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Rainer und die Puppenmutter

Titel: Rainer und die Puppenmutter
Autoren: Hans Günter Krack
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Rübchen die Lust zum Rodeln vergangen. Sie machten sich verstimmt auf den Heimweg.
    Dita zankte wie ein Rohrspatz über Rainer. Sie behauptete, daß es keinen Zweck habe, ihn zum Pioniernachmittag einzuladen. Und mit Fräulein Jüngling wollte sie auch nicht sprechen! Ganz deutlich sagte sie das!

Rainer lehnt ab
    Ditas Mutti hatte für die große Puppe Loni ein neues Kleid geschneidert. Ein wunderschönes Kleid war das. Aus dunkelblauem Samt, der matt schimmerte.
    Als Dita mit Bällchen und Rübchen zur Zusammenkunft ihrer Pioniergruppe ging, nahm sie die Puppe Loni mit. Alle sollten sie sehen und bewundern. Sie setzte dem Puppenkind eine blaue Mütze auf, damit es sich die Ohren nicht erfrieren konnte. An die Beine bekam Loni dicke, lange weiße Strümpfe und an die Füße schwarze Lackhalbschuhe.
    Die Zusammenkunft fand jeden Mittwochnachmittag in der Schule statt. Auf dem Wege dorthin trafen die Mädchen Rainer. Der hatte seine Großmutter bis zur Straßenbahnhaltestelle gebracht. Rainers Oma hatte immer Angst, wenn es glatt war.
    „Wo wollt ihr denn hin?“ fragte Rainer.
    Dita würdigte ihn keines Blickes. Für sie war er Luft. Das, was er ihr am Tage vorher auf der Rodelbahn angetan hatte, war eine Gemeinheit gewesen!

    „Wir gehen zum Gruppennachmittag“, sagte Rübchen so freundlich, als sei nichts geschehen. „Willst du mitkommen? Wir laden dich ein. Fräulein Jüngling wird sich bestimmt freuen.“ Es schien, als überlegte Rainer eine Weile. Dita fürchtete schon, er würde „ja“ sagen. Aber da krauste Rainer seine Nase und machte „Pah!“
    Dabei wäre er ganz gerne einmal zu einer solchen Zusammenkunft mitgegangen. In Erfurt hatte er nie Zeit dazu gehabt. Aber — er ließ sich doch nicht von Mädchen einladen!
    „Pah!“ bekräftigte er noch einmal. „Mit euch ollen Puppentanten! Ich gehe rodeln!“
    Er stieß mit der Schuhspitze in den Schnee, daß es nur so um die drei Mädels stiebte. Ditas Puppe Loni bekam einen Eisklumpen an den Kopf, daß es laut bumste.
    Wütend schrie Dita auf und wollte sich auf den Frechling stürzen. Wenn es um ihre geliebten Puppenkinder ging, fürchtete sie sich vor niemandem. Aber Rainer lachte nur laut auf und schlitterte davon.
    „Und für so einen wollt ihr ein gutes Wort einlegen“, fauchte Dita mißmutig.
    „Wir haben es ja noch gar nicht versucht“, wandte Rübchen ein und nestelte an ihren Zopfschleifen.
    „Ach du“, schimpfte Dita unbeherrscht, „du mit deinen dämlichen Vorschlägen!“

Ein empörender Vorfall
    Im Pionierzimmer hatten sich schon viele Kinder eingefunden. Alle Mädchen bewunderten Ditas Puppe. Nur die Jungen zogen spöttische Gesichter.
    Bällchen erzählte von ihrer Begegnung mit Rainer Pilz, und auf einmal drehte sieh die ganze Unterhaltung um diesen Jungen. Viele schimpfen auf ihn. Aber es gab auch ein paar Jungen, die ihn in Schutz nahmen.
    Dita schrie am lautesten und wollte alle Stimmen übertönen. Ab und zu rief sie „Ruhe“, aber niemand störte sich daran.
    Sie waren sehr vertieft in ihr Gespräch, darum merkten sie gar nicht, daß Fräulein Jüngling schon eine ganze Weile an der Tür stand. Sie hörte den Kindern zu und lächelte verschmitzt.

    Fräulein Jüngling war noch sehr jung. Sie hatte ein schmales Gesicht und ganz hellblaue, strahlende Augen. Als sie ins Zimmer trat, wurde es auf einmal still. Nachdem sie die Kinder begrüßt hatte, fragte Fräulein Jüngling, die zugleich auch Pionierleiterin war: „Nun, wie ist es mit dem Rainer? Erzählt mal.“ Bevor noch alle anfangen konnten durcheinanderzureden, trat Rübchen vor.
    „Wir wollten schon mit Ihnen — äh, mit dir darüber sprechen“, begann sie leise. Sie konnte sich schlecht daran gewöhnen, zu der Lehrerin „du“ zu sagen. Und das war ja auch ein bißchen komisch, denn im Unterricht hieß sie Fräulein Jüngling, und bei der Gruppenzusammenkunft durfte man sie einfach du und Lilo nennen.
    „Ja, das wollten wir“, fuhr Rübchen eingeschüchtert fort, weil sie einen empörten Blick Ditas aufgefangen hatte. Aber was wollte Dita denn? Sie hatte ganz deutlich gesagt, daß sie kein gutes Wort für Rainer einlegen wollte! „Der Rainer wohnt seit einem Vierteljahr in unserer Straße und hat schon viel Unsinn angestellt. Wir wissen aber nicht, was wir machen sollen, daß er anders wird. Nicht mehr so frech, meine ich ...“
    Auf einmal stieß Dita die Klassenkameradin zur Seite und sagte laut: „Ja, und da hatte ich mit Rübchen und Bällchen
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