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Racheopfer

Racheopfer

Titel: Racheopfer
Autoren: Ethan Cross
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damit?«
    »Der ganze Keller ist überflutet. Man steht da bis zu den Knien in der Brühe. Es ist noch unklar, ob es ein Rohrbruch ist oder vom Regen kommt. Die Abflüsse müssen verstopft sein, vielleicht durch die Renovierungsarbeiten. Die Bauarbeiter haben einen Haufen Werkzeuge herumliegen lassen. Die sind jetzt wahrscheinlich alle hin. Wir haben den Klempner gerufen, aber er kann erst morgen Nachmittag zu uns rauskommen. Sagt, er hätte wegen dem vielen Regen in letzter Zeit jede Menge Notfälle.«
    »Na toll! Das wirft die Planung um einen Monat zurück. Haben wir keine Pumpen da?«
    Ferris zuckte mit den Schultern. »Nicht mein Ressort.«
    David blickte wieder auf den Monitor. Ackerman behielt sein Tempo bei. Seine Miene war ruhig, aber entschlossen, und seine Geschwindigkeit und Beweglichkeit flößten David Unbehagen ein. Ackermans Training erinnerte ihn an den Drill bei den Navy SEALs oder Delta-Force-Angehörigen.
    »Wie lange macht er das schon?«, fragte er Ferris.
    »Weiß nicht, schon `ne ganze Weile. Mann, ich würde mir nach ein paarmal hin und her die Seele aus dem Leib kotzen.« Ferris fuhr sich mit der Hand durchs Haar und strich die rotblonden Strähnen aus dem jungenhaften, sommersprossigen Gesicht.
    David beobachtete Ackerman weiterhin. Er bereute es jetzt schon, dass er eingewilligt hatte, den Killer in seine Einrichtung verlegen zu lassen. Die Entschlossenheit, mit der Ackerman sich antrieb, wie er das Letzte aus sich herausholte, hatte etwas an sich, das David ganz und gar nicht behagte. Es schien beinahe, als würde der Killer sein hartes Training zur Vorbereitung auf einen ganz bestimmten Zweck absolvieren.
    »Ich bin in meinem Büro«, sagte David zu Ferris. »Behalten Sie Ackerman gut im Auge, und benachrichtigen Sie mich, wenn sich irgendwas Auffälliges tut.«
    »Willis und Mason lösen mich und Johnson in ein paar Minuten ab, aber ich geb’s weiter.«
    David nickte und kehrte in den Haupttrakt der Klinik zurück.

6
    Jennifer riss die Schublade ihres Kirschbaumschreibtischs auf und hob einen Stapel Akten und Berichte heraus. Darunter lag der Revolver. Sie nahm ihn an sich. Der .38 Special war die Tatwaffe bei dem Mord an ihrer Familie gewesen. Sie hatte ihn für zweitausend Dollar Bestechungsgeld aus der polizeilichen Asservatenkammer freigekauft. Mit diesem Revolver hatte Ackerman sie geschlagen und ihr die Wange aufgeschlitzt, als sie versucht hatte, sich zu wehren. Geblieben war eine schmale Narbe, die von der Schläfe bis zum Kiefer verlief. Jedes Mal, wenn Jennifer in den Spiegel blickte, gemahnte diese Narbe sie an jene Nacht, der sie seit damals nicht mehr entkommen konnte.
    Sie klappte die Trommel heraus und vergewisserte sich, dass der Revolver geladen war. Diese Kontrolle machte sie fast täglich und stellte sich dabei vor, was sie tun würde, sollte sie jemals wieder dem Ungeheuer gegenübertreten, das ihr Leben zerstört hatte.
    Dass sie eines Tages die Gelegenheit dazu bekommen würde, hätte Jennifer nie geglaubt. Und sie hatte sich stets gefragt, ob sie den Mumm hätte, ihren Plan in die Tat umzusetzen, falls es so weit kam. Jetzt waren ihre Zweifel verflogen. Der Augenblick war gekommen, und sie war bereit.
    Was sie tun würde, brachte sie wahrscheinlich für viele Jahre hinter Gitter, aber das war ihr egal. An dem Abend, als Ackerman ihr die Familie geraubt hatte, war ihr Leben zu einem Käfig geworden. Nun endlich bot sich ihr die Gelegenheit zur Flucht.
    Jennifers Gedanken schweiften zu David und dem Streit, den sie beide gehabt hatten. Manchmal wollte sie den Rest ihres Lebens mit David verbringen. Er war der Einzige, der ihren Schmerz verstehen konnte, und dafür liebte sie ihn. Sie fühlte sich bei ihm sicher - ein Gefühl, das sie seit dem verregneten Abend, an dem Ackerman in ihr Leben getreten war, nicht mehr erlebt hatte. David war ein guter Mann: In seinen Armen gab es Augenblicke, in denen die Narben ihrer Vergangenheit heilten. Doch von einer gemeinsamen glücklichen Zukunft zu träumen war dumm. In einer Welt, in der Francis Ackerman noch lebte und atmete, konnte sie niemals glücklich sein.
    Doch David sollte wissen, was sie für ihn empfand und weshalb sie nicht zusammen sein konnten. Deshalb nahm Jennifer einen Stift und brachte ihre Gedanken zu Papier. Sie faltete den Brief zusammen, schrieb seinen Namen drauf und ließ ihn auf ihrem Schreibtisch liegen, damit David ihn dort fand. Dann stand sie auf und verließ ihr Büro.
    Heute Nacht würde sie
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