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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman
Autoren: Heyne
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nur circa zwanzig Sekunden gedauert.«
    »Schlaflosigkeit macht die meisten Menschen träge. Dich macht sie hyperaktiv.«
    »Ich habe letzte Nacht Winterschlaf gehalten. Ich bin so ausgeruht wie ein Bär im Frühling.«
    Sie sagte: »Ich habe mal im Zirkus einen Bären auf einem Dreirad fahren sehen.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Das war komischer, als einem Irren zuzusehen, der einen Hai reitet.«
    »Ich bin Puh der Bär. Ausgeruht und knuddelig. Wenn jetzt ein Hai anklopfen würde, um mich zu einem Ausritt einzuladen, dann würde ich Nein sagen.«
    »Ich hatte Alpträume, in denen du mit einem Hai gerungen hast.«
    »Es war kein Ringkampf. Es hatte eher etwas von einer Choreographie. Treffen wir uns dort?«
    »Ich werde dieses Buch niemals fertig kriegen.«
    »Lass den Computer jeden Abend an, wenn du ins Bett gehst. Die Heinzelmännchen werden es für dich fertig schreiben. Also, was ist? Treffpunkt wie immer?«

    Sie seufzte. Resigniert und glücklich. »In einer halben Stunde.«
    »Zieh den roten an«, sagte er und legte auf.
    Das Wasser würde warm sein, die Luft noch wärmer. Er würde keinen Neoprenanzug brauchen.
    Er zog Schwimmshorts mit einem Palmenmotiv an.
    Er hatte auch welche mit Haifischmuster. Wenn er die anzog, würde sie ihm den Hals umdrehen.
    Für später nahm er auf einem Kleiderbügel noch Sachen zum Wechseln mit und dazu ein Paar Slipper.
    Von den fünf Fahrzeugen in seiner Garage schien ihm der Ford Woodie Wagon Baujahr’51 - eine Spezialanfertigung, anthrazit mit Ahornverkleidung - am besten zu diesem Tag zu passen. Sein Board, das bereits hinter den Sitzen verstaut war, ragte mit der Finne nach oben aus dem geöffneten Fenster der Heckklappe.
    Er fuhr über das Kopfsteinpflaster ans Ende der Auffahrt, und bevor er nach links in die Straße einbog, hielt er kurz, um zum Haus zurückzublicken: anmutige schräge Dächer mit roten Ziegeln, mit Kalkstein verkleidete Mauern, bronzefarbene Fenster mit geschliffenen Scheiben, die das Sonnenlicht wie Edelsteine brachen.
    Eine Hausangestellte in einer frisch gestärkten weißen Uniform öffnete gerade die Balkontüren im zweiten Stock, um sein Schlafzimmer zu lüften.
    Einer der Landschaftsgärtner beschnitt den Jasmin, der sich an Spalieren die Mauern hinaufrankte, die den üppig verzierten Türrahmen aus Kalkstein am Haupteingang flankierten.
    In weniger als einem Jahrzehnt war Ryan von einem beengten Apartment in Anaheim bis in die Hügel an der Küste von Newport, hoch über dem Pazifik, gekommen.

    Samantha konnte sich den Tag nach Belieben frei nehmen, weil sie freie Autorin war, die zwar einiges leistete, ihre Arbeitszeiten jedoch selbst bestimmte. Ryan konnte sich frei nehmen, weil er reich war.
    Eine außergewöhnlich schnelle Auffassungsgabe und harte Arbeit hatten ihn aus dem Nichts ganz nach oben gebracht. Manchmal wurde ihm regelrecht schwindelig, wenn er aus dieser Höhe auf seine Anfänge hinabblickte.
    Er machte ein paar geschäftliche Telefonate, während er das Tor der bewachten und umzäunten Wohnanlage passierte und durch die Hügel nach Newport Harbour hinunterfuhr, wo Tausende von Vergnügungsyachten im von der Sonne vergoldeten Wasser lagen.
    Vor einem Jahr war er von seinem Posten als CEO von Be2Do zurückgetreten, nachdem er die Firma zur erfolgreichsten Site für soziales Networking im Internet gemacht hatte. Als Hauptaktionär war er zwar im Vorstand geblieben, hatte den Posten des Vorstandsvorsitzenden jedoch abgelehnt.
    Derzeit widmete er sich vor allem der kreativen Entwicklung: Er ersann und konzipierte neue Dienstleistungen, die seine Firma anbieten konnte. Außerdem versuchte er, Samantha dazu zu bringen, dass sie ihn heiratete.
    Er wusste, dass sie ihn liebte, und doch gab es etwas, das sie davon abhielt, sich auf eine Ehe mit ihm einzulassen. Er hatte den Verdacht, dass es ihr Stolz war.
    Der Schatten seines Reichtums war tief und sie wollte sich nicht darin verlieren. Obwohl sie dieses Thema noch nie angesprochen hatte, wusste er, dass sie sich Erfolg als Autorin von Romanen erhoffte, damit sie die Ehe als - wenn schon nicht finanziell - so doch zumindest kreativ Gleichgestellte eingehen konnte.

    Ryan war geduldig. Und beharrlich.
    Nachdem er seine Anrufe erledigt hatte, fuhr er vom Pacific Coast Highway ab und auf die Brücke nach Balboa, der Halbinsel, die den Hafen vom Meer trennte. Auf dem Weg zur Spitze der Halbinsel hörte er sich Doo Wop an, Musik, die jünger als der Woodie Wagon, aber ein
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