… Aber wir sollten besser umkehren.»
    In der Ferne stieg Rauch auf.
    «Bis zum Lager der Hebräer kann es nicht mehr weit sein», bemerkte der Sohn des Königs. «Nehmen wir die Übeltäter fest.»
    «Die Anhänger Jahwes sind bewaffnet», rief ihm Serramanna in Erinnerung, «und es sind viele.»
    «Unsere Männer wissen zu kämpfen, und dank unserer Wagen sind wir ihnen überlegen. Wir schießen aus sicherer Entfernung einige Pfeile ab und fordern, daß uns Moses und die zwei Beduinen ausgeliefert werden. Wenn nicht, greifen wir an.»
    Nicht ohne Besorgnis wagten sich die Ägypter in das sumpfige Gelände vor.

    Aaron schreckte aus dem Schlaf hoch. Moses war bereits aufgestanden und hielt seinen Stock in der Hand.
    «Dieses dumpfe Geräusch…»
    «Ja, das ist das Geräusch ägyptischer Streitwagen.»
    «Sie kommen auf uns zu.»
    «Wir haben noch Zeit, ihnen zu entrinnen.»
    Die zwei Beduinen, Arnos und Baduk, weigerten sich, weiter in das Schilfmeer vorzudringen, doch die völlig verstörten Hebräer waren bereit, Moses zu folgen. In der Dunkelheit vermochte niemand den Streifen Sandes vom Wasser zu unterscheiden, aber Moses ging sicheren Schritts zwischen dem Meer und dem See voran, geleitet von dem Feuer, das ihm seit seinen Jugendjahren in der Seele brannte, von diesem Feuer, das zur Sehnsucht nach dem Gelobten Land geworden war.
    Indem sie darauf verzichteten, hintereinander zu fahren, begingen die Lenker der ägyptischen Streitwagen einen verhängnisvollen Fehler. Die einen sanken in den Treibsand ein, die anderen in die von unsichtbaren Strömungen durchzogenen Sümpfe. Der Sohn des Königs blieb mit seinem Wagen im Schlamm stecken, wogegen Serramanna in voller Fahrt mit den zwei Beduinen zusammenstieß, die sich von den Hebräern getrennt hatten.
    Da erhob sich im Osten ein Wind, der mit dem aus der Wüste zusammentraf und den Weg austrocknete, den die Hebräer eingeschlagen hatten, um das Schilfmeer zu durchqueren.
    Unbeirrt vom Tod der beiden Spione, die von den Rädern seines Wagens zermalmt worden waren, fuhr Serramanna weiter, blieb aber kurz danach ebenfalls im Sand stecken. Bis er seine Männer wieder um sich geschart hatte, von denen einige verletzt waren, und bis die Fahrzeuge aus Sand und Sümpfen gezogen waren, hatte sich der Wind gedreht. Nun peitschten heftige Böen die Wellen auf, die den schmalen Streifen festen Bodens überspülten. Wutentbrannt sah Serramanna Moses entfliehen.

    SIEBENUNDFÜNFZIG

    TROTZ DER PFLEGE, die Neferet, eine junge Heilkundige mit außerordentlichen Fähigkeiten, ihr angedeihen ließ, bereitete sich Tuja, die Mutter des Königs, auf ihre letzte Reise vor.
    Schon bald würde sie wieder mit Sethos vereint sein und ein irdisches Ägypten verlassen, dessen glückliche Zukunft beinahe gesichert war. Beinahe, denn der Friedensvertrag mit den Hethitern war noch nicht geschlossen.
    Als Nefertari zu ihr in den Garten kam, wo sie innere Einkehr hielt, spürte Tuja sogleich die Ergriffenheit der Großen königlichen Gemahlin.
    «Majestät, ich
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