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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel
Autoren: Christian Jacq
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auf die Schultern.
    «Ist es nicht an der Zeit, mit der Arbeit aufzuhören?»
    «Der Tag umfaßt mehr Pflichten als Stunden. Daran wird sich nichts ändern, und das ist gut so. Sagst du das nicht immer wieder deinen hohen Beamten? Die Große Königsgemahlin kann sich von dieser Regel nicht ausnehmen.»
    Der Duft des Öls, mit dem Nefertari sich für das Fest gesalbt hatte, benahm Ramses die Sinne. Bei der Zubereitung hatte der Sachkundige im Tempel nicht weniger als sechzehn Zutaten verwendet, zu denen wohlriechendes Schilf, Wacholder, Ginsterblüten, Terebinthenharz, Myrrhe und verschiedene Gewürze gehörten. Grüne Schminke betonte ihre Augenlider, und eine mit Öl aus Libyen gesalbte Perücke brachte die Schönheit ihres Antlitzes zur Geltung.
    Ramses nahm ihr die Perücke ab und löste Nefertaris langes gelocktes Haar.

    «Ich bin so glücklich…», sagte sie. «Haben wir nicht auf das Glück unseres Volkes hingewirkt?»
    «Dein Name wird für immer mit diesem Vertrag verbunden sein. Dieser Friede, den hast du geschaffen.»
    «Was bedeutet schon unser Ruhm?»
    Der König ließ die Träger des Kleides über ihre Schultern gleiten und küßte Nefertari auf den Nacken.
    «Wie soll ich nur die richtigen Worte für meine Liebe zu dir finden?»
    Da wandte sie sich zu ihm um.
    «Ist das noch die Stunde für Gespräche?»

    Das erste amtliche Sendschreiben aus Hatti nach dem Abschluß des Friedensvertrages erregte am Hof von Pi-Ramses große Neugierde. Wollte Hattuschili noch einmal auf einen wesentlichen Punkt zurückkommen?
    Der König löste das Siegel von dem Stoff, der die hölzerne Schreibtafel umhüllte, und überflog die in Keilschrift verfaßten Worte.
    Dann begab er sich sogleich zur Königin, die gerade die Anweisungen für das Ritual des Frühlingsfestes noch einmal gelesen hatte.
    «Ein wahrlich sonderbares Schreiben.»
    «Hat sich etwas Schlimmes zugetragen?» fragte Nefertari besorgt.
    «Nein, es ist eine Art Hilferuf. Eine hethitische Prinzessin mit einem unmöglichen Namen ist erkrankt. Hattuschili zufolge scheint sie von einem Dämon besessen zu sein, den die Heilkundigen Hattis nicht aus ihrem Leib vertreiben können.
    Da ihm der Ruf unserer Ärzte bekannt ist, fleht mich unser neuer Verbündeter an, ihm einen Heiler aus dem Haus des Lebens zu entsenden, um die Gesundheit der Prinzessin wiederherzustellen und ihr zu ermöglichen, ein Kind zu bekommen, nach dem sie sich so sehnt.»
    «Eine vortreffliche Neuigkeit. Das wird die Beziehungen zwischen unseren Ländern weiter stärken.»
    Ramses ließ nach Acha schicken und reichte ihm Hattuschilis Schreiben.
    Der Oberste Gesandte Ägyptens brach in schallendes Gelächter aus.
    «Ist diese Bitte so erheiternd?» fragte die Königin verwundert.
    «Ich habe den Eindruck, Hattuschili setzt wirklich grenzenloses Vertrauen in unsere Heilkundigen. Er verlangt nicht weniger als ein Wunder.»
    «Unterschätzt du etwa unsere Wissenschaft?»
    « Gewiß nicht, aber wie soll sie eine Frau, und sei es eine hethitische Prinzessin, in die Lage versetzen, ein Kind zu bekommen, wenn sie bereits mehr als sechzig Jahre zählt?»
    Nach einem Augenblick freimütigen Lachens diktierte der König Ameni eine Antwort an seinen Bruder Hattuschili.

    Die Prinzessin, die – vor allem an ihrem Alter – leidet, ist uns bekannt. Niemand vermag Arzneien zu bereiten, die ihr zu einer Schwangerschaft verhelfen könnten. Doch wenn der Gott des Wetters und der Gott der Sonne es beschließen… Deshalb werde ich einen vortrefflichen Magier und einen sehr fähigen Arzt nach Hatti entsenden.

    Unverzüglich ließ Ramses eine Statue des heilkundigen, mit einer Mondscheibe auf dem Haupt dargestellten Gottes Chons, der den Raum durchwandert, nach Hattuscha schicken. Wer sonst als ein Gott könnte je die Gesetze des menschlichen Körpers überwinden?

    Als die Nachricht Nebous, des Oberpriesters von Karnak, in Pi-Ramses eintraf, beschloß der König, mit seinem Gefolge nach Theben aufzubrechen. In gewohnter Tüchtigkeit kümmerte Ameni sich um die erforderlichen Boote und erteilte vielfältige Anweisungen, auf daß die Reise unter den bestmöglichen Bedingungen stattfinde.
    Auf dem königlichen Schiff hatten alle Platz genommen, die Ramses lieb und wert waren: seine Gemahlin Nefertari, in strahlendem Glanz; seine Mutter Tuja, die ihre Freude darüber bekundete, daß sie den Frieden zwischen Ägypten und Hatti noch erlebt hatte; Iset die Schöne, die sehr gerührt war, daß sie an dem
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