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Rambo

Rambo

Titel: Rambo
Autoren: David Morrell
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die Papiere versteckt waren. Er band den Schlafsack auf und warf ihn aufgerollt auf den Fußboden. Er fand ein sauberes Hemd und eine Zahnbürste. Der Junge sagte: »He, es hat mich viel Mühe gekostet, das Hemd zu bügeln. Passen Sie auf, daß Sie es nicht zerknautschen.« Auf einmal hatte Teasle ihn gründlich satt.
    Er drückte auf den Knopf der Sprechanlage auf seinem Schreibtisch. »Shingleton, Sie haben doch den Jungen gesehen, der hier reinkam. Geben Sie seine Beschreibung per Funk an die Staatspolizei weiter. Sagen Sie, ich möchte, daß er schnellstens identifiziert wird. Und wenn Sie schon dabei sind, sehen Sie mal nach, ob er bei uns auf irgendeiner Fahndungsliste steht. Er hat kein Geld und keinen Job, sieht aber recht wohlgenährt aus. Ich will wissen, wie das kommt.«
    »Sie sind also fest entschlossen, die ganze Sache aufzubauschen«, sagte der Junge.
    »Irrtum. Nicht ich war es, der darauf bestanden hat.«
    8
    Der Friedensrichter hatte eine Klimaanlage im Zimmer. Sie summte ein wenig, ratterte zuweilen und unterkühlte den Raum so stark, daß Rambo fröstelte. Der Mann hinter dem Schreibtisch trug eine viel zu große blaue Strickweste. Er hieß Dobzyn, wie das Namensschild an seiner Tür verkündete. Er hatte den Mund voll Kautabak, hörte jedoch auf zu kauen, als Rambo eintrat.
    »Also, wenn das nicht alles schlägt«, sagte er und stieß sich in seinem Drehstuhl vom Tisch ab. »Als Sie mich anriefen, Will, hätten Sie mir sagen sollen, daß ein Zirkus in die Stadt gekommen ist.«
    Solche Bemerkungen fielen immer. Jedesmal. Aber er steckte jetzt schon zu sehr in der ganzen Sache drin, und er wußte, daß er bald klein beigeben mußte, und daß sie ihm große Schwierigkeiten bereiten konnte, wenn nicht er es tat. Wieder dieselbe Scheiße. Sie hörten nicht auf, und, bei Gott, er würde sich das einfach nicht gefallen lassen.
    »Hör mal zu, mein Junge«, sagte Dobzyn. »Ich hätte eine Frage.« Er hatte ein ganz rundes Gesicht. Wenn er sprach, preßte er den Kautabak von innen gegen die Backe, so daß sie hervorstand. »Ich sehe manchmal im Fernsehen junge Kerle, die demonstrieren und Unruhe stiften und.«
    »Ich bin kein Demonstrant.«
    »Was ich gern wissen würde – juckt dich das lange Haar nicht im Nacken?«
    Immer dieselbe blöde Frage. »Zu Anfang schon.«
    Dobzyn kratzte sich an der Augenbraue und dachte über die Antwort nach. »Na ja, ich nehme an, man kann sich an alles gewöhnen, wenn man es ernsthaft versucht. Aber was ist mit dem Bart? Juckt der nicht in der Hitze?«
    »Manchmal.«
    »Warum hast du ihn dir dann wachsen lassen?«
    »Ich habe einen Ausschlag und darf mich nicht rasieren.«
    »So wie ich Schmerzen im Arsch habe und ihn mir nicht abwischen darf«, sagte Teasle von der Tür her.
    »Moment mal, Will. Vielleicht sagt er die Wahrheit.«
    Rambo konnte sich nicht enthalten zu sagen: »Nein, das stimmt nicht.«
    »Warum erzählst du mir dann diese Geschichte?«
    »Weil ich es satt habe, gefragt zu werden, warum ich mir den Bart wachsen ließ.«
    »Also warum hast du ihn dir dann wachsen lassen?«
    »Weil ich einen Ausschlag habe und mich nicht rasieren darf.«
    Dobzyn machte ein Gesicht, als hätte man ihm eine Ohrfeige versetzt. Die Klimaanlage surrte und klapperte. »Also, da bin ich dir eben ins Messer gelaufen. Nicht wahr, Will? Man muß auch über sich selbst lachen können.« Er stieß ein kurzes, eher klägliches Lachen aus. »Direkt ins Messer bin ich gelaufen. Jawohl. Hat der Mensch Töne!« Er kaute auf seinem Tabak herum. »Was ist denn die Anklage, Will?«
    »Zwei Punkte. Landstreicherei und Widerstand bei der Festnahme. Aber das ist nur, um ihn hierzubehalten, während wir herausfinden, ob er irgendwo gesucht wird. Ich tippe auf Diebstahl.«
    »Nehmen wir die Landstreicherei zuerst. Erklärst du dich schuldig, mein Junge?« Rambo erklärte sich nicht schuldig.
    »Hast du einen Job? Besitzt du mehr als zehn Dollar?«
    Rambo verneinte.
    »Dann hilft gar nichts, mein Junge. Du bist ein Landstreicher. Das kostet dich fünf Tage Haft oder eine Geldstrafe von fünfzig Dollar. Was wäre dir lieber?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich keine zehn Dollar besitze. Wo, zum Teufel, soll ich also fünfzig hernehmen?«
    »Du bist hier vor Gericht.« Dobzyn lehnte sich nach vorn über den Tisch. »Ich dulde keine ungebührende Ausdrucksweise in meinem Gerichtssaal. Noch einmal, und ich verurteile ich dich wegen Beleidigung des Gerichts.« Es dauerte einen Augenblick, bis er
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