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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)
Autoren: Franz Grömmer
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zusätzlicher Truppen aufgrund der
unbedenklichen Lage auf ganz Pollesch nicht zur Debatte stünde.
    Manche der Berichte waren aber
von größerem Interesse. So legte Thelmons Außenposten ebenso Rechenschaft über
den Ausbau desselbigen ab. Regnir fühlte sich stets an die Errichtung der Stadt
erinnert, die er gemeinsam mit Thormir maßgeblich begleitet hatte. „Vielleicht können
wir Ähnliches erneut wagen. In ferner Zukunft …“, dachte der König und aß ein
Stück des Bärenschinkens, den Thelmon ihm vor einigen Monaten persönlich hatte
zukommen lassen. Während er kaute, stolperte er über die Zuschrift, die er zu
finden beabsichtigt hatte:
     
    An den königlichen Rat,
    Unsere Kundschafter beobachten
seit geraumer Zeit eine kleine Gruppe von Menschen, die durch das Land zieht.
Bisher verhalten sie sich friedlich. Ihr Anführer scheint von der gleichen
Statur wie Gharmon zu sein, jener Edelmann, der vor Jahren dem Königreich den
Rücken gekehrt hatte. Wir wissen nicht, was seine Absichten sind, dennoch
erscheint uns dieser Zwischenfall als erwähnenswert. Für den Fall, dass wir ihn
festsetzen sollen, habe ich bereits einen kleinen Trupp formieren lassen.
    Gezeichnet
    3 II 15, Thelmon, Kommandant des
Außenpostens
     
    Was mochte diese Person wohl
suchen? Was wollte er nach all den Jahren? War es möglich, dass die Kunde über
den Sieg Gharmon erreicht hatte und er nun in den Schoß der Menschen zurückkehren
wollte? Hatte er eingesehen, dass seine Sturheit damals ein Fehler gewesen war?
    Regnir war sich sicher, dass er
schnellstens herausfinden musste, was Gharmon im Schilde führte. Ein
Meinungswandel erschien ihm zwar möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Thormir
hatte ihn einst einen „von Stolz zerfressenen Sturkopf“ genannt, welcher
keinesfalls Fehler eingestehen würde. Der König teilte diese Auffassung. Er
rief einen Boten zu sich, der den Brief an den Kanzler weiterleiten sollte.
Gewiss würde er an der Nachricht interessiert sein, dass sein alter Widersacher
aufgetaucht war. Regnir schickte ebenfalls einen Befehl an den Außenposten, in
dem er anordnete, Gharmons Gruppe verstärkt zu beobachten. „Dieser Mensch ist
zu Vielem fähig, selten hingegen zu etwas Gutem“, sagte sich Regnir und
sinnierte noch lange über die Beweggründe des tief gefallenen Edelmanns.
    Der König traf sich in den
folgenden Tagen vermehrt mit Thormir, dessen Gesicht und Körper binnen
kürzester Zeit abgemagert waren. Die Augen leuchteten zwar noch immer hell,
doch prangten nun dunkle Ränder unter ihnen. Die schwarze Robe hing schlaff an
seinem Leib herunter und wirkte für den alten Magier viel zu groß geschnitten.
Regnir fiel zudem auf, dass das Haar des Kanzlers nicht mehr silbrig schimmerte,
sondern eine aschgraue Farbe angenommen hatte. Darauf angesprochen lächelte
Thormir nur und entgegnete: „Das Alter macht eben vor niemandem Halt.“
    Beide Männer berieten, wie man
mit Gharmon verbleiben könne. Schlussendlich einigte man sich, ihn noch einige
Zeit lang zu beobachten.
    „Sollte er Probleme bereiten,
werden wir ihn unter Arrest stellen müssen“, brummte Thormir entschieden.
Thelmon wäre derjenige, der den Zugriff durchzuführen hätte. Trotz seiner
augenscheinlich angeschlagenen Gesundheit war die Stimme des Magiers noch immer
kraftvoll und beherrschend.
    Regnir stand auf und sah sich im
Gemach des Kanzlers um. In den hohen Regalen lagen mittlerweile hunderte, wenn
nicht gar Tausende von Schriften und Pergamentrollen. Dem Anschein nach alle von
Thormir selbst verfasst. Der König las von einigen die Titel und wusste sofort,
worum es sich handelte: „Angewandte Ambalusdestillate“, „Orksprache und
–riten“, „Alchemistische Erkundungen um Eisenhand, Band 1-5“ …
    „Du bist geschäftig gewesen“,
stellte Regnir fest. Der Kanzler fasste dies als Lob auf und zeigte „seinem
Jungen“ die aus seiner Sicht wichtigsten Niederschriften. Er hatte eine enorme
Bibliothek angelegt. Gleichfalls hatte er vor einigen Monden damit begonnen,
die wichtigsten Punkte über die Orkfestung im Norden schriftlich festzuhalten.
    „Es wäre schade, wenn all dieses
Wissen verloren ginge“, sagte Thormir und wog einige Pergamentrollen in seinen
Händen. „Die Gründung der Stadt und der erste Feldzug des Königreiches sollten
für die folgenden Generationen stets greifbar sein. Es mag selbstverliebt
klingen, Regnir, allerdings glaube ich, dass unser Volk Beachtliches geleistet
hat, und sehe deshalb keinen
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