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Racheopfer

Racheopfer

Titel: Racheopfer
Autoren: Ethan Cross
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alles ins Lot bringen.
    Heute Nacht würde sie Francis Ackerman töten.

7
    Jennifer trat auf den ersten Kontrollpunkt zu. Er befand sich an der Grenze zwischen der eigentlichen Klinik und dem Bereich des Eisernen Kreises. Mit einem Summen öffnete sich die Tür, und Jennifer betrat den kleinen Raum. Rechts von ihr saß ein Wärter hinter einer zolldicken Fensterscheibe aus Lexan.
    »Guten Abend, Bert«, sagte sie.
    Der große Mann hinter dem kugel- und schlagfesten Polycarbonatschild drückte auf die Mikrofontaste. Ein freundliches Lächeln legte sich auf sein rundes Babygesicht mit dem dünnen roten Schnurrbart. »Hallo, Doc! Was führt Sie ins Land der Hochsicherheit und Superlangeweile? Wollen Sie der Farbe beim Trocknen zuschauen?«
    Jennifer hatte Bert immer gut leiden können. Er war ein wenig schüchtern und unbeholfen, vergaß aber nie, wenn ein besonderer Anlass bevorstand. Sobald jemand Geburtstag oder ein Jubiläum hatte, zog er mit einer Glückwunschkarte durch die Klinik, auf der jeder unterschreiben musste.
    »Ich will nur mal nach unserem neuesten Patienten sehen«, erwiderte sie. Dann hielt sie einen Pappträger mit drei Kaffees in verschlossenen Styroporbechern hoch. »Und ich bringe Geschenke.«
    Bert nickte. »Für mich nicht, danke, aber die Jungs freuen sich bestimmt. Seit Ihr neuer Freund da ist, haben sie Alarmstufe Rot.«
    »Kann ich mir vorstellen. Wer hat schon gerne einen Massenmörder im Nachbarzimmer. Könnten Sie mich durchlassen?«
    »Aber sicher, Doc.«
    Jennifer folgte dem Gang zum zweiten Kontrollpunkt und passierte dabei die modernen Behandlungsräume, die es den Therapeuten - ihr und Kendrick - erlaubten, die Häftlinge gefahrlos zu behandeln. Bei diesem Gedanken überkam sie Bedauern. Was Kendrick hier auf die Beine gestellt hatte, war revolutionär und konnte die Welt zum Besseren verändern. Jennifer hoffte, dass Kendrick nach dem Zwischenfall ungehindert weiterarbeiten konnte, doch ihr war klar, dass die Sicherheitsbedenken, die unweigerlich aufkommen mussten, ihn um Jahre zurückwerfen würden.
    Dennoch ging sie weiter. Dabei versuchte sie an nichts anderes zu denken als an die Gesichter ihrer toten Familie.
    Am zweiten Kontrollpunkt ließen die Wärter sie zu sich in den Kontrollraum. Jennifer reichte den beiden Männern die Kaffeebecher und beobachtete dann auf den Monitoren Ackerman, der in seiner Zelle schlief. Nachtsichtgeräte gestatteten es den Wärtern, die Häftlinge auch ohne Licht zu beobachten. Ackermans Zelle enthielt nichts außer einer Toilette, einem Waschbecken und einer an der Wand befestigten Pritsche aus Stahl mit einer Matratze. Darauf lagen zwei Kissen und eine Decke aus dicker, schwerer Wolle, die sich weder zerreißen noch zusammendrehen ließ, um einen Strick zu bilden, mit dem die Häftlinge sich verletzen oder umbringen konnten. Mit der Zeit würde man ihm weitere Dinge gestatten, Taschenbücher etwa oder Zeitschriften, bei denen man die Heftklammern entfernt hatte.
    Doch Jennifer hatte nicht vor, Ackerman so lange leben zu lassen.
    Sie unterhielt sich mit den beiden Wärtern über Belanglosigkeiten, bis das Schlafmittel Wirkung zeigte und ihre Köpfe auf die Tischplatte sanken. Sie wartete noch einen Moment, um sicherzugehen, dass die Männer tatsächlich fest schliefen. Dann streckte sie die Hand aus und drückte den Knopf, der die innere Sicherheitstür öffnete.
    Normalerweise wurde diese Tür hinter den Wärtern verriegelt und der Gefangene gefesselt, ehe die Tür zu seiner Zelle geöffnet wurde. Diesmal allerdings war niemand im Kontrollraum, der die Zellentür öffnen konnte, deshalb musste Jennifer es selbst tun. Sie drückte den Knopf mit der Aufschrift »Zelle 5« und beobachtete Ackerman auf dem Monitor.
    Er rührte sich nicht.
    Es war so weit.
    Jennifer zog den Revolver aus der Tasche und verließ den Kontrollraum.

8
    Ackerman stellte sich schlafend, als er das Klicken hörte, mit dem seine Zellentür sich entriegelte. Er blieb regungslos liegen, als er spürte, wie jemand ihn über die Kamera beobachtete. Er wusste, wer es war. Eine alte Freundin.
    Obwohl es viele Jahre zurücklag, seit er zum letzten Mal ihr Gesicht gesehen hatte, hatte er sie auf der Stelle wiedererkannt. Als er vor langer Zeit im Haus ihrer Familie aufgetaucht war, hatte sie Jennifer Marsden geheißen, doch sie musste ihren Namen geändert und ihre Vergangenheit vertuscht haben. Andernfalls wäre ihr niemals gestattet worden, an einem Institut wie diesem zu
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