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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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gleichen Pullover wie Dad und hatte mit dreizehn oder so, jedenfalls unheimlich jung, sein erstes Haus mit dem Geld gekauft, das er von der Erstkommunion gespart hatte.
    »Am besten, du rufst Dad gleich wieder an«, sagte ich zu Margaret. »Denn mit mir wird das nichts.«
    »Wie recht du hast«, sagte Paul böse.

2
    D ie Stewardess zwängte sich zwischen Paul und mir hindurch. »Könnten Sie bitte Ihre Plätze einnehmen? Sie verstellen den Gang.«
    Paul und ich blieben aber stehen. Margaret, stets die Brave, hatte sich schon auf ihren Platz am Fenster gesetzt.
    »Gibt es ein Problem?« Die Stewardess überprüfte die Bordkarten, dann blickte sie auf die Sitznummern.
    »Aber die Sitze stimmen doch«, sagte sie.
    Das war das Problem. Laut unserer Bordkarten saß ich neben Paul, und der Gedanke, auf dem ganzen Flug nach Dublin neben ihm zu sitzen, stieß mir übel auf. Mein rechter Oberschenkel würde sich sieben Stunden lang nicht entspannen können.
    »Tut mir leid«, sagte ich, »aber ich will nicht neben ihm sitzen.«
    Ich zeigte auf Paul.
    »Und ich will nicht neben ihr sitzen«, sagte er.
    »Und was ist mit Ihnen?« fragte die Stewardess Margaret. »Haben Sie irgendwelche Vorbehalte, neben wem Sie sitzen?«
    »Nein.«
    »Gut«, sagte sie mit äußerster Geduld. »Dann setzen Sie sich doch ans Fenster.«
    Das war an Paul gerichtet.
    »Und Sie«, sagte sie zu Margaret, »nehmen den Platz in der Mitte.« Dann sagte sie zu mir: »Und Sie sitzen am Gang.«
    »In Ordnung«, sagten wir drei beschämt.
    Der Mann in der Reihe vor uns verrenkte sich den Kopf, um uns ansehen zu können.
    Eine Weile lang starrte er uns verwundert an, dann sagte er: »Verzeihen Sie mir die Frage, aber wie alt sind Sie?«

    Ja, ich hatte mich bereit erklärt, nach Irland zu fliegen.
    Obwohl ich anfangs nicht die geringste Absicht hatte mitzukommen, waren ein paar Dinge dazwischengekommen, die meine Einstellung geändert hatten. Zuerst besuchte mich Luke – groß, dunkel und sexy – in meiner Wohnung. Ich freute mich, ihn zu sehen.
    »Musst du nicht arbeiten?«, fragte ich und stellte ihn dann voller Stolz Margaret und Paul vor.
    Luke begrüßte sie höflich mit Handschlag, aber sein Ausdruck war verschlossen und angespannt. Um wieder ein Lächeln in sein Gesicht zu zaubern, begann ich, die Geschichte von meiner Eskapade im Mount-Sinai-Krankenhaus zum Besten zu geben. Er fand sie aber offenbar nicht lustig. Stattdessen packte er mich mit festem Griff am Arm und murmelte: »Ich muss mit dir unter vier Augen sprechen.«
    Ich war verblüfft. Wir ließen Paul und Margaret im Wohnzimmer sitzen, und ich ging mit Luke in mein Zimmer. Seiner steinernen Miene nach zu urteilen, war er nicht im Begriff, mich an sich zu reißen und zu sagen: »Schnell, jetzt wollen wir dir mal die nassen Kleider ausziehen«, was er sonst immer tat.
    Dennoch war ich nicht auf das vorbereitet, was dann kam. Er gab mir zu verstehen, dass er kein bisschen amüsiert sei über meinen Ausflug ins Krankenhaus. Im Gegenteil, er klang angewidert.
    »Wo ist dein Sinn für Humor geblieben?«, fragte ich erstaunt. »Du bist fast so schlimm wie Brigit.«
    »Darauf antworte ich erst gar nicht«, zischte er.
    Dann erklärte er zu meinem Entsetzen unsere Beziehung für beendet. Mir wurde ganz kalt vor Schreck. Er machte mit mir Schluss? »Warum denn?«, fragte ich, während jede Faser meines Körpers »NEIN!« schrie. »Hast du eine andere kennengelernt?«
    »Wie kannst du so eine unsinnige Frage stellen?«, herrschte er mich an.
    »Warum denn dann?«, fragte ich.
    »Weil du nicht die bist, für die ich dich gehalten habe«, sagte er.
    Na, jetzt war ich genauso schlau wie zuvor.
    Dann fing er an, mich aufs Gemeinste zu beleidigen, und behauptete, dass es alles meine Schuld sei und er keine andere Wahl habe, als unsere Beziehung zu beenden.
    »O nein, mein Lieber.« So leicht würde ich nicht klein beigeben. »Wenn du mit mir Schluss machen willst, bitte, aber gib nicht mir die Schuld.«
    »Himmel«, sagte er wütend. »Du willst es einfach nicht kapieren.«
    Er stand auf und ging zur Tür.
    Geh nicht.
    Er blieb nur kurz stehen, um mir noch ein paar Beleidigungen an den Kopf zu werfen, und verließ dann türenknallend die Wohnung. Ich war am Boden zerstört. Es war nicht das erste Mal, dass ein Mann mich ohne ersichtlichen Grund sitzengelassen hatte, aber von Luke Costello hatte ich das nicht erwartet. Wir hatten schon seit sechs Monaten eine Beziehung, und ich war langsam zu der
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