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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio
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erfahren hatte, dass der unmenschliche Conte sich in der Gewalt der Dunklen Königin befand. Diese Strafe hatte sie dem Monster von Herzen gegönnt! Der Conte hatte David – und viele Elfen vor ihm – gefangen gehalten und sich an seiner Magie und Kraft bereichert.
    Sie schauderte. Nach der Auflösung des Schattenlandes war der seelenlose Untote, der sich nun Cagliostro nannte, entkommen. Nicht auszudenken, was er mit David und Rian anstellte, falls er sie tatsächlich in seiner Gewalt hatte ...
    Hastig eilte sie weiter, sah sich suchend um. Fanmór hatte eine Herrscherin erwähnt, die Bóya regieren sollte. Aber warum hatte er das Portal nicht direkt vor ihrem Palast geöffnet? Nadja runzelte die Stirn. Es war weit und breit kein Palast oder Schloss zu sehen. Nur Bäume, gigantische Bäume in allen Farben des Herbstes. Ein farbenfrohes Reich der Fantasie mit zartbunten Schmetterlingen und Käfern, die die Luft erfüllten. Zahlreiche Vögel und Eichhörnchen huschten durch das Geäst.
    Und doch schien der traurige Klang einer dunklen Flöte alles zu durchdringen. In dieser Gegend regierte der Verfall. Es roch modrig, welke Blätter bedeckten das Gras. Nirgends erblühte neues Leben. Trotz all seiner Schönheit war dieses nebelerfüllte Reich dem Untergang geweiht und wartete schweigend auf den ersten Schnee des Winters.
    Sie liegt im Sterben, diese Welt. Mehr noch als das Reich der Sidhe Crain
. Im Baumschloss hatte Talamhs Anwesenheit Wunder bewirkt. Die Bäume trieben aus. Kleine Blüten öffneten zaghaft ihre Knospen. Nadja vermochte nicht zu ergründen, wie groß Talamhs Macht war und woher sie rührte. Doch es stand außer Frage, dass ihr Kind, das man den Sohn des Frühlingszwielichts nannte, zumindest zeitweise den Einzug der Zeit aufhalten konnte.
    Sie stieß einen kleinen Ast vor ihrem Gesicht aus dem Weg und zog die Jacke enger um ihre Schultern. Inmitten dieser nebelumhüllten Baumriesen fühlte sie sich verloren. Weiter folgte sie dem Weg und tauchte in den Wald ein, immer einen Trittstein nach dem anderen nehmend. Die Steine hoben sich deutlich gegen das silberne und dunkelgrüne Gras ab.
    Irgendwohin muss der Weg ja führen
. Erst als sie erneut Musik zu hören glaubte, blieb sie stehen. Da war er wieder: der Klang gurgelnder Stimmen, ein singender Wasserfall und Trommeln. Plätscherte da nicht tatsächlich Wasser ganz in ihrer Nähe?
    Wo Trommeln sind, muss auch jemand sein, der sie schlägt
. Nadja verließ den Weg aus Trittsteinen und folgte dem Klang zwischen den Bäumen. Ein dünner, steinloser Pfad schlängelte sich durch silbernes Gras und violettrote Sträucher. Beeren aller Art und Formen wuchsen darauf, doch obwohl Nadja als Talamhs Mutter inzwischen in der Anderswelt essen durfte, ohne für immer dortbleiben zu müssen, hielt sie sich zurück. Diese Beeren sahen fremd aus. Einige wirkten giftig in ihrer unnatürlichen grüngelben Färbung.
    Alles um mich ist wie das Herbstbild eines Kindes, das zu viele Farben benutzt hat
.
    Nadja folgte dem lauter werdenden Trommeln. Auch das Geräusch von Wasser, das gegen Felsen schlug, verstärkte sich. Als sie auf dem schmalen Pfad zwischen zwei goldgelben Ginkgobäumen hervortrat, blickte sie verwundert auf einen großen See mit rauschendem Wasserfall. Aus einer Höhe von über sechzig Metern floss das Wasser über schroffes schwarzes Gestein. Rauschend und mit hellgrüner Gischt fiel es in das braungrüne Steinbecken vor ihren Augen.
    Eine Weile war Nadja so fasziniert vom Anblick der tosenden Wassermassen, dass ihr das Wichtigste entging. Sie stutzte.
Wo ist die Musik hin?
    Außer dem Rauschen des Wassers war nichts zu hören. Sie stand allein vor diesem See, der keinen oberirdischen Abfluss zu haben schien. Ahorne, Ginkgobäume und Azaleenbüsche rahmten den größten Teil seines Ufers. Nur der schmale Streifen, an dem Nadja stand, war erdig und von schlüpfrigem Moos bewachsen. Es roch verlockend, frisch und feucht.
    Wenigstens kann ich etwas trinken
, dachte Nadja. Sie war durstig und ging auf das Wasser zu. Auf einmal hörte sie hinter sich das Knacken von Ästen. Alarmiert fuhr sie herum.
    Verdammt, was ist das?
Ihre Augen weiteten sich. Fünf dunkle Gestalten huschten auf allen vieren aus den Büschen. Sie bewegten sich parallel zu Nadja und stießen ein dumpfes Knurren aus. Auf den ersten Blick wirkten sie wie Hunde mit feinem Fell und spitzen, langen Zähnen, die aus den geöffneten Mäulern ragten. Doch im Gegensatz zu Hunden hatten sie
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