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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio
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streng und für elfische Verhältnisse grob. Seine Iris hatte die Farbe von tiefbraunem Holz.
    Er scheint sehr alt zu sein. Seine Augen wirken, als hätten sie die Anfänge der Welt gesehen
.
    Hinter ihnen teilte sich das Wasser, und einer der algengrünen Kappa stieß an die Oberfläche. Nadja hörte ein Knurren neben sich. Der Faltensack war wieder da. Das Geschöpf warf sich mit den breiten Pranken voran ins Wasser, dem Kappa entgegen. Es winselte und fiepte, als sein Kopf unter Wasser gezerrt wurde.
    »Was ist das für ein Ding? Ein Hund? Gehört der zu dir?«
    »Kush? Kush ist ein Shishi. Er gehört zu mir.«
    Schon immer hatte Nadja ein großes Talent für Sprachen gehabt und sich inzwischen so häufig in Anderswelten bewegt, dass sich ihr Gehör schnell anpasste. Das war eine der angenehmen Begleiterscheinungen des elfischen Erbes. Sie schüttelte sich und wrang ihr kastanienbraunes Haar aus. »Solltest du ihm nicht helfen? Es wirkt so, als habe er Probleme.«
    Wie um ihre Worte zu unterstreichen, stieß der Shishi im Wasser einen hohen quietschenden Laut aus, der nicht zu seiner kehligen Stimme passte. Dieser Kush kämpfte verzweifelt. Wasser spritzte nach allen Seiten.
    »Unkraut vergeht nicht«, sagte der hochgewachsene Elf gleichmütig. »Kush kommt, wenn er mit Spielen fertig ist.« Er wies auf ein schwarzes Pferd von schlankem Wuchs. Auch aus seiner Stirn wuchsen kleine Hörner, ähnlich denen der Marderkobolde.
    »Was waren das andere für Wesen?«, fragte Nadja. »Und wer bist du?« Sie folgte dem Elfen in der schwarzen Rüstung.
    Der Brustpanzer wies an den Schultern das stilisierte Zeichen zweier Falkenschwingen auf, und das Unterkleid des Ritters bestand aus einem weiten Hosenrock, über den die Rüstung fiel. Die Ärmel unter dem Panzer hatten breite Aufschläge. Auf Schmuck verzichtete der Elf gänzlich. Nadja fiel das schwarze Band an seinem Handgelenk auf, als er ihr auf das Pferd mit den Hörnern half. Es war an den Enden zusammengeknotet.
    Wie ein vertrocknetes Cairdeas
, dachte sie schaudernd und berührte Davids Band an ihrem Arm.
    Der Elf redete leise auf das Pferd ein, das große Angst vor Nadjas Schatten zeigte. Kein Wunder – nichts sonst in der Elfenwelt besaß einen Schatten. Erst nachdem er einige weiche, fremde Laute ausgestoßen hatte, beruhigte sich das Tier.
    »Die Wesen, die dich zuerst angriffen, waren Marder-Oni. Sie sind Treiber. Hinterlistige feige Biester, die den Kappa dienen. Kappa sind Portalbesetzer. Sie lassen sich gerne in der Nähe von Portalen in Flüssen und Seen nieder. Am liebsten lauern sie Grenzgängern auf, denen Bóya fremd ist. Sie locken sie mit ihrem Gesang zu sich, holen sie in ihr Reich und machen sie zu ihren Sklaven. Die magische Flüssigkeit in ihrem Hirn hilft ihnen dabei.«
    Aus dem Wasser kamen platschende Laute gemischt mit einem hellen Kläffen und einer kehligen Stimme. »Grrr! Jetzt haut endlich ab! Lasst los!« Der Shishi sprang an Land und schüttelte sein Fell, dass die Hautfalten wackelten. »Wasser! Ich hasse Wasser. Warum muss es immer wieder Wasser sein?« Er sah Nadja treuherzig an. »Bist du unverletzt, Mutter der Hoffnung?«
    Mutter der
was?
Trotz des ausgestandenen Schreckens musste Nadja grinsen. Diese Elfen in Bóya waren ausgesucht höflich zu ihr. Wirkte sich Talamhs Schutz immer noch auf sie aus?
    »Ja, danke, Kush. Ich bin unverletzt.«
    »Was hältst du da in der Hand?«, unterbrach der Kriegerelf. Inzwischen saß Nadja auf dem Pferd und konnte auf ihn hinabsehen. Zögernd öffnete sie ihre Faust. Darin lag ein dunkelgrüner Edelstein. »Ich habe das hier dem Kappa weggerissen, der mich angriff.«
    Der Elf sog scharf die Luft ein. »Ein Kappa-Auge! Sie sind ungemein wertvoll! Man kann damit nahezu jegliches Gift neutralisieren. Kein Wunder, dass die Gemeinschaft so erzürnt ist. Lasst uns reiten.« Er schwang sich hinter Nadja auf das Reittier, und sie setzten sich in Bewegung. Kush lief hechelnd neben ihnen her, die Zunge hing ihm aus dem Maul. Aus seinem schwarzbraunen Fell spritzten Wassertropfen.
    Auch Nadja war klatschnass, und die Kälte drang allmählich bis auf die Knochen. Ihr Begleiter schien es zu merken, denn von einem Augenblick zum nächsten spürte Nadja eine angenehme Wärme in ihrem Rücken, die von dem Kriegerelfen ausging.
    »Du schuldest mir noch immer deinen Namen«, sagte sie herausfordernd.
    »Verzeih, Mutter Talamhs.« Der Elf sprach dicht an ihrem Ohr. Seine Stimme war angenehm wie der Wind in den
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