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Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Titel: Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers
Autoren: Thomas Schmidt
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wieder und wurde dabei richtig aggressiv. Ich biss mir fast auf die Zunge. Am anderen Ende der Leitung vernahm ich wieder das Atmen von eben, dann trat eine längere Pause ein. Der Teilnehmer hatte bislang stillgehalten. Als Rache blieb mir nur die Möglichkeit, den Anrufer so lange wie möglich an die teuren Mobiltelefongebühren zu binden. Für eine Fangschaltung hätte die durch mich inszenierte Gesprächslänge allemal gereicht, aber ich war ja nicht bei der Kripo. Das Unternehmen, welches der Anrufer da vertrat, lobte ich maßlos über den Klee. Dabei hatte ich das ungute Gefühl, dass mein »Gesprächsgegner« das Handtuch werfen würde. »Wir haben zu Hause ein Satteldach. Auf Dachschrägen von Satteldächern kann ein Rettungshubschrauber nur bei bestimmtem Neigungswinkel landen«, gab ich zu bedenken. Der Fernsprechteilnehmer hielt noch immer still und hat in Erfahrung bringen wollen, ob ich auch über das Konto meiner Eltern verfügen könne. Nun war ich perplex. Darauf schlug ich vor, die Firma käme zu uns nach Leipzig und prüfte erst einmal die Landemöglichkeiten eines Hubschraubers vor Ort. An Stelle der zu erwartenden Redepause hörte ich ein leises Schnarchen. Ich stellte mir den Akquisiteur übergewichtig bzw. korpulent vor, dessen Mund beim Luftholen offen stand. Ich habe schon immer versucht, mir die Visagen von Anrufern nach deren Stimmen auszumalen. »Guutor Mann …!«, so wiederum der Teilnehmer, doch dann ist ihm womöglich das Wort im Hals stecken geblieben. Beinahe hätte ich ihm einen Blankoscheck angeboten, um ihn zu foppen. Letzten Endes war mir diese ganze Geschichte zu blöd, und ich entfachte einen Offensivkrieg. Betreffs der Frage des Akquisiteurs, ob wir am Leben hängen, habe ich die gleiche Frage an ihn gerichtet und angeraten, er möge seinen Besuch schriftlich avisieren, weil unser Rottweiler Alf seine Schweine am Gang erkennt und jedem Anonymling durch den Hals beißt. Allerdings hatte ich mir die Entscheidung offen gehalten, ob wir unserem Haushund den Maulkorb abnehmen oder nicht. Nachdem ich mit meinem Brachialinterview fertig war, machte es auf der anderen Seite der Strippe »klick«. Ich dachte lange über diesen Anrufer nach. »Man müsste sich eigentlich einen Waffenschein besorgen!«, sagte ich mir.
     

Die ersten Anschläge auf meine Person

    Eigentlich wollte ich mit Antiquitäten handeln, weil ich diese Tätigkeit höchst attraktiv fand. Bevor ich damit begann, mogelten sich viele unvorhersehbare Ereignisse dazwischen. Da gab es z.B. eine Reihe von Jobs, um nicht zu sagen Berufe, die Gewinne versprachen oder aber in finanzieller Hinsicht lukrativ zu sein schienen. Die meisten der Tätigkeiten mit denen ich mich versuchte, waren keine Berufe an sich, sondern ich träumte einfach nur vom ,schnellen Geld’, wie man neuerdings zu sagen pflegte.

    Deutschland ist eins geworden und die Straßen ab 1990 turbulenter und unsicherer. Was tun in diesem neuen Zeitalter? »Wichtig ist immer ein guter Start! Als Allrounder steht einem heutzutage die Welt offen!«, habe ich mir gesagt. Meine Großmutter meinte aber: »Jeder Mann an sein Fach, der Dachdecker aufs Dach!« Allerdings wäre ich nie auf Dächer gestiegen, weil ich zuweilen unter Höhenangst litt! Aus diesem Grund habe ich diesen Spruch ignoriert. Da heißt es: »Immer schön auf dem Teppich bleiben, das ist viel bequemer!« Apropos Teppich: Windige Gestalten haben mich dazu animiert, Teppiche zu verkaufen. Dazu habe ich mich verführen lassen und es versucht. Da ich nicht skrupellos und gerissen genug war, bin ich dabei jämmerlich auf den verlängerten Rücken gefallen, im wahrsten Sinn des Wortes! Ich sah Teppichverkäufer verschiedener Nationalitäten mit ihren Nobelkarossen unterm Hintern durch Leipziger Straßen rollen. Davon habe ich als ehemaliger Trabi- und Wartburgfahrer immer geträumt! Ganz nebenbei: Das Teppicheverkaufen ist ja eigentlich kein Beruf, doch man kann sich damit gut über Wasser halten, solange die Leute einen Scheuerlappen nicht von einem echten Perser unterscheiden können. So lange sie nur auf falschen Teppichen herumtrampeln, geht es ihnen immer noch besser als denen, die Hunger haben und sich nachts auf kühlen Rinnsteinen Hämorrhoiden holen! Um aber moralisch sauber zu bleiben, sollte man immer versuchen, einen Millionär zu bescheißen, obwohl, da verstößt man wieder gegen die guten Sitten bzw. gegen das Gesetz! Und weil es in der DDR kaum Millionäre gab, war auch die Kriminalität
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