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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio
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flüsterte Nadja. »Das also ist die Verbindung. Er macht gemeinsame Sache mit Euren Feinden!«
    Die Tenna machte eine bestätigende Geste. »Unentdeckt, im Verborgenen bereiten meine Feinde und dieser Magier einen Anschlag auf mich vor. Und sie kämpfen dort, wo ich es nicht wage, sie anzugreifen – in der Menschenwelt! In einem Reich, aus dem ich mich wie der Herrscher von Earrach schon vor langer Zeit zurückzog, als auch die letzten Götter in Dunkelheit wandelten. Fremd ist mir diese Welt geworden, voll von Veränderungen in Augenblicken und Stunden. Niemand aus meinem Reich findet sich dort zurecht. Besonders nicht in dieser Stadt.«
    »Tokio«, unterbrach Nadja zum zweiten Mal.
    Ihre Respektlosigkeit ließ die Kaiserin nachsichtig lächeln. »Ja. Dort muss Cagliostro sein. Und er hat sich mit meinen Feinden verbündet. Ich kenne ihre Pläne nicht und trachte danach, sie zu erfahren. So richte ich mich als Bittstellerin an dich, wie du dich zuvor an mich gewandt hast. In diesem besonderen Fall bin ich auf ein Menschenwesen angewiesen. Wir schulden einander nichts und können uns dennoch gegenseitig helfen. Es ist ein gerechter Handel. Hilf mir, Nadja, und bringe in Erfahrung, was ich wissen möchte. Dafür werde ich dir Begleiter an die Seite stellen, die dich beschützen und dir Rat geben. Sie stehen dir auch bei der Suche nach dem Prinz und der Prinzessin bei. Gemeinsam könnt ihr sie befreien.«
    »Einverstanden«, sagte Nadja ruhig. »Ich bin mir durchaus bewusst, dass Ihr mich nicht grundlos empfangt, und ich denke, wir sollten in diesem Fall unsere Welten einmal wiedervereinen und als Verbündete handeln.« Wenn die Tenna ihre Hausaufgaben gemacht hatte, wusste sie, dass Nadja bereits in Annuyn gewesen war und den Herrn des Todes zu einem Handel gebracht hatte. Damit war ihr Status in der Anderswelt ohnegleichen.
    In Tennas Reich wurde Nadja bestenfalls geduldet, doch die stolze Kaiserin war nicht dumm. Sie verbarg ihre Gefühle gegenüber dem »Mischblut« und hatte folgerichtig erkannt, dass nur jemand wie die Menschenfrau ihr aus der prekären Lage helfen konnte. Demnach profitierten sie gegenseitig voneinander, und das sollte Nadja nur recht sein. Inzwischen war sie an die elfischen Regeln gewöhnt und fand sich immer besser damit zurecht. »Ich bin zum sofortigen Aufbruch bereit, denn die Zeit ... drängt, wie Ihr wisst.«
    Die Tenna senkte leicht den Kopf. »Zeit«, murmelte sie müde. »Diesen Begriff höre ich viel zu oft. Ich benutze ihn schon selbst.« Sie hob das Kinn. »Aber du hast recht. Ich muss eine sorgfältige Auswahl treffen und werde sie umgehend in Angriff nehmen. Erhebe dich, Nadja von den Menschen, und folge mir.«
    Majestätisch stand die Tenna auf, und die geflügelten blauen Kobolde zogen den Stuhl zurück. Nadja erhob sich ebenfalls, fühlte sich satt und gestärkt.
Ich finde dich, Cagliostro. Dieses Mal kommst du nicht davon!

2 Die Wahl des Kami
    An der Seite der Tenna betrat Nadja einen weiteren Innenhof der verschachtelten Burg. Dort war es dunstig und angenehm kühl. Ein einziger turmhoher Baum filterte das Licht des Tages. Im Gegensatz zu allen anderen Gegenständen und Wesen, die Nadja bisher in Bóya gesehen hatte, warf er einen schwachen Schatten. Es roch angenehm, frisch und süßlich zugleich. Nach Honig, herzhaften Früchten und taubesetztem Holz.
    Das ist eine Kiefer. Da sie einen Schatten wirft, muss sie göttlichen Ursprungs sein
. Ehrfürchtig betrachtete sie die dicken Seile aus Edelsteinen und Perlen, die sich wie hüftdicke Taue um den Baum wanden.
    Nein
, dachte Nadja verblüfft,
sie winden sich zwar um den Baum, aber die Schmuckbänder gehören doch zu ihm. Man kann sehen, wo Stein aus dem Stamm heraussprießt
. Verwundert betrachtete sie den mächtigen Baum, der höher war als die ihn umgebenden Mauern aus Obsidian.
    Direkt vor seinem Schatten blieb die Herrscherin stehen. Ihre Porzellanhände umspannten in einer weiten eleganten Geste die mystische Kiefer.
    »Das ist Yogamatsu, eine Schattenkiefer. Sie ist ein Sprössling eines noch älteren Baumes dieser Art. In Bóya wachsen ihm Steine aus dem Stamm, die von besonderer Magie sind und große Kraft haben können. Yogamatsu ist eine der Letzten ihrer Art und ein weiterer Grund, warum meine Feinde diese Burg wollen. Sie möchten die Steine herausbrechen und die Perlen an sich reißen, um ihre Macht zu mehren. Wahre Macht verleiht der Baum aber nur, wenn er die Steine freiwillig gibt. Das geschieht selten,
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