Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache ist lavendelblau

Rache ist lavendelblau

Titel: Rache ist lavendelblau
Autoren: Fannie Ennser
Vom Netzwerk:
nichts dir nichts, an die alte Zeit anknüpfen?“ Heidrun pfauchte, sie war wütend, fühlte sich verletzt und von Conradins Ansinnen überrumpelt. „Du fragst nicht einmal, ob ich nicht vielleicht eine neue Beziehung eingegangen bin?“
„Ich weiß, dass das nicht der Fall ist, sonst wäre ich gar nicht hier aufgetaucht“, antwortete er leise, „ich weiß es von Claus.“
„Ah, Claus, dein Informant die ganzen Jahre über, oder?“
„Heidrun, ich habe viel nachgedacht über mich, über uns, es war ein großer Fehler von mir, euch zu verlassen, ich wünschte, es wäre nicht so gekommen, wenigstens den Kontakt zu euch hätte ich früher suchen sollen.“
„Den Kontakt zu dir habe ich gesucht! Ich , nicht du!“, brüllte sie, „vergiss das nicht, ich fuhr nach Italien!“
Die Angespanntheit war zum Greifen.
Conradin saß, vorneübergebeugt und mit beiden Händen seinen Kopf stützend, schweigend da. Heidrun war aufgestanden und ging hektischen Schrittes auf und ab.
„Willst du hier übernachten?“, fragte sie ganz spontan, und Conradin schüttelte verneinend den Kopf. „Sein Haar ist ziemlich grau geworden seit dem Sommer“, stellte sie fest.
„Ich habe im ‚Pechstein‘ Quartier bezogen, da ist auch mein Gepäck. Ich werde jetzt gehen, ich denke wir sind beide müde.“ Sagte es und stand auf. Heidrun begleitete ihn zur Tür. Nachdem Conradin in die Nacht eingetaucht war und seine Schritte am Weg nicht mehr zu vernehmen waren, schloss sie ab und lehnte sich an den Türflügel. Die Unterhaltung hatte sie erschöpft, sie spürte, wie ihre Knie zitterten.
Liebt er mich gar noch? Romana, was wird die zu ihm sagen? Mein Gott, ich bin gar nicht frisiert. Das darf alles nicht wahr sein, was mache ich nur? Der blöde Fensterflügel klappert noch immer . Langsam begann Heidrun zu realisieren, dass möglicherweise eine gravierende Änderung ihrer Lebensumstände bevorstand.
Am Morgen stand das Frühstück am Tisch und Claus blätterte in der Zeitung, als seine Mutter die Küche betrat. Sie war verwundert, den Sohn schon so früh anzutreffen. „Schlechtes Gewissen“, dachte sie und verwarf sogleich ihre bösen Gedanken, als sie merkte, wie Claus sie aus den Augenwinkeln ein wenig schuldbewusst anblickte.
„Seit wann wusstest du, dass er kommt?“, fragte sie ihn, und ihre Stimme klang versöhnlich.
„Erst seit ein paar Tagen. Papa hat mir erzählt, dass er nach Hause zurück will, ich sollte dir davon aber noch nichts sagen. Weißt du, dass ihn Chiara verstoßen hat?“
„Ja, hat sie einen Neuen?“
„Weiß ich nicht, nur dass Papa zu viel getrunken hat, das dürfte der Hauptgrund ihrer Trennung gewesen sein. Sie hat ihn aus dem Haus gejagt.“
„Was?“, rief Heidrun und stellte ihre Kaffeetasse so heftig zurück auf die Untertasse, dass diese klingelte. „Mir hat er erzählt, Chiara habe ihn verlassen, weil sie sich auseinander gelebt hätten.“
„Mama? Mama, darf Papa wieder hier einziehen?“ Heidrun war auf diese Frage schon vorbereitet, nur, dass diese ihr Sohn und nicht ihr Ehemann stellen würde, damit hatte sie nicht gerechnet.
„Lass mich das in Ruhe überlegen, ich bin noch nicht so weit, ihr habt mich ja ganz schön überfallen.“ Sie strich sich gemächlich Butter aufs Brot, wiegte dabei ihren Kopf und stellte das Radio an. „Akustische Grenzziehung“ nannte Heidrun diesen Vorgang der Gesprächsunterbrechung. Nur, dass es leider nicht immer klappte, wenn sie das Bedürfnis nach einem Rückzug hatte.
„Du, wir treffen uns heute mit Romana“, sagte Claus ganz unvermittelt und so nebenbei, als wäre ein Zusammenkommen der Kinder mit ihrem Vater etwas ganz Alltägliches. Heidrun schaute überrascht zu ihrem Sohn auf. Das Messer glitt ihr aus der Hand und schlug klirrend am Teller auf.
„Du weißt, wo sie ist?“, fragte Heidrun mit erregter Stimme. „Du und Papa, ihr wisst, wo sie wohnt?“ „Mein Gott, endlich, hoffentlich geht sie nicht auf den Strich“, fuhr es der Mutter durch den Kopf. „Sag ihr, sie soll wieder heimkommen“. Heidrun schluckte nervös, ihre Hände zitterten. „Ob ich nicht doch mitkommen soll?“ Eine Lawine von Fragen, auf die sie keine Antwort fand, brach über Heidrun herein.
*
Nach Wochen der Ungewißheit war Conradin wieder in sein altes Heim zurückgekehrt. Heidrun hatte ihm Bedingungen gestellt, die er akzeptierte. „Nur nichts überstürzen“, war ihr Credo, „lassen wir alles auf uns zukommen, aber mit Bedacht.“ Sie hatten bis auf Weiteres
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher