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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio
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Bäumen oder das Gurgeln eines klaren Baches. »Mein Name ist Naburo. Ich bin der oberste General meiner Kaiserin, Tenna Amuyana-tudori-sa-kara. Meine Herrin sandte mich aus, dir am Portal entgegenzukommen und dich auf meinem Pferd nach Aizu-Wakamatzu zu bringen, doch als ich zum Portal kam, warst du nicht mehr dort. Also suchte der Shishi deine Spur und fand dich schließlich vor mir in der Falle der Marder-Oni und Kappa.«
    »Dann hab doppelt Dank für die Hilfe«, sagte Nadja förmlich. »Mein Name ist Nadja Oreso, kurz Nadja. So nennt man mich in der Menschen- wie in der Anderswelt.« Dieser Elf verunsicherte sie. Ein Krieger und General. Einer, der einen hohen Rang hatte und wenig sprach, wenn man ihm nicht gerade alles aus der Elfennase zog.
    Aber ich hatte es in der Elfenwelt schon mit ganz anderen Geschöpfen zu tun
, dachte sie, um sich Mut zu machen, und seufzte.
Warum bin ich derzeit nur so leicht zu verunsichern?
    »Sind alle Elfen dieser Gegend so hellhäutig?«, fragte sie, um sich abzulenken.
    »Ja. Alle menschenähnlichen Elfen haben sehr blasse Haut. Über Bóya hängt der Dunst der Nebel und Vulkane. Wir lieben ihn und schätzen ihn mehr als die Sonne, denn er verbreitet eine geheimnisvolle, romantische Stimmung. Die Welt versinkt und existiert nur in ihrer Andeutung weiter, so wie die Kunst der Menschen und Elfen dieses Inselreiches.«
    Das waren doch mal einige längere Sätze. Nadja fühlte sich gleich besser. Dieser Naburo schien in Ordnung zu sein. Sie richtete sich auf dem Pferderücken auf, als sie die Festung auf dem nahen Berg erblickte. Nadja hatte einen Palast erwartet, ähnlich wie im indischen Jangala oder bei den Crain. Doch dort stand ein wehrhafter Bau aus groben schwarzen Steinen, der von vielen Angriffen und Kriegen sprach. Wie eine lauernde Riesenspinne streckte er seine langen Ausläufer über die Bergkuppe.
    »Die Festung der Tenna?«
    »Aizu-Wakamatzu«, bestätigte der Elf. »Beeilen wir uns. Du wirst bereits erwartet.«
    Nadja hatte wenig Zeit, den eigentümlichen Bau zu bewundern, der zwar wehrhaft war, sich aber doch gänzlich von den ihr vertrauten Burgen in Europa unterschied. Am erstaunlichsten fand sie, dass die komplette Außenmauer bewohnt war. Dort lebten Krieger und alle möglichen exotischen Elfen, die Nadja verwundert betrachtete.
    Ich dachte, ich hätte in Earrach und im Reich des Maharadschas Rabin Dranath Takur, des Königs von Jangala, schon alles gesehen. Aber Japan ist derart abgeschieden und vom Festland getrennt, dass hier etwas ganz und gar Eigenes existiert
.
    Am meisten faszinierten sie die vielen fliegenden Kobolde. Die Geschöpfe schimmerten in allen Farben des Regenbogens. Sie hatten lange spitze Ohren, die wie Antennen in die Höhe stachen, und kugelförmige Körper mit kurzen Ärmchen und Beinchen. Das Fliegen schien den Wesen von Bóya ebenso in die Wiege gelegt worden zu sein wie das Talent zur Unsichtbarkeit den Kobolden von Crain. Affenähnliche fliegende Geschöpfe erfüllten die Luft, unförmige Marderkobolde, die allerdings keine roten Augen hatten, Silberhörnchen und sonderbar zerknautscht wirkende winzige Bären, die nicht größer waren als Pirx. All diese Geschöpfe hielten in ihrem Tun inne, wenn sie Nadja kommen sahen, und senkten ihre Köpfe zu einer freundlichen Begrüßung.
    »Willkommen, Mutter von Talamh«, kam es Nadja wiederholt entgegen. Das ging ihr allmählich auf die Nerven.
    Naburo führte sie in das Innere der Burg. Sie eilten durch lange, dunkle Gänge, an deren Wänden die Bilder hingen, die Naburo bereits erwähnt hatte: Angedeutete Bäume und Berge aus goldener Tusche waren darauf zu sehen. Elfen gab es auf den Abbildungen nicht. Anscheinend war es an diesem Ort nicht üblich, sie zu zeichnen. Zwischen den Bildern standen hölzerne Waffenständer, die randvoll beladen waren mit japanischen Schwertern, Lanzen, Äxten und anderen exotischen Waffen. Nadja erkannte eine zweigliedrige, deren spitz gezacktes Metallende man an einer Schnur schwingen konnte wie ein Lasso. Ungewöhnlich waren auch die vielen mehrkantigen Waffen: dreieckige Klingen mit einem Haltegriff in der Mitte. Schwarz lackierte Truhen mit zart aufgemalten Pflaumenblüten erschienen ebenfalls regelmäßig an den Seiten des Ganges. So, wie es aussah, schätzten die Elfen Bóyas die Wiederholung.
    »So viele Waffen ... Steht ein Krieg bevor?«
    »Frage das die Herrscherin, Mutter Talamhs.«
    »Nadja. Ich sagte es schon: einfach Nadja.«
    »Wie du wünschst,
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