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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)
Autoren: Franz Grömmer
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zu verschwenden. „Hier, spiel‘
damit, aber lass mich jetzt in Ruh‘!“ Mit diesen leicht gereizten Worten
übergab er dem Jungen einen seiner Dolche, wies ihn an, das Zelt wieder zu
verlassen und widmete sich abermals seinen Plänen. „Lange schon wandern wir
umher, ohne Ziel, ohne Rast. Das muss nun ein Ende haben!“ Thormir stützte sich
auf den Eichentisch und studierte die Lageberichte, die die Kundschafter ihm
vorgelegt hatten.
     
    An Meister Thormir,
    Erhöhtes Plateau in etwa sieben
Meilen Entfernung. Erhebung wird von einem dichten Wald geschützt. See und
Fluss in unmittelbarer Nähe. Beide führen genießbares Wasser. Keinerlei
Orkspuren oder menschenähnliche Hinterlassenschaften. Der Boden ist fruchtbar
und für Landwirtschaft empfänglich. Bitte um weitere Anweisungen.
    Kundschafter Maxon
     
    Thormir griff nach einem zweiten
Schreiben und las es zum wiederholten Male, als wenn er sich vergegenwärtigen
wollte, dass es sich nicht um Gespinste seiner regen Fantasie handelte.
     
    An Meister Thormir,
    Vorgefundene Wälder scheinen ohne
jegliche Gefahr für unser Volk zu sein. Es gibt einen starken Wasserlauf,
dessen Arm in einen See mündet, der sich in direkter Nähe zu einem Plateau
befindet. Die Böden weisen eine gute Qualität auf. Des Weiteren gibt es
reichlich Wild zu jagen. Erbitte weitere Order.
    Kundschafter Seregon
     
    Thormir lehnte sich sichtlich
zufrieden in seinen kargen Holzsessel zurück. Er war ein grauhaariger Mann und
mit seinen 54 Jahren deutlich älter als Regnir. Sein schwarzes Gewand war wie
sein Gesicht deutlich von der Zeit gezeichnet. Die langen und dürren Hände
umklammerten die Lehnen. Jahre war es her, dass Thormir Frau und Tochter
während eines nächtlichen Orkangriffs verloren hatte. Die Erinnerungen, mögen
sie auch noch so lange zurückliegen, begleiteten ihn noch immer. In der
gleichen Nacht verlor auch Regnir seinen Vater. Daher übernahm Thormir kurze
Zeit später dessen Aufgabe und erzog und unterrichtete Regnir in all den
Dingen, die ihm bekannt waren. Auch die Künste der Magie brachte er ihm nahe,
auch wenn der Junge damals keine große Begeisterung für sie aufbringen konnte.
Ja, Regnir war in der Tat ein Sohn für ihn, wenn auch nicht der leibliche. Und
in ihm sah er weit mehr, als einen weiteren Angehörigen der fahrenden Menschen.
Thormir nahm einen dritten Bericht zur Hand.
     
    An Meister Thormir,
    Unser Trupp ist erfolgreich bis
zur gewünschten Stelle vorgerückt. Kein Feindkontakt, daher auch keine
Verluste. Stelle X weist keinerlei Spuren von Orks oder orkähnlichen Geschöpfen
auf. Militärische Nutzung ist möglich, beinahe optimal. Die Gegebenheit sollte
Platz für alle Angehörigen unseres Volkes bieten. Haben mit der Sicherung
begonnen. Gräben wurden ausgehoben. Planung der Wälle beginnt. Warten auf
weitere Befehle.
    Hauptmann Bhelm
     
    Wenn sein Plan auch nur eine
weitere Familie vor seinem Schicksal verschonen würde, dann wäre er bereits ein
voller Erfolg. „Kein Mann soll je wieder seine Angehörigen durch einen
Orküberfall verlieren!“, sprach Thormir zu sich selbst. Es wäre durchaus zu
schaffen, dachte er und begann mit dem Lesen weiterer Dokumente. Wenngleich
überschwängliche Gefühle schon seit Langem fremd für Thormir waren, so bemerkte
er doch, dass ihn ein Optimismus beschlich, wie er ihn selbst nicht für möglich
gehalten hatte. Er befand sich noch immer vor dem Tisch, der in seiner ganzen
Fläche von beschriebenen Pergamenten bedeckt war, die aus den verschiedensten
Ecken der Insel stammten. Einige Briefe waren sogar in einer anderen Sprache
und in fremden Schriftzeichen verfasst worden. Lange noch saß der hagere Mann
und verbiss sich in den Nachrichten.
    Etwa eine Stunde später erhob er
sich plötzlich, verstaute die Schriftrollen in einer mit Eisen beschlagenen
Truhe und begab sich in einen separaten Teil seines recht großen Zelts. Hier
schickte er Brieftauben mit Anweisungen an die jeweiligen Einheiten aus.
Anschließend begann er mit der Vorbereitung der Tribunalsversammlung, während
er beständig vor sich hinmurmelte: „Das Reisen muss ein Ende haben! Das Reisen
muss ein Ende haben …“
    Unterdessen saß Regnir an der
Schlafstelle seiner Frau und seines Sohnes. Leise summte er ein Lied vor sich
hin und hielt die Hand von Ingmir. Die Gedanken des jungen Mannes kreisten um
die bevorstehende Tagung. Weshalb trieb Thormir so plötzlich die Errichtung
einer Siedlung voran? Warum gerade jetzt? Und wie hatte
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