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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)
Autoren: Franz Grömmer
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bleiben. Wer soll meinem Sohn die
Richtung weisen, wenn er sich stundenlang mit den Mysterien des Lebens
beschäftigt? Wer soll ihn maßregeln, wenn er wie alle Heranwachsenden einmal
über die Stränge schlägt? Wer vermag dies zu tun? Gewiss, ich bin sein Vater,
doch wir beide dürften wohl aus langer Erfahrung wissen, dass du der bessere
Mentor bist.“
    Da lächelte der Kanzler wieder.
Seinen Augen strahlten in einem Glanz, wie sie es zuletzt in seiner Jugend
getan hatten. Für einige Zeit verharrte er in diesem seligen Zustand, bevor er
erneut zu reden begann:
    „Regnir, ich werde alles daran
setzen, solange wie möglich meine Hand über euch wachen zu lassen, wenngleich
mein Beschluss bestehen bleibt: Unter der Bedingung, dass ich das Problem mit
Gharmon gelöst habe, werde ich mich als Kanzler nach der Weihe des Thronerbens
aus dem königlichen Rat zurückziehen. Anschließend bleibe ich im Hintergrund
tätig, bis Manus mich zu sich ruft. Bevor wir heute auseinandergehen, will ich
mit dir aber noch über den Orden reden.“
    Thormir stand auf und öffnete
einen Vorhang, sodass das Mondlicht in das Gemach fallen konnte. Danach setzte
er sich abermals zum König, trank etwas Wein und aß ein Stück Käse. Sogleich
begann er dann zu reden. Sein Wunsch sei es, dass Erthrarca die nächste
Ordensmeisterin werden würde. Ihr vertrauten die Jünger am meisten. „Sie weiß
am besten über unsere Praktiken und Operationen Bescheid. Und um noch etwas
möchte ich dich bitten, Regnir.“
    Der Magier setzte sich nah zum
König und fuhr fort: „Ich möchte, dass die enge Verbindung zwischen Orden und
Rat abgebrochen wird, es sei denn, du erachtetest es für sinnvoll. Erthrarca
und die Jünger sollten nur deinem Befehl unterstellt sein. Wichtiges Wissen
hüten sie. Ich habe die Kampfmagier lange Zeit unter anderem auch dafür
ausgebildet, dass sie die königliche Familie schützen werden. Ich glaube nicht,
dass dir aus der Stadt jemand etwas Böses will, da selbst Gharmons Ränke
niemals ein derartiges Ziel verfolgt hätten. Trotz allem wollte ich für euch
gesorgt wissen, bevor ich zum einfachen Bürger Thormir werde.“
    Regnir sah den alten Magier
sprachlos an. Er vermochte seine Dankbarkeit nicht in Worte zu fassen. Erst
recht getraute er sich kaum, eine Zukunft ohne die Hilfe und den Schutz des
Kanzlers auszumalen. Auch wenn er den vergangenen Feldzug auf eigene Faust zu
Ende gebracht hatte, so wusste der König doch stets, dass Thormir ihn in der
größten Not mit Rat und Tat zu unterstützen verstand. Beide Männer saßen in
dieser Nacht noch mehrere Stunden in dem Gemach des Magiers und erinnerten sich
an vergangene Zeiten.
    Die Tage sollten schnell ins Land
gehen, und die Weihe von Regnirs Sohn rückte näher. Thormir ließ sich wieder
vermehrt in der Königshalle blicken, auch wenn sein eingefallenes Gesicht nicht
mehr fülliger wurde. Die Neuigkeiten über Gharmon rissen zwar nicht ab,
allerdings schien er lediglich ziellos durch die Lande zu wandern. Die
Garnisonen des Reiches mied er aber. Ohne Grund, so war man sich einig, durfte
man ihn nicht festsetzen, da dies gegen die Gesetze gewesen wäre, obwohl der
Kanzler seinem alten Widersacher noch immer misstraute. Und während Thormir und
Gharmon sich aus der Ferne belauerten, bereiteten die Bediensteten die Weihe
des Thronerben vor. Jedoch sollten in der Nacht zuvor, die Dinge eine
unvorhergesehene Wendung nehmen.
    Regnir schlief tief, als er von
einem eiskalten Schrei aus den Träumen gerissen wurde. Er sprang im Bett auf.
Was war das? Den Atem anhaltend lauschte der König in die Nacht hinaus. Nichts.
Lediglich das Käuzchen rief in der Ferne. Hatte der Schrei ausschließlich in
seinem Geiste stattgefunden? „Er klang so real“, murmelte Regnir leise und sah
sich um. Ingmir lag im Tiefschlaf. Sie lächelte in Gedanken an die morgige
Weihe unbekümmert vor sich hin.
    Der König erhob sich aus dem Bett
und ging zu einem kleinen Fass, das unweit des Fensters stand. Er brauchte
einen krugvoll Wasser, um den bösen Traum zu vergessen. Im Halbdunkel des
Mondscheins ließ Regnir seinem Körper einige Tropfen der kühlen Flüssigkeit
zukommen. Plötzlich fühlte er sich schmerzhaft an die grausame Stimme des
orkischen Großgottes erinnert, von der er einst so sehr gequält worden war. Sie
war ähnlich schrill gewesen, wie der Schrei, den er vor wenigen Augenblicken
gehört hatte. Oder den er gehört zu haben sich eingebildet hatte? Sein Körper
drängte Regnir,
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