Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
der Jagd hatte. Sie erfreute sich an Sintaras Schönheit gerade so, wie sie es genossen hätte, in einem vornehmen Haus zu wohnen oder wie sie einst die Kunst und Musik ihrer Nachbarn in den Grillenkäfigen genossen hatte. Doch sie verwechselte diese Schönheit nicht mit Sintaras Persönlichkeit.
    »Du bist so ruhig«, sagte Tats behutsam.
    »Ich denke nach, das ist alles.«
    »Du denkst viel nach in letzter Zeit.«
    »Das stimmt. Aber ich glaube nicht, dass das etwas Schlechtes ist.«
    »Das wollte ich damit auch nicht sagen.«
    »Ich weiß.«
    Er rutschte unglücklich hin und her und seufzte. »Thymara, habe ich zwischen uns alles zerstört?«
    Sie wandte sich zu ihm um und lächelte ihn herzlich an. »Nein. Natürlich hast du das nicht getan. Du hast nur, nun, eigentlich haben wir beide die Sache bis an einen Punkt getrieben, an dem wir uns darüber unterhalten mussten, was als Nächstes passieren sollte. Es war nicht schlimm, dass wir diesen Punkt erreicht haben.«
    »Aber als Nächstes ist nichts passiert«, grummelte Tats leise und sah weg.
    Darüber musste sie schmunzeln. »Oh, es ist durchaus was passiert. Nur nicht das, was du erwartet hast. Ich habe Nein gesagt und es auch so gemeint. Das meine ich immer noch, Tats. Aber es ist nicht wegen dir. Sondern weil ich mit all den Veränderungen, die ich durchmache, fertigwerden muss, und ich arbeite sie eine nach der anderen ab.«
    Er sah zu ihr hinüber. Seine Wimpern waren voll und lang wie eh und je. »Dann ist es nicht … für immer. Es ist nur eine Entscheidung für den Augenblick.«
    »Tats«, fing sie an, wurde aber unterbrochen, als sich Rapskal neben ihr zu Boden warf. Sie schreckte zusammen. Sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass er zurück war. Unwillkürlich verzog sich ihr Gesicht zu einem Lächeln. Es war unglaublich schön, ihn wieder bei sich zu haben. Tats gab einen leisen, erstickten Laut von sich, doch lächelte er den Freund mit ungespielter Herzlichkeit an.
    »Also, dann lass mal sehen!«, begrüßte Rapskal sie.
    »Was?«
    »Deine Flügel, was denn sonst? Alle haben sie gesehen, nur ich nicht. Lass sie raus, ich will sie sehen.«
    »Rapskal, sie sind, nun ja, sie sind noch nicht fertig.« Ihr fiel nichts anderes ein. Denn sie war sich nicht sicher, wie sie es ausdrücken sollte. Doch dann fiel es ihr ein. »Ich bin noch nicht bereit dafür, dass jemand sie sieht.«
    Er drehte den Kopf zur Seite, sodass das Sonnenlicht auf die Schuppen auf seinem Kinn fiel. Sie musste sich beherrschen, um nicht mit dem Finger darauf entlangzustreichen. Er zuckte verwirrt mit den Schultern. »Aber kürzlich am Fluss haben alle sie gesehen. Sogar ich habe sie gesehen, wenn auch nur ganz kurz, als wir über euch hinweggeflogen sind. Also ist es nur recht und billig, dass ich sie jetzt sehen darf, denn alle anderen hatten schon die Möglichkeit.«
    »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Bitte.«
    Sie versuchte sich zu erinnern, ob er jemals zuvor bitte gesagt hatte. Wenn ja, hatte es sich nie so angehört. Anstatt ihm zu antworten, griff sie über die Schultern zu den Rückenöffnungen in ihrem Hemd und tastete nach den Spitzen ihrer Flügel.
    »Oh, ich helfe dir«, bot er an, und bevor sie es ablehnen konnte, spürte sie schon seine Finger an ihren Flügelspitzen. Behutsam half er erst der einen, dann der anderen Schwinge aus dem Hemd heraus. Bei seiner sanften Berührung lief ihr ein Schauer über den Rücken, und ein Zittern ging durch ihre Flügel.
    »Ohhh«, sagte er. »Breite sie aus. Lass mich das Muster sehen.«
    Sie musterte ihn argwöhnisch. Er wirkte verzückt. Verlegen linste sie auch zu Tats hinüber. Der starrte ihre Schwingen an, als müsse er immer noch den Gedanken verdauen, dass sie ein Teil von ihr waren. »Ich lerne gerade, wie man sie bewegt«, sagte Thymara leise. Plötzlich wollte sie, dass beide ihre Flügel sahen. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Sonnenstrahlen, die von ihnen eingefangen wurden. Sylve hatte recht gehabt, entschied sie. Sie waren wie Finger, die aus ihrem Rücken herauskamen. Finger, lange Finger an Händen … Sie machte die Augen auf und sah auf ihre Hände herab. Sie schloss die Hände zu Fäusten und öffnete sie langsam wieder. Dabei achtete sie auf jeden Muskel und jede Bewegung.
    Als Rapskal nach Luft schnappte, wusste sie, dass es geklappt hatte. »Oh, sie sind wunderschön. Darf ich sie anfassen?«
    »Rapskal, ich glaube nicht, dass …«, begann sie, aber er hörte nicht auf sie.
    »Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher