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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel
Autoren: Niamh O'Connor
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etwas passiert, das Ihnen nicht geheuer vorkam? Hat Sie jemand belästigt, Ihnen Ärger gemacht?«
    Tara stützte den Kopf in die Hände. »Nein, da war nur dieser Streit in der Tankstelle.«
    »Welches Auto haben Sie gefahren?«
    »Mein eigenes, einen Mini Cooper.«
    »Farbe und Kennzeichen?«, fragte Jo.
    Tara nannte ihr die Einzelheiten.
    Jo merkte sie sich. »Hat Detective Sergeant Oakley jemanden für Sie angerufen, eine Freundin oder einen Partner, der Ihnen beisteht?«
    »Es gibt nur meine Mutter, aber man hat ihr gesagt, sie soll zu Hause beim Telefon bleiben«, antwortete Tara. »Bitte …«
    »Hören Sie, ich werde tun, was ich kann, aber wenn mein Vorgesetzter mich dem Fall nicht zuteilt, kann ich Ihnen nur nebenbei in meiner Freizeit helfen. Es tut mir leid.«
    Das Mädchen fing wieder an zu weinen. Mitleid überkam Jo, und sie beugte sich vor und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Tara zuckte zurück.
    »Der Grund, weshalb ich ihn unbedingt finden muss«, schluchzte sie, »ist, dass er chronisches Asthma hat. Er bekommt jeden Abend Medizin. Ohne die wird er einen Anfall haben. Wissen Sie, was das bedeutet?« Sie sah Jo an, und die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Es bedeutet, dass er keine Luft mehr kriegt.«
    Jo bat Tara, in dem Vernehmungsraum zu warten, während sie zurück zum Empfang ging. Dort reckte sie sich über den diensthabenden Beamten hinweg nach dem gebundenen Protokollbuch und schob es an die Seite des Tresens, wo sie darin zurückblätterte, bis sie zu den gemeldeten Vorfällen von vergangener Nacht kam. Alles musste protokolliert werden. Sie fuhr mit dem Finger aufwärts über die chronologischen Einträge und tippte nach ein paar Sekunden auf die Zeile, in der Angaben über ein Kleinkind gemacht wurden, das nach Aussage der Mutter an einer nahe gelegenen Tankstelle aus einem Personenfahrzeug geraubt worden war. Der Zeitpunkt, zu dem die Tat gemeldet worden war, war mit 21.15 Uhr verzeichnet, lag also fast genau zwölf Stunden zurück.
    Normalerweise würde sie es unter solchen Gegebenheiten nicht für nötig halten nachzuprüfen, ob jemand wie Tara Parker Trench die Wahrheit sagte, aber irgendetwas stimmte da nicht. Warum zum Teufel habe ich heute Morgen nichts in den Zeitungen darüber gelesen?, fragte sie sich. Das Gesicht des Kindes in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken war einer der ersten Schritte in solchen Fällen. Die Wache hätte vor Betriebsamkeit schwirren, jeder verfügbare Beamte zu einer Besprechung einberufen und auf den Fall angesetzt werden sollen.
    Sie gab dem Officer das Protokollbuch zurück und ging hinauf, um mit Dan zu sprechen, froh darüber, dass sie nicht zuerst bei Jeanie im Vorzimmer anzuklopfen brauchte. Bei der Finanzlage des Landes gab es nicht einmal ein Budget, mit dem eine Vertretung für Dans Sekretärin eingestellt werden konnte. Jeanies Büro sah nun, da Schreibtisch und Computer in Jos neuem Reich standen, noch verlasse ner aus.
    Jo klopfte laut an seine Tür und ging hinein, ohne eine Antwort abzuwarten. Dan telefonierte gerade und sprach in diesem tiefen, sexy Tonfall, den er immer hatte, wenn er guter Laune war. Seine dunkelblauen Augen tanzten schelmisch hin und her, was Jo zu der Annahme brachte, dass er mit Jeanie redete. Sie spürte einen schmerzlichen Stich. Es war noch nicht allzu lange her, dass er so mit ihr gescherzt hatte.
    Da er sie einfach weiter ignorierte, ging sie zu seinem Apparat und drückte die Unterbrechen-Taste. »Sorry, ich weiß, das gehört sich nicht«, sagte sie, »aber Fred Oakleys Fall mit dem vermissten Kleinkind – ich muss mich da einschalten. Der kleine Junge ist schwer krank.«
    Dan drückte die Taste erneut und sagte: »Ich rufe dich zurück«, bevor er den Hörer aufknallte. »Vergiss es«, erwiderte er mit kaltem, hartem Blick. »Das ist Oakleys Fall. Er ist durchaus in der Lage, ihn zu bearbeiten.«
    »Einverstanden, aber die Mutter will mich, und ich kann es ihr nicht abschlagen.«
    »Das hat sie nicht zu bestimmen«, sagte Dan, immer noch verärgert. »Du wolltest dich doch sogar von hier wegversetzen lassen, erinnerst du dich? Außerdem habe ich volles Vertrauen zu Oakley.« Er lehnte sich zurück. Sein Bauch war flach und fest, aber sein Hemd musste mal richtig gebügelt werden, fiel Jo auf.
    »Hast du was mit deinen Haaren gemacht?«, fragte er.
    Jo betastete verlegen ihren Kopf. Sie hatte sich einen kürzeren Stufenschnitt zugelegt, während er weg war, weil sie etwas
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