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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel
Autoren: Niamh O'Connor
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Rockstar-T-Shirt, Designer-Jeans und modischen Peep-Toe- Stiefeletten bekleidet. Ihre Ohrstecker funkelten, wie es nur echte Diamanten konnten.
    »Kommen Sie bitte mit?«, forderte Jo sie auf und zeigte auf ein Vernehmungszimmer rechts vom Empfangstresen. Sie zog ihre Ausweiskarte durch den elektronischen Türöffner und ließ das Mädchen vorangehen. Drinnen geleitete sie sie an den Schultern zu einem der beiden Stühle an einem kleinen, quadratischen Tisch, wobei ihr die French Pedicure ihrer Fußnägel auffiel. Wenn Jo mal die Zeit hätte, sich zu verwöhnen, wären die Chancen, dass sie die für so etwas vergeudete, gleich null.
    »Sie werden denken, dass ich Ihre Zeit verschwende«, sagte die junge Frau.
    Als sie ihren geschliffenen Akzent hörte, merkte Jo, dass sie sie kannte – sie hatte den gleichen sphinxartigen Augen ausdruck wie Kate Moss. Na klar, sie hatte sie erst neulich in The Late Late Show gesehen, wo sie zum Spenden für einen guten Zweck aufgerufen hatte. Überhaupt, sie war ein Model, und noch dazu, wettete Jo, eines der bekanntesten des Landes. »Sie sind Tara Parker Trench, nicht wahr?«, sagte sie.
    Das Mädchen nickte kurz.
    Warum hat Foxy auch das nicht erwähnt?, fragte sich Jo. Er las jede verfügbare Tageszeitung; sie wurden tagtäglich auf die Wache geliefert. Dieses Mädchen war eines der aktuellen It-Girls, unmöglich also, dass ihr Name Foxy nichts gesagt hatte. Sosehr er ein Pedant war, der gern alles nach Vorschrift machte, hatte er doch auch eine Schwäche für Klatsch. Jo richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Tara, die angefangen hatte zu weinen. Sie sah leidend aus, und ihre Lippen waren bläulich verfärbt.
    »Bitte, es geht um meinen kleinen Sohn – jemand hat ihn entführt. Sie müssen ihn finden! Wenn ihm etwas passiert, weiß ich nicht …«
    Jo stand auf und griff zu dem Telefon an der Wand. »Okay, dann müssen wir eine Vermisstenanzeige aufgeben. Ich besorge uns die Formulare, die wir brauchen.«
    »Das habe ich schon getan.«
    Jo hielt inne.
    »Ich war gestern Abend schon hier«, erklärte Tara und wischte sich die Augen. »Ihre Leute waren sozusagen dabei, als er entführt wurde. An der Tankstelle um die Ecke. Ich habe ihnen gesagt, dass ich Sie will.«
    »Das verstehe ich nicht …«
    Tara schniefte. »Ich wollte an den Quais tanken, gegen neun gestern Abend, wie ich Ihren Kollegen schon gesagt habe. Presley, mein Sohn, saß hinten im Kindersitz. Ich war nur eine Minute weg, höchstens zwei … Er ist erst drei Jahre alt. Es hat wie verrückt geschüttet … Er hat geschlafen … Er gehörte längst ins Bett. Ich wollte ihn nicht … Die Gardaí waren da, weil es Randale gab. Ein Streifenwagen stand direkt neben meinem Auto, als jemand Presley herausgeholt hat. Ich dachte, er wäre sicher …« Sie fummelte eine Visitenkarte aus ihrer Jackentasche. »Das ist er, der Polizist, dem ich alles erzählt habe. Er hat mich gestern Nacht hierhergebracht.«
    Jo las Fred Oakleys Name auf der Karte. Er war ein Detective Sergeant, ein Bär von einem Mann mit dicken, kastanienbraunen Haaren. Ein bisschen sehr von sich überzeugt, aber engagiert im Beruf und gründlich. Fred fühlte sich unter Männern am wohlsten, er stemmte gern das ein oder andere Bierchen und redete über Rugby, aber solange er Verbrechen aufklärte, würde Jo ihm das kaum zum Vorwurf machen. Der Umstand, dass dies Freds Fall war, erklärte auch, weshalb Foxy so mit Informationen geknausert hatte. Er wusste natürlich genau, um wen es sich bei der jungen Frau handelte, aber als der alte Hase, der er war, hatte er sich lieber dumm gestellt, als sich Einmischung vorwerfen zu lassen. Das durfte Jo übernehmen.
    »Sie sind bei Fred in guten Händen«, sagte sie zu Tara.
    »Aber ich brauche Sie!« Taras Stimme steigerte sich zu einem Wehklagen. »Ich habe in der Zeitung gelesen, was Sie geleistet haben, als die kleine Tochter von diesem Reporter entführt wurde.«
    Jo seufzte. Tara bezog sich auf den Serienmörder-Fall, den sie vor Kurzem bearbeitet hatte und in dem die Opfer sämtlich in die Entführung des Kindes eines Gerichtsreporters verwickelt gewesen waren. Sie hatte den Mörder gefasst, indem sie die Verbindung zwischen seinen fünf Opfern ermittelt hatte.
    »Sie müssen mir helfen, ihn zu finden. Bitte. Sie müssen …« Tara hörte sich an, als würde sie gleich hyperventilieren.
    »Gibt es noch was anderes, das ich wissen sollte? Irgend etwas in Bezug auf gestern Abend? Ist in letzter Zeit sonst noch
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