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Rainer und die Puppenmutter

Titel: Rainer und die Puppenmutter
Autoren: Hans Günter Krack
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dachte, du könntest uns auch etwas besorgen, was wir den Schneemännern als Augen einsetzen können.“
    ,.Augen? Klar — da weiß ich was!“ rief Rainer und stieß Rolf an. „Drüben an der Straße haben sie doch Schlacke zum Streuen abgeladen — da sind bestimmt größere Stückchen dazwischen.“
    „Ich gehe gleich mal hin“, ließ sich Bällchen vernehmen, aber Rainer hielt sie zurück. „Laß mal, das verstehst du nicht. Das machen wir schon.“
    Bald darauf kamen die beiden Jungen zurück und setzten den Schneemännern und den Schneefrauen die Augen ein. Dabei knetete Rainer tüchtig an den Gesichtern der Schneemannfamilie herum.
    „Die sehen alle so doof aus“, fand er.
    „Guck mal, Rainer!“ rief ein Mädchen, „ist das Gesicht hier schön?“
    „Nee“, mäkelte Rainer. „Sieht ja aus wie ein Seehund. — So mußt du das machen...“ Und er drückte so lange mit seinen roten Fingern im Schnee herum, bis die weiße Kugel wirklich wie ein Kindergesicht aussah. Es war das jüngste Kind der Familie Schneemann.
    Ala dann die vielen Schneefiguren im Kreise umherstanden, meinte Lilo, man müßte sich erwärmen und Haschen spielen. Da ging es auch gleich los! Es wurde abgezählt. Rainer mußte ausreißen, und Bällchen sollte ihn fangen. Aber Bällchen kullerte immer nur im Schnee herum, und darum ließ Rainer sich mit Absicht abschlagen.
    Das war ein lustiges Spiel. Nur Dita fand keine rechte Freude daran. Aber sie tröstete sich damit, daß der Rainer zur nächsten Gruppenzusammenkunft doch nicht kommen würde. Was hatte es schon zu sagen, daß er liier mit ihnen spielte? Lachend und übermütig tobten sie um die Schneemannfamilie herum. Als die Dämmerung sank, wurde ein großes Zielschießen veranstaltet. Schneeball auf Schneeball sauste den dicken Schneeleuten auf die runden Bäuche und in die Gesichter. Der beste Schütze aber war Rainer Pilz.
    Und das sagte ihm Lilo auch.
    Rainer war sehr stolz. Zum ersten Male, seitdem er in dieser Stadt zur Schule ging, fühlte er sich unter Kindern richtig wohl.
    Auf dem Heimweg schoben sich Rübchen und Bällchen neben Rainer. Rübchen fragte: „Kommst du nächsten Mittwoch mit zum Gruppennachmittag?“
    „Weiß ich noch nicht“, erwiderte Rainer kurz angebunden. „Mal überlegen ...“

Ein Versprechen
    Dio ganze Nacht hindurch hatte es geschneit.
    „Ich gehe heute Brötchen holen“, sagte Dita am Morgen zu ihrer Mutti.
    Der Unterricht der dritten Klasse begann an diesem Vormittag erst um zehn Uhr. An solchen Tagen holte Dita immer die Frühstücksbrötchen beim Bäcker an der Ecke.
    Sie setzte die drei Puppen Loni, Hubert und Ingetraut, mit denen sie geschlafen hatte, zu den anderen aufs Sofa.
    „Sagt schön guten Morgen“, verlangte Dita von den Puppenkindern. Sie schlief abwechselnd mit drei Puppen. Es sollte sich keine benachteiligt fühlen. Nachdem sie da noch ein Kleidchen zurechtgezupft, dort ein Bändchen geknüpft hatte, zog Dita die rote Windjacke über, nahm das Geld für die Brötchen in Empfang und holte das Einkaufsnetz aus der Küche.
    „Lauf nicht mitten durch den Schnee!“ rief ihr die Mutti nach.
    Dita hüpfte die Stufen hinunter und sang laut ein selbstgedichtetes Lied: „Tru—tra—tri—tra—tro — die Katz hat einen Floh, einen Flie—Fia—Floh!“ Es schallte ganz herrlich im Treppenhaus.
    Draußen auf dem Gehweg lag der Schnee sehr hoch. Frau Niggelmann hatte ihn noch nicht weggeräumt. Nur ein schmaler Pfad war getreten worden.
    Die Hauswartsfrau hätte wirklich schon mit der Schneeschippe zur Stelle sein können, meinte Dita bei sich.
    Der Bäckerladen war gleich an der Ecke. Die Ladenglocke machte hastig „bimmelimmeling“, als Dita eintrat.
    „Guten Morgen!“ grüßte sie.
    „Guten Morgen, Dita“, sagte die dicke Bäckersfrau freundlich.
    „Fünf Milchbrötchen, nicht wahr?“
    „Ja, Frau Ungewitter.“
    Die Bäckersfrau hieß nämlich Ungewitter. Dita mußte immer ein bißchen lächeln, wenn sie den Namen aussprach. Manche Kinder sagten: „Ich gehe zu Donners“, wenn sie beim Bäcker einholen mußten.
    Frau Ungewitter legte die Milchbrötchen in Ditas Netz, und das Mädchen sprang wieder davon.
    Als Dita durch den Hausflur eilte, quälte sich Frau Niggellmann gerade aus ihrer Wohnung. Sie ächzte und seufzte zum Erbarmen. Um den Kopf hatte sie einen dicken grauen Schal gewickelt, so daß ihr Gesicht winzig klein aussah. Ihre Beine steckten in viel zu großen hohen Filzstiefeln.
    Dita grüßte höflich,
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