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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)
Autoren: Franz Grömmer
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unsere Zukunft reden, auch
wenn es einigen nicht behagen möge.“ Bei diesem Satz wanderte Regnirs Blick zu
Gharmon, der auffällig ruhig in seinem Sessel verweilte. Was dieser wohl in
diesem Moment dachte? Ahnte er bereits etwas? Unterdessen fuhr Thormir mit
ruhiger, aber bestimmter Stimme fort:
    „Lange nun eilen wir schon durch
die Welt, ohne jegliche Rast, stets gehetzt und gejagt von den Orks, stets auf
der Flucht vor dem Hunger. Wollen wir tatsächlich unseren Nachfahren diese
Lebensweise vererben? Wollen wir …“, doch weiter kam er nicht. Gharmon war
aufgesprungen, um selbst das Wort zu ergreifen.
    „Diese Hatz, wie du es nennst,
'Meister' Thormir, ist unsere Tradition. Wir leben, wie es unsere Vorfahren
taten. Und unsere Nachfahren werden ebenso leben!“ Es war nicht zu überhören,
wie spöttisch er das Wort „Meister“ ausgesprochen hatte. Überraschenderweise
pflichtete ihm kaum jemand bei, so wie es Regnir erwartet hatte. Gharmon stand
zu den Edelmännern zugewandt und sprach ihnen zu, während Thormir das Geschehen
gespannt beobachtete.
    „Edelmänner, ihr Hohen unseres Volkes.
Nehmt ihr es tatsächlich so einfach zur Kenntnis, dass dieser Mann so über
unsere Lebensweisen spricht?“
    Von den Anwesenden kam nur
Geraune zu Gharmon zurück. Erbost war man, dass er so einfach das Wort an sich
gerissen hatte - man wollte zunächst Thormirs Rede vernehmen, hieß es.
Anschließend wäre es an Gharmon, seinen Teil beizutragen. Während dies
gesprochen wurde, huschte ein Lächeln über Regnirs Gesicht, weil auch er
wusste, dass dieser verbitterte, einfältige Edelmann mit dem kugelrunden Bauch niemals
einen konstruktiven Gedanken formen konnte. Doch wurde sein Denken abrupt von
Thormir unterbrochen, der seine weiteren Gedanken zügig, aber keineswegs
gehetzt vortrug.
    „Freunde, ich danke Euch
vielmals, dass ihr mir das Wort erneut erteilt habt. Viel bedeutet es mir, hier
und heute vor dem Plenum der Edelsten unseres Volkes zu sprechen. Wie auch ihr
wisst, sind wir vor allem in den vergangenen Wochen und Monaten immer häufiger
zum Ziel marodierender Orkbanden geworden. Eine Tatsache, die niemand leugnen
kann, auch nicht du, Gharmon!“ Thormir blitzte ihn mit einem Male an und fasste
ihn genau ins Auge, während der Angesprochene wie versteinert auf seinem Sitz
saß. „Häufig haben wir gemeinsam darüber gestritten, wie unsere Frauen und
Kinder, ja alle unsere Angehörigen am besten zu schützen wären. Immer wieder
beschloss unsere Versammlung, zusätzliche Männer unter Waffen zu nehmen. Immer
wieder beschloss unsere Versammlung, den Orks schneller zu entkommen als zu
vor. Und immer wieder scheiterten unsere Bemühungen. Immer wieder jagten uns
Orks hinterher, die wir stets nur unter schmerzhaften Verlusten zurückschlagen
konnten. Lange habe ich ruhelos in den Nächten gesessen und über eine sichere
Zukunft reflektiert, denn – die Orks können wir nicht endgültig ausmerzen, so
scheint es mir zumindest. Wir müssen bessere Lösungen finden. Irgendwann wird
unser Volk derart geschrumpft sein, dass wir den Blättern im Winde gleichen,
getrieben von dem Sturm der Orkverbände, die uns tagtäglich im Nacken sitzen.
Was also können wir tun?“ Thormir blickte erwartungsvoll in die Runde, als ein
junger Edelmann mit kastanienbraunen Haaren das Wort ergriff.
    „Ihr habt Recht, Meister Thormir.
Erst am heutigen Morgen wurde uns von einer Schar dieser widerwärtigen
Kreaturen berichtet, die sich etwa 30 Wegstunden von hier entfernt aufhalten
soll. Späher haben uns diese Kunde geschickt. Angeblich sind sie bestens
gerüstet und auf der Suche nach Beute.“ Schweigen ergriff die Runde.
    „Grünschnabel!“, blaffte Gharmon
schroff. „Ich möchte alle Anwesenden daran erinnern, dass die Orks dieser Lande
in der Schlacht der vier Schwerter vor mehr als vierundzwanzig Jahren
vernichtend geschlagen wurden.“
    „Trotz allem waren diese
Anstrengungen kaum genug, um sie uns dauerhaft vom Halse zu halten“, warf Regnir
ein.
    Die Stimmung der Versammlung
wurde unruhig. Diese neuen Nachrichten – soweit sie denn wahr waren – brachten
keine Zuversicht. Zwar stimmte es, dass nach der Schlacht der vier Schwerter
die Orks einen enormen Schlag erhalten hatten, dennoch waren sie nicht
vernichtet worden. Die besagte Schlacht war einst durch Thormir initiiert
worden, um seine erschlagene Familie zu rächen. Umso mehr schmerzte es ihn,
dass ausgerechnet Gharmon sie ansprach.
    „Ich habe noch einige Kunde
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