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Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Titel: Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers
Autoren: Thomas Schmidt
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allgemeines Blabla. In dieser Rolle fühlte ich mich sauwohl. Aus meinem Brief wäre beinahe ein Roman entstanden. Die Antwort folgte auf dem Fuß. Bubach schrieb:

    Sehr geehrter Herr Drehwolke,
    ich freue mich, Ihnen heute einen persönlichen Brief schreiben zu dürfen!
    Unsere Firma ist im Begriff, in der ganzen Welt zu expandieren. In diesem Rahmen werden wir z.B. Filialijen(Flüchtigkeitsfehler authentisch!) in Amsterdam, London, Paris und sogar in New York und Tokio eröffnen. Dabei ergeben sich für Sie ungeahnte Karrieren in vielerlei Hinsicht. Dabei reisen Sie auf Kosten der Firma, denn Sie betreuen generell unsere Kunden, d.h., Sie müssen sie nicht erst aufspüren, wie die Heunadel im Steckhaufen! (Flüchtigkeitsfehler authentisch!) Ach übrigens – unsere Kunden nennen wir gelegentlich auch Mandanten. Sie sind namhafte Firmeninhaber und Privatpersonen aus Politik, Wirtschaft, Pharmazie, Medizin und Kultur.
    Zu den utopisch hohen Spesen und Honoraren, die Sie erwarten dürfen, werde ich mich natürlich aus Gründen des Datenschutzes nicht äußern! Nur zu junger Freund – trauen Sie sich, werden Sie Detektiv, to detect – ermitteln Sie für unsere Weltfirma!
    Nun zum finanziellen Ersteinsatz des jeweiligen Bewerbers: Das nächste Seminar wird in zwei Wochen durchgeführt, für nur 900 DM, die Ihnen bei erfolgreichem Abschluss Ihres Seminars selbstverständlich zurückerstattet werden! Ich verweise darauf, dass dieses Seminar mit solch einer geringen Teilnahmegebühr das Letzte sein wird und die inzwischen gestiegenen Kosten für den Lehrkörper mit genannter Summe ab 1992 nicht mehr abgefangen werden können. Greifen Sie also zu – es lohnt sich! (Dabei fragte ich mich, für wen!)
    Es ist sehr bemerkenswert, dass sich aus Ihrem Bekanntenkreis acht Personen für unser attraktives Angebot interessieren! Selbstverständlich gewähre ich Ihnen gern einen Rabatt bis zu 5 % für das Vermitteln der Bewerber für uns!
    Ich möchte Ihnen auch anderweitig entgegenkommen: Hören Sie Probe! Am kommenden Wochenende findet das vorletzte Seminar in diesem Jahr statt, welches natürlich schon ausgebucht war, als ich Sie das erste Mal anschrieb. Ich sorge natürlich für eine zusätzliche Einzelbestuhlung. Allerdings müssten Sie sich sofort brieflich äußern, ob Ihnen diese Variante zusagt. Sollte ich in dieser Woche nichts von Ihnen hören, werte ich diese Reaktion als Ihr Einverständnis betreffs unserer finanziellen Bedingungen. Zwei Mitarbeiter werden sich dann am Mittwoch kommender Woche gegen drei Uhr nachmittags im Eingangsbereich »Hotel Merkur« in Leipzig postieren, um die Teilnehmergebühren für die Detektei John Bubach von Ihnen, bzw. für die von Ihnen vermittelten Interessenten, gegen entsprechende Sicherheiten natürlich, zu empfangen.
    Hoch verehrter Herr Drehwolke, noch einige Worte zu unseren Strategien ...
    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr John Bubach
    Bubach’s Unterschrift war so unleserlich, wie die Tapsen unseres Hundes auf hellem Linoleum bei Regenwetter. John Bubach gehörte also mir. Würde ich diesem Probehören zustimmen, gäbe es nie eine Rückantwort, da war ich sicher. Meist zahlten die Kunden, weil sich mit der Variante »Probehören« jegliches Misstrauen legte. Der Verfasser des Briefes hatte in seiner Korrespondenz das weltumspannende Netz einer Detektei deklariert, die gar nicht existierte. Weil ich schon immer an den Weihnachtsmann glaubte, sagte ich nunmehr die Teilnahme am Detektiv-Lehrgang für mindestens acht Personen meines Bekanntenkreises zu. Dazu verfasste ich einen erneuten Brief in Schönschrift. Darin ging ich Bubach besonders um den Bart. Trotzdem offenbarte er mir weder Adresse noch Telefonnummer seines Unternehmens. Das machte mich besonders wütend.
    Mit Spannung wartete ich auf den besagten Mittwoch. An jenem Tag postierten wir uns, also einige Kumpans und ich, einige Zeit vor 15 Uhr im Eingangsportal des Hotels »Merkur«. Dieses Hotel verfügte über mehrere Konferenzräume im Erdgeschoss, in denen verschiedene Lehrgänge stattfanden. Aus diesem Grund war es für Außenstehende auch nicht auffällig, wenn Bubach das Hotel Merkur für seine Machenschaften auswählte. Kurz vor Drei betraten zwei aufgetakelte Gestalten den Eingangsbereich des Hotels und blieben in der Vorsaalmitte stehen. Ich ging auf die Leute zu und sprach sie an. Zunächst erfolgte keinerlei Reaktion auf meine Anfrage, ob sie die entsprechenden Vertreter des Bubach’schen Unternehmens seien.
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