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Raecher des Dunklen Imperiums

Raecher des Dunklen Imperiums

Titel: Raecher des Dunklen Imperiums
Autoren: Michael Moorcock
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Das Schlachtfeld lag weit zurück. Er fiel durch die Nacht. Wo zuvor Männer um ihr Leben gefochten hatten, wiegte sich jetzt das Rohr im Wind. Glitzernde Lagunen dehnten sich unter ihm aus und weite Marschen. Er hörte das traurige Heulen des Marschfuchses und hielt es für Graf Brass' Stimme.
    Und mit einemmal hatte der Wind nachgelassen.
    Er versuchte, sich mit eigener Hilfe zu bewegen, aber etwas zerrte an ihm. Er trug nicht länger den Spiegelhelm und hielt auch das Schwert nicht mehr in der Hand. Er begann wieder klarer zu sehen, als der grauenvolle Schmerz in seinem Kopf nachließ.
    Er steckte bis zum Hals im Sumpf. Es war Nacht. Das Moor wollte ihn immer weiter schlucken. Vor sich sah er ein Pferd. Er griff danach, aber er konnte nur einen Arm freibekommen. Jemand rief seinen Namen, doch er glaubte, es wäre ein Vogelschrei.
    „Yisselda", flüsterte er. „O Yisselda!"

5.
    EINEM TRAUM GLEICH
    Ihm war, als wäre er bereits tot. Erinnerung und Phantasie vermischten sich, als er darauf wartete, daß die Marsch ihn verschluckte. Gesichter zeichneten sich ab. Er sah plötzlich das vertraute Gesicht Graf Brass', das, während er es beobachtete, älter zu werden schien. Er sah Oladahns, Bowgentles, d'Avercs, Yisseldas; er sah Kalan von Vitalls und Taragorms Palast der Zeit. Tiermasken starrten ihn von allen Seiten an. Er sah Rinal vom Geistvolk, Orland Fank vom Runenstab und seinen Bruder, den Ritter in Schwarz und Gold. Wieder sah er Yisselda. Aber sollten da nicht auch noch andere Gesichter sein? Kindergesichter? Und weshalb verwechselte er sie mit dem von Graf Brass? Graf Brass als Kind? Er hatte ihn doch damals gar nicht gekannt. Er war zu dieser Zeit ja noch nicht einmal auf der Welt gewesen.
    Graf Brass' Gesicht wirkte besorgt. Es öffnete die Lippen. Es sprach.
    „Seid Ihr es, Freund Hawkmoon?"
    „Ja, Graf Brass. Ich bin es, Hawkmoon. Werden wir zusammen sterben?"
    Er lächelte die Vision an.
    „Er spricht immer noch im Wahn", sagte eine betrübt klingende Stimme, die nicht Graf Brass gehörte. „Es tut mir leid, mein Lord. Ich hätte ihn zurückhalten sollen."
    Hawkmoon erkannte Hauptmann Vedlas Stimme.
    „Hauptmann Vedla? Seid Ihr gekommen, um mich ein zweites Mal aus dem Moor zu ziehen?"
    Ein Strick landete neben Hawkmoons freiem Arm. Automatisch schlüpfte er mit dem Handgelenk durch die Schlinge. Jemand zerrte an dem Seil. Langsam wurde er aus dem Sumpf gezogen.
    Sein Kopf schmerzte noch entsetzlich, als wäre das Schwarze Juwel nie entfernt worden. Doch allmählich schwand der Schmerz, und er konnte etwas klarer denken. Weshalb sollte er ein verhältnismäßig unbedeutendes Ereignis - auch wenn er dabei fast den Tod gefunden hätte - ein zweites Mal erleben?
    „Yisselda?" Er suchte unter denen, die sich zu ihm herabbeugten, nach ihrem Gesicht. Aber seine so lebhafte Phantasie hielt immer noch an. Statt ihrer sah er Graf Brass, umgeben von seinen kamarganischen Kriegern. Es war überhaupt keine Frau unter ihnen.
    „Yisselda?" fragte er erneut.
    „Kommt, Junge", sagte Graf Brass sanft. „Wir bringen Euch in die Burg zurück."
    Hawkmoon fühlte sich von den kräftigen Armen hochgehoben und zu einem wartenden Pferd getragen.
    „Könnt Ihr ohne Hilfe reiten?" fragte der Graf.
    „Ja." Hawkmoon kletterte in den Sattel des gehörnten Hengstes und richtete sich auf, aber er schwankte noch ein wenig, als seine Füße nach den Steigbügeln tasteten. Er lächelte. „Seid Ihr noch ein Geist, Graf Brass? Oder seid Ihr nun wahrhaftig dem Leben wiedergegeben? Ich sagte, ich würde alles tun, wenn wir Euch zurück hätten."
    „Dem Leben wiedergegeben? Ihr solltet doch wirklich wissen, daß ich nicht tot bin!" Graf Brass lachte schallend. „Waren es diese alten Ängste, die Euch durch den Kopf spukten, Hawkmoon?"
    „Ihr seid nicht in Londra gefallen?"
    „Dank Euch, nein. Ihr habt mir das Leben gerettet.
    Hätte dieser Ziegenreiter mich mit der Lanze erwischt, wäre ich jetzt gewiß tot."
    Hawkmoon lächelte schwach. „Also können die Ereignisse verändert werden, und ohne Nachwirkungen offenbar. Aber wo sind jetzt Kalan und Taragorm? Und die anderen?" Er wandte sich an Graf Brass, während sie nebeneinander über den alten Marschpfad ritten. „Und Bowgentle, und Oladahn, und d'Averc?"
    Graf Brass runzelte die Stirn. „Seit fünf Jahren tot. Erinnert Ihr Euch denn nicht?" Er räusperte sich. „Wir haben im Dienst des Runenstabs viel verloren. Ihr Eure geistige Gesundheit."
    „Meine geistige
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